Wie das Caravan Orchestra Juden, Muslime und Christen vereint
- Junge Musikerinnen und Musiker aus Israel und Deutschland spielen in Weimar zusammen im Caravan Orchestra.
- Das Projekt im Rahmen des Yiddish Summer Weimar erkundet jüdische, arabische und europäische Musiktraditionen.
- Interkultureller Austausch und Begegnungen sollen trotz angespannter politischer Lage ermöglicht werden.
Der Musiker Tayfun Guttstadt ist einer der Lehrenden im Team des Caravan-Orchestras. Seine kulturellen Wurzeln sind deutsch und türkisch, jüdische Vorfahren hat er auch. Er sagt, alle, die bei dem Projekt mitmachten, wüssten, worauf sie sich einließen: "Da ist niemand dabei der sagt: 'Ich will keine arabische Musik spielen, ich will keine jüdische Musik spielen oder ich will nicht mit Israelis oder mit Palästinensern oder mit Deutschen arbeiten.'"
Das Caravan Orchestra & Choir besteht aus mehr als 40 Personen.Bildrechte: Shendl CopitmanBeim "Caravan Orchestra & Choir" – so der offizielle Name des Projekts – arbeitet Tayfun Guttstadt mit mehr als 40 Menschen zusammen. Eine Hälfte stammt von der Universität Haifa in Israel, die andere aus Deutschland. Jeder hat andere Wurzeln, eine andere Herkunft: muslimisch, jüdisch, christlich – und klar, die Politik geht hier an niemandem vorbei. Auch wenn man sich als Blase, als geschützten Raum begreift, um überhaupt Musik machen zu können. "Es gibt keinen politikfreien Raum", sagt Tayfun Guttstadt. Auch hier nicht.
Es gibt keinen politikfreien Raum.
Und trotzdem sollen die Konflikte – so weit es geht – draußen bleiben. Das wünscht sich auch Faraj. Er ist Teil des Teams aus Haifa, Student der Ethnomusikologie und hat gerade seinen Master abgeschlossen. Er übt mit dem Caravan-Chor die richtige Aussprache der Liedtexte und platziert dabei immer ein arabischsprachiges neben ein nicht Arabisch sprechendes Chormitglied.
Die Mitglieder haben Wurzeln im Iran, Irak, in Israel und in Europa.Bildrechte: Shendl Copitman"Wir haben das im Blick und sind vorsichtig mit der politischen Situation", betont er. "Wir sehen das so: Sollten wir das besser verschweigen oder verstecken und gar nicht darüber reden? Wir sind also achtsam, wissen darum, sind respektvoll zueinander. Jeder hat eine andere Meinung", so der Musiker.
Musik als Verbindung zwischen den Kulturen
Das Caravan-Musikprojekt des Yiddish Summer Weimar begann bereits 2017, um Musikstile aus jüdischer und arabischer Sicht zusammen zu bringen und etwas Neues zu kreieren. Gern auch mit Instrumenten aus der jeweils anderen Kultur, erklärt Faraj.
Das Orchester ist bereits seit 2017 Teil des Yiddish Summer Weimar.Bildrechte: Yulia Kabakova"Wir erforschen die Ähnlichkeiten zwischen den Stilen. Anfangs scheint es so, als seien sie nicht sehr nah zueinander", sagt Guttstadt. Aber man sehe sehr gut, dass zum Beispiel Songs in Jiddisch eine russische, eine ukrainische, eine türkische und eine griechische Version hätten. "Bei Caravan singen wir in all diesen Sprachen die gleiche Melodie, die zwischen Osteuropa, der Türkei und der arabischen Welt existiert."
Das Ziel sei es, zu sehen, wie viel die verschiedenen Musikkulturen schließlich doch gemeinsam hätten. "Das ist der Grund, warum wir dieses Projekt machen", so Guttstadt.
Begegnungen zwischen Haifa und Weimar
Auch Andreas Schmitges, der das Caravan-Projekt beim Yiddish Summer koordiniert, betont, dass die Begegnung im Mittelpunkt stehe: "Für uns ist es wichtig, dass Menschen sich begegnen – und zwar direkt." Gerade in Zeiten, in denen die politische Polarisierung immer stärker werde, seien "die persönliche Verbindungen extrem wichtig."
Beim Caravan Orchestra arbeitet der Yiddish Summer Weimar mit der Universität Haifa und der Hochschule für Musik Franz Liszt in Weimar zusammen. Neben Proben und Konzerten sind auch soziale Aktivitäten und Austausch Teil des interkulturellen Projekts.
Das Caravan Orchestra tritt im August 2025 in Weimar, Erfurt und Eisenach auf.Bildrechte: Shendl CopitmanGleichzeitig entstehe dabei "großartige Kunst", weil die Teilnehmenden "musikalisch aus diesen verschiedenen Ecken kommen, aus arabischen Musikkulturen, aus jüdischen oder aus dem klassischem Jazz", sagt Andreas Schmitges. Alle zusammen entwickelten diese gemeinsame Vision, und dabei entstehe "eine besondere Energie."
Für uns ist es wichtig, dass Menschen sich begegnen.
Warum Zuhören wichtig ist
Auch Abigale Reisman aus Bosten in den USA ist bei Caravan dabei. Sie spielt Geige und übt mit der Gruppe den richtigen Klezmer-Klang. Auch sie sagt: "Wir konzentrieren uns auf unseren Job" – und im besten Fall gelinge es, "eine Atmosphäre zu kreieren, die uns alle zusammen bringt, nämlich auf der einen Seite mit der Musik und auf der anderen Seite die Menschen."
Die Musikerinnen haben unterschiedliche musikalische Hintergründe.Bildrechte: Shendl CopitmanDenn, sagt sie, wer Musik mache, müsse einander zuhören. Das gelte auf der Bühne ebenso wie mit dem Publikum.
Informationen zu den Konzerten:
Caravan Orchestra and Choir
"Mir farshidene, mir nemen zikh arum" – Klänge der Vielfalt aus Haifa und Weimar
Donnerstag, 14. August 2025 20 Uhr
mon ami, Goetheplatz 11, 99423 Weimar
Freitag, 15. August 2025 20 Uhr
Wandelhalle, Wartburgallee 53, 99817 Eisenach
Samstag, 16. August 2025 20 Uhr
Zughafen, Zum Güterbahnhof 20, 99085 Erfurt
Redaktionelle Bearbeitung: lig, lm, hki
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