Grüne kämpfen um Sichtbarkeit auf dem Land in Sachsen-Anhalt
- In der Altmark kämpfen die Grünen mit geringer Sichtbarkeit – oft fehlen regionale Netzwerke und Präsenz im Alltag der Menschen.
- Grünen-Co-Chef Banaszak wirbt in Ostdeutschland für mehr Präsenz – unterstützt durch eine neue Offensive und gezielte Mittel für schwache Landesverbände.
- Vor den Landtagswahlen wollen die Grünen in Ostdeutschland mit neuen Strategien und mehr Präsenz in der Fläche punkten – allein Großstadtstimmen reichen nicht mehr.
Die Kreisgeschäftsstelle der Grünen in der Altmark am Rande der Stendaler Innenstadt. Man muss etwas suchen, um das Büro zu finden. Die Suche nach Parteimitgliedern allerdings ist weitaus schwieriger. Im ländlichen Sachsen-Anhalt wirken sie geradezu exotisch.
Der Grünen-Chef in der Altmark, Tobias Kremkau, glaubt, dass vor allem die geringe Größe der Partei die größte Herausforderung im ländlichen Raum ist: "Wir können politisch nicht wirken und wir werden kaum wahrgenommen, um mehr zu werden und um mehr Engagement an den Tag legen zu können."
Kaum Sichtbarkeit der Grünen auf dem Land
Etwa 80 Mitglieder hat die Partei hier, in einer Fläche, die doppelt so groß ist wie das Saarland und da sind die 15 Prozent Zuwachs der letzten zwei Jahre eingerechnet. Die meisten hätte der Kampf gegen Rechtsextremismus bewogen, in die Partei einzutreten, sagt Kremkau.
Die meisten Mitglieder seien außerdem zugezogen, sagt Kremkau. Die Zugezogenen nähmen die Grünen anders wahr. Sie sähen sie als normale und auch als größere Partei an. Allerdings hätten sie noch keine regionalen Netzwerke, sagt Kremkau: "Sind noch nicht in den Vereinen verankert. Das macht es ein bisschen schwer, am Stammtisch oder beim Vereinsabend gehört zu werden – ach hier gibt es auch jemanden mit einer grünen Meinung zu dem Thema".
Damit beschreibt Kremkau das Grundproblem: die Sichtbarkeit. Um das zu ändern, verlegt der Kreisverband Altmark seine Geschäftsstelle vom Rand der Stendaler Innenstadt prominent an den Marktplatz. Denn: "Demokratie braucht Begegnung. Das wollen wir über Veranstaltung schaffen. Wir wollen auch Bündnispartner für anderer Bewegungen sein", erklärt Kremkau.
Landes- und Kreisverbände sollen präsenter werden
Von Stendal nach Halberstadt. Co-Parteichef Felix Banaszak trifft bei seiner Tour durch Ostdeutschland im Soziokulturellen Zentrum "Zora" auf Vertreter der Zivilgesellschaft. Der Grünen-Chef hört zu, schaut sich um, stellt Fragen.
Banaszak kennt die Probleme der Grünen außerhalb der Metropolen in Ostdeutschland. Er spricht von mehr Präsenz, von struktureller Verankerung seiner Partei in den Kommunen, in Vereinen. Das aber sei schwierig. Helfen soll der Partei die neue Präsenz-Offensive, mit der sowohl Landes- als auch Kreisverbände gestärkt werden sollen.
Banaszak selbst hat inzwischen ein Büro in Brandenburg an der Havel. Laut ihm denken die Grünen über neue Fundraising-Möglichkeiten nach: "Das Geld fließt dann nicht irgendwohin, sondern explizit in die Landesverbände, die es besonders brauchen, damit beispielsweise auch hauptamtliche Geschäftsführung und angestellt werden können, die das organisieren, was Ehrenamtliche nicht mehr schaffen, zu organisieren."
Herausforderung: Wiedereinzug der Grünen in den Landtag
Die Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern kommendes Jahr stellen die Grünen vor eine große Herausforderung: "Wir haben in den letzten Jahren vielleicht selbst manchmal den Fehler gemacht zu sagen: Grün wählen gegen rechts. Das reicht aber nicht aus. Wir müssen im nächsten Jahr beantworten: Grün wählen wofür?", sagt Banaszak.
Zurück in die Altmark – Kreischef Tobias Kremkau setzt große Erwartungen in den neuen Vorstandsbeirat Bündnisgrüner Osten und ist selbst Mitglied. Auch ihn beschäftigt der Wiedereinzug der Grünen in den Landtag. Jüngste Umfragen sehen die Partei draußen. Kremkau sagt: "Das schaffen wir nicht mehr nur durch gute Ergebnisse Magdeburg und Halle. Wir müssen in der Fläche Punkten."
Dazu gehörten neue Wahlkampfstrategien, sagt Kremkau und auch das neue Büro am Stendaler Marktplatz. Offiziell eröffnet wird es im September.
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