• Alte DDR-Zivilschutzanlagen sind heute weitestgehend unbrauchbar.
  • In Deutschland gibt es noch 579 Schutzräume, allerdings liegt keiner davon im Osten.
  • Die Aufrüstung alter DDR-Bunker ist teuer – sinnvoller wäre es, bestehende Bauwerke aufzurüsten und neue Schutzräume in Wohngebäuden zu fördern.

Rüdiger Erben kennt die Orte, an denen man sich zu DDR-Zeiten vor Angriffen des Feindes versteckt hätte. Anfang der 90er Jahre arbeitete Erben – heute parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Landtagsfraktion von Sachsen-Anhalt – im Landratsamt von Weißenfels. Als angehender Beamter musste er die Zivilschutzräume der DDR auflösen: "Da war vom Medikamentenlager bis zu großen Tunneln, wo Gummistiefel eingelagert waren, alles dabei."

Allerdings ist Erben sich sicher, dass davon nichts mehr brauchbar sei. Einige Anlagen seien zugemauert worden, sagt er. Andere, wenn sie zum Beispiel in Kellern von Wohngebäuden eingerichtet waren, bekamen eine neue Nutzung.

In einer Stadt wie Weißenfels mit damals 40.000 Einwohnern habe es aber auch nur ein einziges Schutzbauwerk für die Bevölkerung gegeben, erzählt Erben: "Da hätte man 300 Leute unterbringen können. Es gab viele Bunker, aber das waren Ausweichführungsstellen von allen möglichen staatlichen Organen, aber nicht für die Bevölkerung".

Keine Schutzräume in Ostdeutschland

Bundesweit gibt es heute noch 579 öffentliche Schutzräume mit Platz für weniger als 600.000 Menschen. Das geht aus einer Analyse des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katstrophenhilfe hervor. Und auch die sind der Behörde zufolge nicht einsatzbereit.

Überdies liegt keiner dieser Räume im Osten. Nach Ende des Kalten Krieges hat man laut Thüringens Innenminister Georg Maier gedacht, dass die Schutzräume nicht mehr gebraucht würden, weil der Frieden in Europa jetzt andauere. "Deshalb müssen wir uns auch die Frage stellen: Wie können wir Schutzräume für die Bevölkerung schaffen?", sagt Maier.

Ausbau bestehender Anlagen

Die alten DDR-Schutzräume zu reaktivieren, wäre jedenfalls "wirtschaftlicher Wahnsinn", meint Rüdiger Erben. Stattdessen sollten vorhandene bauliche Anlagen wie Tiefgaragen, U-Bahn-Tunnel oder Keller aufgerüstet werden: "Dass wir sie so vorbereiten, dass dort Sanitäranlagen und Feldbetten vorhanden sind. Das ist heute der richtige Ansatz – und nicht irgendwo in einem Berg eine Bunkeranlage ausbauen zu wollen", sagt Erben.

Man könne außerdem den Bau von Schutzräumen in privaten Wohngebäuden fördern, schlägt Erben vor. So wie in Finnland.

Schutz auch vor Sturmwetterereignissen nötig

Martin Voss ist Katastrophenforscher an der Freien Universität Berlin. Er sagt: Schutzräume seien nur ein Baustein beim Zivilschutz – neben Warnsystemen etwa oder Erste-Hilfe-Fortbildungen. "Es macht auch überhaupt keinen Sinn, sie isoliert zu betrachten. Es geht schon damit los: Für was brauchen wir eigentlich Schutzräume? Für welche Art von Gefahren?", fragt Voss.

Ihm zufolge sind diese Gefahren eben nicht nur Bomben, Drohnenangriffe oder Atombomben, sondern auch Chemiegefahren und meteorologische Ereignisse. Zum Beispiel bei Stürmen oder Überschwemmungen.

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz arbeitet nun zusammen mit dem Innenministerium und den Ländern an einem neuen Schutzraumkonzept. In einem Pilotprojekt sollen schon 2026 etwa eine Million Schutzplätze an öffentlichen Orten entstehen.

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