• Die Bundesregierung plant ein Schutzraumkonzept mit App-Verzeichnis, das Orte erfasst, die Lüftung, Außenkommunikation, Sanitätsmöglichkeiten und eine feste Bauweise bieten.
  • In Thüringen wird das Schutzraumkonzept kaum vorangetrieben – konkrete Pläne und ein Starttermin fehlen.
  • Die Finanzierung neuer Schutzbunker ist ungeklärt – der Gemeinde- und Städtebund sieht den Bund in der Pflicht.

Der Hirnziegen-Park in Erfurt birgt ein Geheimnis. Abseits der Wege und der Sommerbühne liegt versteckt eine Treppe in die Tiefe. Christian Büttner, Chef der Wohnungsbaugenossenschaft, die rund um den Park Häuser verwaltet, kennt das Geheimnis dieser Anlage: "Hier wurde damals um 1936 eine Villa gebaut von dem Industriellen Topf. Wahrscheinlich war das zu dieser Zeit üblich, dass Bunker in diesem Zusammenhang gebaut worden sind. Dieser Bunker war der Privatbunker der Familie Topf."

Heute leben Fledermäuse hier. Als Schutzraum für Menschen ist der Bunker nicht mehr geeignet – so die Einschätzung von Experten, die in Erfurt auf der Suche sind nach geeigneten Zufluchtsorten.

Nationales Schutzraumkonzept geplant

Für Heike Langguth, Bürgermeisterin und in Erfurt zuständig für die Sicherheit, muss ein Schutzraum bestimmte Kriterien erfüllen: "Er braucht eine Entlüftung, die Möglichkeit, dass man nach außen kommunizieren kann und die Möglichkeit, dass Sanitätsdinge umgesetzt werden können." Außerdem brauche er feste Mauern und eine feste Decke.

Bunker. Schutzräume. Seit mehr als 30 Jahren kein Thema mehr in Deutschland. Allein im Osten ist in dieser Zeit kein einziger neu gebaut und die vorhandene Infrastruktur dem Verfall überlassen worden.

Nun aber will die Bundesregierung umsetzen, was die Innenminister-Konferenz der Länder schon vor mehr als einem Jahr beschlossen hat. Ein nationales Schutzraumkonzept. Dabei sollten geeignete Orte in öffentlichen und privaten Immobilien systematisch erfasst werden. Dafür solle ein digitales Verzeichnis aufgebaut werden, das in einer App für jeden zugänglich gemacht werden solle. Zudem sollten Handlungsempfehlungen für die Herrichtung schutzbietender Räume niedergeschrieben werden. All das im Konjunktiv, weil noch nicht offiziell.

Keine Pläne für Schutzräume in Thüringen

Carsten Rieder, Geschäftsführer des Thüringer Gemeinde- und Städtebundes, nennt das Projekt sinnvoll, angesichts der Bedrohungslagen in der Welt. Sagt aber auch: "Bislang ist das Thema in Thüringen sehr leise behandelt worden bis gar nicht."

Das zeigen die Reaktionen auf eine Umfrage in einigen Rathäusern. Die Antwort aus Eisenach liest sich so: "Ein Interview ist derzeit nicht möglich. Ansprechpartner ist zu diesem Zeitpunkt der Bund."

Aus Jena schreibt die Stadtsprecherin in der Absage: "Die Thematik wird von kommunaler Seite aufmerksam verfolgt. In Jena gibt es bislang jedoch keine konkreten Planungen, auf die sich sinnvoll Bezug nehmen ließe." Ähnlich die Antwort aus Weimar.

Erfurt: Tiefgaragen als mögliche Bunker

In Erfurt sagt Bürgermeisterin Heike Langguth zu möglichen Schutzräumen: "Tiefgaragen könnten geeignet sein." Allerdings sei noch unklar, welche Tiefgaragen geeignet seien. "Das können wir als Stadt im Moment nicht sagen. Das sind genau diese Prüfkriterien, die jetzt erfüllt werden müssen", sagt Langguth.

Wann es los geht mit der systematischen Erfassung? Schulterzucken bei der Bürgermeisterin. Schulterzucken beim Geschäftsführer des Thüringer Gemeinde- und Städtebundes.

Finanzierung ungeklärt

Zumal eine Frage offen ist: Wer soll all das bezahlen? Carsten Rieder hat klare Vorstellungen: "Wir reden hier über den Schutz der Bevölkerung im Verteidigungsfall. Klare Zuständigkeit des Bundes. Wenn es eine Aufgabe des Bundes ist, muss der Bund die Finanzierung übernehmen."

Aus dem Berliner Bundesinnen-Ministerium heißt es dazu nur: Im Bundeshaushalt 2026 soll ein erster Etat-Posten zur Einrichtung von Schutzplätzen auftauchen. Genauere Angaben zum Umfang des Fördertopfes: Im Moment nicht möglich.

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