Warum Klimaanlagen in Deutschland selten in Hitzeschutz-Plänen auftauchen
- Für Hitzeschutz sind Länder und Kommunen verantwortlich, die vor allem auf bauliche und organisatorische Maßnahmen statt auf Klimaanlagen setzen.
- Klimaanlagen gelten als energieintensiv und klimaschädlich, werden in Aktionsplänen aber oft indirekt erwähnt.
- Die Grünen in Sachsen-Anhalt befürworten Klimaanlagen in Verbindung mit Photovoltaik.
- Fachleute warnen vor einer möglichen Überlastung des Stromnetzes, falls Klimaanlagen flächendeckend in Privathaushalten eingesetzt würden.
Ein warmer Sommer ist schön, ein heißer Sommer gefährlich – das zeigte sich 2023 und 2024 mit jeweils etwa 3.000 Hitzetoten in Deutschland. Hitzetage seien ein zunehmendes Gesundheitsrisiko, sagt Jonas Gerke, Referent für Hitzeschutz und Klimaanpassung bei der Allianz Klimawandel und Gesundheit: "Gerade bei Temperaturen über 30 Grad steigt das Risiko für Herz-, Kreislaufprobleme, Dehydration, akute Verschlechterung von Vorerkrankungen deutlich."
Länder und Kommunen für Hitzeschutz verantwortlich
Bereits 2017 erarbeiteten Bund und Länder Empfehlungen für Kommunen zur Erstellung von Hitzeaktionsplänen. Denn Länder und Kommunen sind für Hitzeschutz zuständig. Die Empfehlungen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen setzen vor allem auf präventive, bauliche und organisatorische Maßnahmen wie Verschattung, Begrünung und Gebäudedämmung. Das Wort Klimaanlage taucht nur einmal in Thüringen auf – mit einer Warnung: "Herkömmliche Klimaanlagen erhöhen jedoch die lokale Hitzebelastung, da sie Abwärme an die Umgebungsluft abgeben."
Klimaanlagen verbrauchen viel Energie und gelten als potenziell klimaschädlich. Doch ausgeschlossen würden sie nicht, sagt Jonas Gerke: "Ich glaube, es ist wichtig zu sehen in dieser Debatte, dass Klimaanlagen teilweise nicht explizit in den Empfehlungen genannt werden. Aber es gibt Formulierungen wie aktive Kühlung, technische Maßnahmen oder Verbesserung des Raumklimas." Das Wort werde in den Planungen oftmals durch andere Begriffe umschrieben, sagt Gerke.
Grüne für Einsatz von Klimaanlagen in Verbindung mit Solarenergie
Auch die Grünen-Fraktionsvorsitzende in Sachsen-Anhalt, Cornelia Lüddemann, lehnt Klimaanlagen nicht grundsätzlich ab. Sie forderte kürzlich konkrete Hitzeschutzkonzepte in den Kommunen – und Klimaanlagen könnten dabei eine Rolle spielen. "Wir werden nicht umhinkommen, mit Klimaanlagen noch mehr als jetzt arbeiten zu müssen", sagt Lüddemann. Das sei bereits sichtbar. "Ich hatte vorhin Seniorenheime erwähnt, Krankenstationen et cetera. Da braucht man Klimaanlagen, um eine angenehme Atmosphäre für die Menschen zu schaffen. Wir Grüne sind sehr dafür, dass das immer in Verbindung mit einer Photovoltaik-Anlage passiert."
Netzüberlastung droht
Klimaanlagen mit erneuerbaren Energien, etwa für Schulen, Krankenhäuser oder Pflegeheime, seien eine Lösung. Für Privatwohnungen eher nicht. Denn das Stromnetz könne überlastet werden, warnt Jonas Gerke. "Wenn alle zu Hause eine Klimaanlage hätten, dann würde das Netz nach Feierabend sehr stark beansprucht werden." Außerdem gebe es durch den Klimawandel auch andere Probleme. "Zum Beispiel eine Überlastung des Stromnetzes dadurch, dass Kernkraftwerke ausfallen, weil sie kein Wasser zur Kühlung haben. Diese Faktoren können dazu führen, dass wir den Energiebedarf nicht decken können und die Netze überlastet sind."
Wenn alle zu Hause eine Klimaanlage hätten, dann würde das Netz nach Feierabend sehr stark beansprucht werden.
Laut Statistischem Bundesamt stieg die Produktion von Klimaanlagen in Deutschland in den letzten fünf Jahren um 75 Prozent, die Zahl importierter Geräte hat sich verdoppelt. Dennoch bleibt die Skepsis der Deutschen groß – und politisch gewollt sind Klimaanlagen bislang auch nicht.
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