Deutlich mehr Frauen als noch vor 20 Jahren werden wegen einer Essstörung im Krankenhaus behandelt - und sie werden immer jünger: Vor allem Zehn- bis 17-Jährige sind betroffen.

Die Zahl der wegen Essstörungen im Krankenhaus behandelten Mädchen hat sich binnen 20 Jahren verdoppelt. Während im Jahr 2003 noch 3.000 Mädchen und junge Frauen im Alter von zehn bis 17 Jahren in Deutschland stationär wegen einer Magersucht, Bulimie oder anderen Essstörung behandelt wurden, waren es zwanzig Jahre später 6.000. Das geht aus Zahlen des Statistischen Bundesamts hervor.

Damit gab es vor allem eine Verschiebung beim Alter der Betroffenen von Magersucht oder Bulimie, die gesamte Fallzahl blieb dagegen laut Statistik im 20-Jahres-Vergleich ähnlich.

Vor allem junge Frauen von Essstörungen betroffen

Auffällig ist: Vor allem junge Frauen und Mädchen werden stationär behandelt. Der Anteil der Zehn- bis 17-Jährigen Mädchen an allen Patienten mit Essstörungen sei von 2003 bis 2023 von 23,4 Prozent auf 49,3 Prozent gestiegen. Mit gut drei Viertel der Behandlungsfälle machte die Magersucht den Hauptteil der Krankheitsbilder aus, danach folgte Bulimie mit 11,1 Prozent der Fälle.

Mit gut drei Vierteln der Fälle wurde 2023 Magersucht (Anorexia Nervosa) am häufigsten diagnostiziert, elf Prozent der Patientinnen und Patienten litten an Bulimie (Ess-Brechsucht). Betroffen sind vor allem Frauen: Ihr Anteil bei den Krankenhausbehandlungen stieg innerhalb von 20 Jahren von 87,6 auf 93,3 Prozent. 

78 Menschen starben an einer Essstörung

Eine Essstörung im Krankenhaus zu behandeln verlangt der Statistik zufolge deutlich mehr Zeit als die meisten anderen Erkrankungen. Das zeigt sich an der Dauer der stationären Aufenthalte: 53,2 Tage dauerte eine Behandlung wegen Essstörung im Jahr 2023 durchschnittlich - der höchste Wert seit 2003.

Die Zahl der Menschen, die an den Folgen einer Essstörung sterben, schwankt den Angaben zufolge von Jahr zu Jahr stark. Im Jahr 2023 waren es 78. Im Jahr 2008 waren 100 Todesfälle auf die Erkrankung zurückgeführt worden, der Höchststand des 20-Jahre-Zeitraums. 2004 waren es nur 36.

Essstörung bei Männern äußert sich anders

Bei Jungen und Männern halbierte sich die Zahl der von einer Essstörung Betroffenen binnen 20 Jahren nahezu. 2023 habe es rund 820 männliche Patienten gegeben, 2003 waren es noch 1.560.

Essstörungen bei Männern bleiben jedoch oft unerkannt. Auch, weil sich die Krankheit anders äußert. Hier geht es nach Informationen der Münchner Psychologin Luisa Frinter häufig um einen "perfekt" gestylten, muskulösen Körper, ohne ein Gramm Fett zu viel. Ein männliche Schönheitsideal, das sich vor allem auf Social Media verbreite.

Warnzeichen für eine sogenannte Muskelsucht können nach Angaben von Fachleuten eine übertriebene Beschäftigung mit dem eigenen Körper sein, eine strikte Kontrolle von Ernährung und Bewegung sowie sozialer Rückzug. Wird das Training auch bei Krankheit oder einer Verletzung nicht unterbrochen, kann das auf ein zwanghaftes Verhalten hindeuten. Weitere Alarmsignale sind Stimmungsschwankungen, Gereiztheit oder Angst vor Kontrollverlust beim Essen.

Informationen und Hilfe für Betroffene Die Hausärztin oder der Hausarzt ist für viele Menschen, die wegen psychischer Beschwerden Rat suchen, die erste Adresse.
Beim Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit finden Angehörige und Betroffene Informationen und Hilfsangebote.
Die Kassenärztliche Vereinigung hilft bei der Suche nach psychotherapeutischer Behandlung.
Auch über die Telefonnummer 116 117 erhalten Betroffene Hilfe bei Suche nach psychotherapeutischer Behandlung.

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