Trotz Ärztemangel: Bundesländer investieren unterschiedlich in Medizinstudienplätze
Bei Studieninteressierten gehört das Medizinstudium zu den beliebtesten Fächern in Deutschland. Während rund 10.000 Erstsemester im Wintersemester 2024/25 einen Studienplatz an einer Hochschule erhielten, gingen etwa 20.000 Bewerbende leer aus.
Wer ausbildet, sichert die medizinische Versorgung, weiß auch Cort-Denis Hachmeister, Senior Expert Datenanalyse beim CHE: "Wie wichtig Medizinstudienplätze für die langfristige regionale Versorgung sind, zeigt der sogenannte Klebeeffekt, der Ärztinnen und Ärzte in der Nähe ihres Studienortes hält."
Medizinstudienplätze in den Bundesländern ungleich verteilt
Jedoch sind die verfügbaren Studienplätze an staatlichen Hochschulen sehr unterschiedlich verteilt. Thüringen und Sachsen bieten an staatlichen Hochschulen je 100.000 Einwohner 13 bzw. 15 Medizinstudienplätze an, in Sachsen-Anhalt sind 19 Plätze verfügbar. Damit liegen die mitteldeutschen Bundesländer im Mittelfeld.
An der Spitze stehen das Saarland und Mecklenburg-Vorpommern – sie bieten an staatlichen Hochschulen je 100.000 Einwohner 29 bzw. 26. Medizinstudienplätze an. Im bevölkerungsreichen Nordrhein-Westfalen wiederum werden zwar insgesamt die meisten Medizinstudienplätze aller Bundesländer angeboten, bezogen auf die Einwohnerzahl sind es mit 13 Plätzen jedoch nicht überdurchschnittlich viele.
In Brandenburg und Bremen gibt es dagegen gar kein staatliches Studienangebot für angehende Ärztinnen und Ärzte, in Brandenburg aber mittlerweile private Hochschulen, die ein Medizinstudium anbieten sowie die neu gegründete Medizinische Universität Lausitz in Cottbus, die den Studienbetrieb im Wintersemester 2026/27 aufnehmen soll.
Hauptgrund für das unterschiedliche Engagement der Bundesländer dürften die hohen Investitions- und Betriebskosten für medizinische Fakultäten sein. Das Statistische Bundesamt beziffert allein die laufenden Ausgaben für ein Studium im Bereich Humanmedizin/Gesundheitswissenschaften auf rund 25.000 Euro pro Studierenden und Jahr.
Der bisherige Nachwuchs kann den Fachkräftebedarf nicht decken
"Trotz zahlreicher Appelle aus der Politik und der Medizin, hat sich die Zahl der Medizinstudienplätze in den vergangenen beinahe zehn Jahren von 9.000 auf 10.000 nur leicht erhöht", bilanziert Hachmeister. Trotz des Ausbaus von Studienplätzen, Neugründungen von medizinischen Fakultäten oder privaten Hochschulen, reiche die Zahl der Absolventinnen und Absolventen bei weitem nicht aus, um den bestehenden Fachkräftemangel zu beheben.
Durch den Ärztemangel sind schon heute etwa mehr als 5.000 Hausarztsitze unbesetzt. Ein Viertel der Hausärztinnen und Hausärzte in Deutschland plant zudem, ihre Tätigkeit innerhalb der nächsten fünf Jahre aufzugeben, wie eine aktuelle Umfrage der Bertelsmann Stiftung zeigte.
Die Forderung: Studienplatzkapazitäten ausbauen und gerecht verteilen
"Wer keine oder zu wenig Medizinstudienplätze schafft, trägt zur strukturellen Unterversorgung bei und macht sich abhängig vom Engagement anderer Länder", so Hachmeister. Deshalb müsse die Debatte um Medizinstudienplätze und wer sie einrichten und finanzieren soll, wieder intensiviert werden.
Auch die mindestens 9.100 deutschen Studierenden, die ihr Medizinstudium im Ausland absolvieren, könnten bei einer Rückkehr nach Deutschland den Fachkräftemangel mindern – nur werden sie in der Debatte weitgehend ignoriert, bemängelt das CHE.
Links/Studien
Hachmeister, C.-D.: Medizinstudienplätze in den deutschen Bundesländern. DatenCHECK, 2025.
idw/tj
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