Wasseramseln: Wenn's am Fluss zu laut ist, blinzeln sie einfach, um sich zu verständigen
Wer an einem rauschenden Gebirgsbach spazieren geht, hört vielleicht den metallischen Gesang der Wasseramsel – oder auch nicht. Denn wenn’s laut wird, schalten die kleinen Vögel auf stumm und setzen lieber auf visuelle Kommunikation. Eine neue Studie des Max-Planck-Instituts für biologische Intelligenz (MPI-BI) zeigt: Wasseramseln blinzeln mit ihren weißen Augenlidern, um sich mitzuteilen. Und das ist nicht nur niedlich, sondern auch ziemlich clever.
"Wenn der Fluss lauter wird und andere Vögel in der Nähe sind, blinzeln sie häufiger", erklärt Léna de Framond, Erstautorin der Studie. "Die Vögel, die am häufigsten blinzeln, singen tatsächlich leiser – das deutet auf eine bewusste Verlagerung zur visuellen Kommunikation hin." Ein echtes Multitalent also, das je nach Situation zwischen Stimme und Sichtzeichen wechselt.
Vögel passen Kommunikation nicht nur an den Lärmpegel an
Das Team des MPI-BI und der Lancaster University (UK) beobachtete über 300 Stunden lang Wasseramseln im Yorkshire Dales Nationalpark. Dabei zeigte sich: Die Vögel passen ihr Verhalten nicht nur dem Lärmpegel an, sondern auch der sozialen Umgebung. Sind sie allein, wird lauter gesungen. Sind Artgenossen in der Nähe, wird geblinzelt. "Das ist eines der deutlichsten Beispiele für eine multimodale Kommunikation bei Wildtieren", sagt Studienleiter Henrik Brumm, der am MPI eine eigene Forschungsgruppe zum Vogelgesang leitet. "Und es zeigt, wie flexibel Tiere auf Umweltbedingungen reagieren können."

Wasseramseln (Cinclus cinclus) sind die einzigen Singvögel Europas, die unter Wasser nach Nahrung tauchen – meist Insektenlarven. Sie leben ganzjährig an klaren, schnell fließenden Bächen und Flüssen, bevorzugt in Mittel- und Hochgebirgen. In Deutschland sind die Vögel, die in etwa so groß sind wie Stare, vor allem in den Alpen, im Schwarzwald, Harz und Sauerland zu finden. Ihr dunkles Gefieder und die weiße Brust machen sie leicht erkennbar – wenn man sie denn sieht, denn sie sind flink und scheu.
Es ist faszinierend, sich auszumalen, wohin diese Forschung noch führen kann.
Die Studie wirft auch spannende Fragen auf: Wie schaffen es Tiere, mit mehreren Signalen klar und eindeutig zu kommunizieren? Und wie häufig kommt dieser Sinnenwechsel in der Natur eigentlich vor? "Vielleicht sehen wir gerade erst die Spitze des Eisbergs", meint Brumm. "Es ist faszinierend, sich auszumalen, wohin diese Forschung noch führen kann." Also: Wer das nächste Mal eine Wasseramsel am Fluss entdeckt, sollte genau hinschauen – vielleicht sagt sie gerade "Hallo" mit einem Augenaufschlag.
Links/Studien
Die Studie "Stream noise induces song plasticity and a shift to visual signals in a riverine songbird" ist in Current Biology erscheinen.
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