Qualitätsmängel beim Getreide: Mitteldeutschland kommt glimpflich davon
- Das wechselhafte Wetter im Sommer hat vielen Getreidefeldern zugesetzt. Die Qualität des Korns hat teils deutlich gelitten.
- In Mitteldeutschland sind die Landwirte noch glimpflich davongekommen – im Norden des Landes sind deutlich mehr Ernten betroffen.
- Trotzdem ist die Erntemenge insgesamt ausreichend. Das Preisniveau für Mehl sollte stabil bleiben.
Dass der Weizen bis Mitte August auf dem Feld steht, ist eigentlich nicht üblich. Auch Thomas Rößner von der Genossenschaft Agrarprodukte Kitzen hätte gern schon früher geerntet, sagte er im MDR Fernsehen. Doch dafür habe es zu viel geregnet.
Hitze und Regen: Getreide teils nur noch als Futterweizen geeignet
Die Folgen sehe man jetzt, sagt Rößner: "Wir haben hier schon im Juni das Problem gehabt, dass wir ein bisschen Hitzestress hatten. Das heißt, zwei Wochen Trockenheit und sehr heiß und da sind die Körner schon nicht so groß angelegt worden. Und jetzt hat es die letzten Wochen noch ein paar Mal reingeregnet und da ist auch die Qualität ein bisschen verloren gegangen. Ein Teil unserer Ernte wird nicht mehr für Bäckereien geeignet sein. Das geht dann nur noch als Futterweizen durch."
Denn regnet es auf reifes Getreide, wandelt es Stärke in Zucker um, um weiter zu wachsen. Mit Mehl aus solchen Pflanzen könne man schlichtweg nicht backen, erklärt Nico Thurian von der Saalemühle Alsleben GmbH. Anders als viele andere Mühlen nimmt sein Team schon seit Wochen Proben auf den Feldern.
Glück in Mitteldeutschland – Ernteeinbußen im Norden und im Süden
Die Qualität sei regional sehr unterschiedlich, so Thurian. Insgesamt sei Mitteldeutschland gut weggekommen – die Kornausbildung sei gut und der Proteingehalt im Vergleich zu den Vorjahren angestiegen: "Bei uns hier in der Region sind, glaube ich, die Auswirkungen relativ gering. Wir erfassen einen relativ großen Anteil des Getreides bereits während der Ernte, und wir sehen keine massiven Qualitätseinbußen beim Getreide – beim Weizen und auch bei den anderen beiden Früchten, die wir hier in Alsleben verarbeiten, beim Durum und beim Dinkel."
Anders sehe das bei seinen Kollegen im Norden aus – im nördlichen Sachsen-Anhalt, aber vor allem in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Hier hätten die massiven Regenfälle deutliche Spuren hinterlassen. Und auch im Süden Deutschlands sei die Situation etwas angespannter, erzählt der Mühlenbetreiber.
Keine Engpässe in den Bäckereien befürchtet
Bundesweit sind trotzdem keine Engpässe bei der Versorgung von Bäckereien zu befürchten. Das Mehl aus der Saalemühle wird unter anderem im Backhaus Hennig südlich von Leipzig verarbeitet. Hier rechnet Geschäftsführer Martin Hennig damit, dass das Mehl etwas teurer werden könnte: "Wir haben zwar eine langfristige Absicherung für den Preis vom Weizen- und Roggenmehl ab der neuen Ernte. Aber wenn die Mühlen aufgrund ihres eigenen Einkaufs nicht erfüllen können, gibt’s natürlich auch darin eine Klausel, die den Preis nach oben anpasst."
Um die Qualität des Mehls macht Hennig sich dagegen keine Sorgen. Schon jetzt seien 30 Prozent Neuernte beigemischt. Jeden Tag prüfe man das Mehl und passe die Rezeptur daran an.
Düngeverordnung: Eiweißgehalt im Korn geht zurück
Sein Kollege Jürgen Hinkelmann aus Dortmund nutzt sogar schon zur Hälfte das Mehl aus der neuen Ernte. Der Vizepräsident des Zentralverbandes des Deutschen Bäckerhandwerks macht sich allerdings aufgrund der Eiweißgehalte Sorgen um die Qualität des Getreides. Seit Jahren gingen die zurück. Grund dafür seien die strengen Düngeverordnungen: "Die Mengenerträge werden aufgrund der deutlich geringeren Stickstoffmengen, die zugesetzt werden können, geringer und deshalb sinken die Eiweißgehalte. Da muss man eben schon schauen, ist man nicht vielleicht einen Schritt zu weit gegangen und muss vielleicht einen halben Schritt wieder zurückgehen?"
Bundesweit sei die Getreideernte aber ausreichend ausgefallen, die Mehlpreise lägen auf dem Niveau des Vorjahres, so Hinkelmann. Eine Preisexplosion an der Bäckertheke sei also nicht zu erwarten.
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke