So läuft die langwierige Sanierung der Hochhalde Schkopau
- Auf der Hochhalde Schkopau wurden jahrzehntelang Chemieabfälle gelagert. Ein neues Dichtungssystem soll nun verhindern, dass giftige Stoffe ins Grundwasser geraten.
- Die Sanierung soll etwa 40 Jahre dauern, rund 400 Millionen Euro sind veranschlagt. Das Projekt belastet auch den Landeshaushalt finanziell.
- Nach der Renaturierung der Halde sind verschiedene Optionen zur Weiternutzung denkbar.
Michaela Meinck stapft über eine weithin sichtbare Anhöhe bei Schkopau. Der Wind weht in Böen. Auf einigen Flächen wächst Gras.
Die Projektleiterin der Mitteldeutschen Sanierungs- und Entsorgungsgesellschaft zeigt auf zwei Bagger. Die Anhöhe ist die ehemalige Deponie der Buna-Werke. Und das Gras, über das Meinck läuft, der erste sanierte Abschnitt: "Hier sind über viele Jahre, Jahrzehnte, seit Mitte der dreißiger Jahre des letzten Jahrhunderts Abfälle abgelagert worden aus der Industrieproduktion. Sehr viele Schlämme, also Abfälle aus der Karbidherstellung. Dazu Aschen aus dem Kraftwerk und mineralische Abfälle. Bauschutt."
Dichtungssystem: Keine Chemieabfälle mehr ins Grundwasser
Die Hochhalde Schkopau ist die größte sichtbare Altlast der ostdeutschen Chemie-Industrie. Wer sie umrunden will, muss zehn Kilometer laufen. Damit nicht irgendwann Gift wie zum Beispiel Quecksilber ins Grundwasser sickert, wird die Halde saniert. Eine Aufgabe für Jahrzehnte.
Michaela Meinck hat den Masterplan dafür geschrieben: "Wir bauen ein Dichtungssystem darüber, so dass keinerlei Regenwasser mehr an den Abfall gelangen kann und damit auch nichts mehr nach unten auswäscht."
Saale-Zufluss Laucha wird umverlegt
Um das zu zeigen, steigt die Projektleiterin ins Auto. Es geht über provisorische Straßen zum aktuellen Bauabschnitt. Hier wird wasserdichtes Vlies über den Boden gerollt. Obendrauf kommt eine dicke Erdschicht für Gras.
Keine 500 Meter weiter schlängelt sich ein Bach durch die Halde: "Das ist die Laucha, ein Zufluss zur Saale. Und der ist natürlich durch die Halde negativ beeinflusst und soll aus dem Einflussbereich der Halde herausverlegt werden." Der Bach bekomme auf etwa zwei Kilometern ein neues Gewässerbett, erklärt die Ingenieurin.
Vierzig Jahre Sanierung: Über 400 Millionen Euro veranschlagt
In die gesamte Sanierung wurden schon fünfzig Millionen Euro gesteckt. Doch das ist erst der Anfang. Jessica Feuerer von der Landesanstalt für Altlasten-Freistellung rechnet mit deutlich mehr: "Nach aktuellem Planungsstand gehen wir davon aus, dass wir noch über 400 Millionen Euro brauchen, um den Standort zu sanieren in den nächsten vierzig Jahren." Die Zahlen seien jedoch sehr im Fluss. Es sei eine aktuelle Planung und wenn man 40 Jahre in die Zukunft schaue, werde sie sich finanziell "eher nach oben als nach unten entwickeln".
Renaturierung belastet Landeshaushalt
Die Summen belasten auch den Haushalt von Sachsen-Anhalt. Wirtschaftsminister Sven Schulze verweist darauf, dass sein Land ja das Zentrum der DDR-Chemie war. "Wir haben in ganz Sachsen-Anhalt die Herausforderung. Und deshalb wurde in den 1990er-Jahren ein Fonds gebildet, aus dem das jetzt finanziert wird." Das Land Sachsen-Anhalt zahle pro Jahr 21 Millionen Euro in diesen Fonds ein, "damit die Natur zurückgeholt wird in Bereiche, die sonst für Jahrzehnte, Jahrhunderte kontaminiert wären".
Von Photovoltaik bis Golfplatz: Kreative Nutzung der Deponie möglich
Zur Sanierung gehört auch ein Drainage-System, das Grundwasser am Haldenrand auffängt und zur Kläranlage leitet. Und was passiert, wenn alles fertig ist? Michaela Meinck hat da eine Idee: "Da haben Deponien verschiedene Konzepte. Ich kenne zum Beispiel eine bei Leipzig, die haben einen Golfplatz obendrauf. Hier wird sicher eher Photovoltaik ein Thema sein. Und was ansonsten die Nachgeborenen sich für den Standort ausdenken, das muss man der Zukunft überlassen."
Die meisten der heute Verantwortlichen werden das Sanierungsende wahrscheinlich nicht mehr erleben. Und selbst danach ist der giftige Abfall noch da. Er ist dann eben nur gut verpackt.
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