Die Bürgermeisterin der Kleinstadt Spremberg in der Lausitz sorgte mit einem Brandbrief gegen Rechtsextremismus für Aufsehen. Nun wurde dort das Stadtfest gefeiert. Welche Rolle spielte die Debatte dort?

Das Heimatfest hat Tradition in Spremberg. Seit Jahrzehnten wird in der Stadt im August gefeiert. Vier Tage lang genießen, Spaß haben und die Stadt präsentieren. So zogen am Samstagvormittag die Vereine durch die Innenstadt - in sorbischen Trachten, in ihren Vereinsfarben und Uniformen. Es ist ein buntes Schauspiel mit Blasmusik. Und mehr, so sagen sie, soll es auch gar nicht sein - ein Volksfest mit Tradition. Beliebt bei Bewohnern und Gästen, die extra für dieses Ereignis nach Spremberg kommen.

Auch in diesem Jahr wurden etwa 30.000 Menschen erwartet. "Das Heimatfest ist die bedeutendste Veranstaltung in der Region", sagt der stellvertretende Bürgermeister, Frank Kulik (parteilos). Es gehe darum, die Menschen zusammenzubringen.

Und das ist auch das, was die Teilnehmer sagen. "Das ist wirklich das Highlight der Stadt Spremberg", sagt Veronika Zimmermann. Es sei wichtig, dass alle da sind.

Das Problem mit Rechtsextremismus

Zumindest eine ist nicht dabei: die parteilose Bürgermeisterin Christine Herntier. Sie ist im Urlaub und nicht in der Stadt. Der Jahresurlaub ließ sich nicht verschieben. Das hat sie in ihrer letzten Nachricht an die Spremberger auch so mitgeteilt und bedauert.

Herntier machte vor einigen Wochen öffentlich, dass die Stadt ein Problem mit Rechtsextremen hat. Das ist auch öffentlich sichtbar: Sticker mit rechtsextremen Botschaften kleben an Laternen, am Bahnhof. Die Pfarrerin der Stadt sprach im Juli von einer Normalisierung. Ein Hitlergruß an der Schule werde als dummer Jungenstreich betrachtet.

Vor allem die neonazistische Kleinpartei "Der III. Weg" zeigt sich immer stärker in die Öffentlichkeit. Im Stadtpark veranstaltet die Partei militärisch anmutende Sportnachmittage mit überwiegend jungen Menschen.

Bürgermeisterin Christine Herntier hat mit ihrem Brandbrief gegen zunehmenden Rechtsextremismus aufgerüttelt.

"Unterschwellig bekommt man es mit"

Dass die Bürgermeisterin dieses Thema laut ausspricht, hat nicht jedem gefallen. Zu Unrecht fühlen sich einige Spremberger in die rechte Ecke gestellt. Andere sehen in ihr eine "Nestbeschmutzerin", die das Image der Stadt zerstört. Die AfD, die in der Stadtverordnetenversammlung sitzt, will ihre Abwahl beantragen.

Doch wie viel davon hat Platz zwischen Rummel, Bühnenprogramm und Volksfest? "Unterschwellig bekommt man es natürlich mit, dass diese Debatte eine Rolle spielt. Aber das Heimatfest dient vor allem dazu, die Menschen vor Ort zusammenzubringen und friedlich miteinander zu feiern", sagt Herntiers Vertreter Kulik.

Platz für Aufklärung beim Stadtfest

Mitten in der Feiermeile hat das Demokratiemobil des Netzwerks "Tolerantes Brandenburg" seinen Stand aufgebaut, mit Glücksrad und Informationsmaterial zum Thema Rechtsextremismus. Die Bürgermeisterin hatte das Bündnis gebeten, vorbeizukommen.

Auch dieser Stand zieht Menschen an. Die Resonanz sei positiv, sagt Lars Krumrey, Fachreferent der Koordinierungsstelle "Tolerantes Brandenburg". Nur einer habe gepöbelt. Die Menschen sprächen miteinander und kämen mit ganz konkreten Fragen.

"Das sind Fragen, die darauf abzielen: Ich hab in meiner Nachbarschaft einen rechtsextremen Vorfall gehabt. Wie verhalte ich mich da ganz persönlich?", erzählt Kumrey. "Aber auch: Im schulischen Kontext hat mein Kind Begegnungen mit rechtsextremistischen Anfeindungen gehabt. Wie kann ich damit umgehen?"

Die Stadt hat sich Unterstützung geholt. Ein Programm soll in den nächsten Monaten mit Leben gefüllt werden. Der Hauptpunkt sei es, die Stadt wieder zusammenzubringen, so formuliert es Frank Kulik. "Offensichtlich ist da ein kleiner Spalt drin." Das Fest könnte zumindest eine Brücke bauen.

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