Deutschland holt Müll aus Tschechien zurück
In einem Naturpark in Tschechien wird illegal Müll entsorgt. Eine Dorfbürgermeisterin geht der Sache nach und deckt auf: Die Abfälle, darunter Sondermüll, kommen aus Bayern. Jetzt holt Deutschland alles zurück.
Normalerweise ist es ruhig und recht einsam im Naturpark Sovinecko im Nordosten von Tschechien. Er gehört zur Ortschaft Jirikov, dem früher deutsch geprägten Girsig am Rande der Sudeten. Doch seit Tagen beobachten Reporter, wie Bagger Müll sortieren und auf Lastwagen hieven.
Laut der Bürgermeisterin Barbora Siskova handelt es sich insgesamt um rund 150 Tonnen: normale Abfälle, aber auch gefährlicher Sondermüll: "Das sind Windräder, also eigentlich Rotorblätter von Windkraftanlagen. Flugzeugteile und Batteriezellen."
Das Entsorgungsunternehmen ist inzwischen pleite
Im Dezember wurde der erste Müll heimlich auf einem Privatgrundstück in dem Naturpark abgeladen. Als im Januar weitere Lkw folgten, war die Bürgermeisterin sofort vor Ort. "Ich habe gehofft, dass wenigstens einer der Lastwagen auf einem öffentlichen Gelände parken würde. Dort habe ich mein Auto geparkt und die Einfahrt blockiert."
Die Lastwagen mussten umdrehen - die tschechischen Behörden wurden aktiv. Schnell wurde klar, dass die Abfälle falsch deklariert waren und aus Deutschland stammen, von einem Entsorgungsunternehmen aus Bayern, das inzwischen pleite ist.
Der Geschäftsführer und ein tschechischer Lkw-Fahrer sitzen in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft Weiden ermittelt. Fachgerechtes Recycling ist in Deutschland sehr teuer, heißt es von der tschechischen Umweltinspektion. Daher kippen tschechische Subunternehmen deutsche Abfälle immer häufiger irgendwo ab und hoffen, nicht aufzufliegen.
Empörung wich Erleichterung
"Ich dachte zuerst, dass sie Holz transportieren", erzählt eine Anwohnerin in Jirikov. "Ich kann überhaupt nicht verstehen, wer es wagt, so einen Mist zu uns zu bringen."
Ursprünglich sollte der Müll auf Kosten der bayerischen Firma abgeholt worden. Nun kommt die Regierung der Oberpfalz dafür auf. Tschechien zufolge war eigentlich ein Termin im Juni zugesagt, später dann im August. Die Empörung über die Verspätung war groß. Nun ist sie Erleichterung gewichen. "Das ist natürlich eine große Freude und Genugtuung", so die Bürgermeisterin. "Denn seien wir ehrlich: Vor einem Dreivierteljahr hat niemand gedacht, dass es so schnell gehen würde und wirklich auf Kosten Bayerns organisiert wird."
Minister vermutet Organisierte Kriminalität
Der Abtransport des deutschen Abfalls soll bis Ende kommender Woche abgeschlossen sein, betont der tschechische Umweltminister Petr Hladik: "Der Fall Jirikov hat gezeigt, was wir alles erreichen könne, wenn die Zivilgesellschaft und die Staatsverwaltung zusammenarbeiten." Es handele sich um Organisierte Kriminalität, so der Minister. "Den Kampf gegen solche illegalen Mülltransporte haben wir in Tschechien bereits verschärft und werden das auf EU-Ebene weiter verschärfen."
Inzwischen sind weitere illegale Mülldeponien in Tschechien aufgeflogen. Etwa am Stadtrand von Brünn - auch dorthin soll Sondermüll der bayerischen Firma gelangt sein.
Dank dem Einsatz von Bürgermeisterin Siskova haben tschechische Investigativjournalisten weiterrecherchiert und auch diesen Fall aufgedeckt: "Ich möchte allen danken, die dazu beigetragen haben, und zwar auf beiden Seiten der Grenze", so die Bürgermeisterin. Die deutsch-tschechische Zusammenarbeit der Polizei und der Behörden habe gezeigt, dass kriminelle Handlungen in der Abfallwirtschaft nicht hinzunehmen sind. "Es ist sinnvoll, gegen Unternehmen zu kämpfen, die bereit sind, für Geld die Natur zu zerstören.“
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