Jeder Schluck Alkohol kann Folgen fürs Kind haben
- Zum Welttag für alkoholgeschädigte Kinder am 9. September fordern Mediziner mehr Aufklärung zu Alkohol in der Schwangerschaft.
- Ein Leipziger Mediziner erklärt, es gebe keinen Schwellenwert, unter dem Alkohol nicht ungefährlich für das Neugeborene ist.
- Kinder, die mit FASD geboren werden, behalten die Schäden ein Leben lang.
Zum Welttag für alkoholgeschädigte Kinder fordern Mediziner und Suchtberatungsstellen mehr Aufklärung zu den Auswirkungen von Alkoholkonsum in der Schwangerschaft. Schädigungen unter dem Fachbegriff FASD (fetale Alkoholspektrumstörung) gelten als häufigste angeborene Behinderung.
Den von der Mutter konsumierten Alkohol nimmt ein Fötus über die ihn während der Schwangerschaft ernährende Plazenta auf. Dadurch kann vor allem die Entwicklung des Gehirns beeinträchtigt werden – mit lebenslangen Folgen. Betroffene Kinder kämpfen etwa mit Konzentrationsproblemen, Schwierigkeiten beim Lernen oder sind verhaltensauffällig.
Mediziner: Jeder Tropfen ist schädlich
Der Leiter der Abteilung für Geburtsmedizin am Universitätsklinikum Leipzig, Holger Stepan, sagte MDR AKTUELL, es sei falsch anzunehmen, dass eine kleine Menge Alkohol nicht schädlich oder zu tolerieren sei. Er verwies darauf, dass es keinen Schwellenwert gebe, unter dem das Risiko nicht bestehe. "Je mehr getrunken wird, desto schlechter ist es", erklärt Stepan. "Aber auch eine kleine Menge kann nicht als unkritisch bewertet werden. Die Konsequenz ist klar: In der Schwangerschaft muss auf Alkohol komplett verzichtet werden."
Die Konsequenz ist klar: In der Schwangerschaft muss auf Alkohol komplett verzichtet werden.
Stepan sagte, es gebe selten Fälle von FASD am Universitätsklinikum Leipzig. Er gehe aber von einer großen Dunkelziffer aus. Die Schädigungen seien verschieden stark ausgeprägt und mitunter noch nicht unmittelbar nach der Geburt erkennbar. Die gesundheitlichen Auswirkungen bemerke man teilweise erst Jahre später. Stepan zufolge sind Gesichtsveränderungen sowie Fehlbildungen die krassesten Formen einer Schädigung. Bei vielen Kinder könne man nur schätzen, ob die Auswirkungen vom Alkoholkonsum der Mutter kommen.
Schäden bleiben ein Leben lang
Die Thüringer Landesstelle für Suchtfragen drängte zum Welttag auf mehr Angebote in Thüringen, um werdende Mütter besser über das Gesundheitsrisiko für Kinder aufzuklären. Leiterin Sarah Kornmann sagte anlässlich einer Fachkonferenz in Jena: "Eltern von Kindern mit alkoholbedingten Schädigungen erzählen oft, dass sie nicht darüber aufgeklärt wurden". Nach ihren Angaben kommen in Deutschland jährlich rund 10.000 Kinder mit Gesundheitsschäden zur Welt, weil deren Mütter während der Schwangerschaft Alkohol getrunken haben.
Die richtige Diagnose werde häufig erst spät gestellt, sagte Kornmann. "Oft erst im Erwachsenenalter und eher zufällig." Ohne frühzeitige Diagnose sei eine gezielte Förderung und Unterstützung im Alltag aber nicht möglich. In Thüringen gibt es nach Angaben der Landesstelle kein spezialisiertes FASD-Zentrum als Anlaufstelle etwa für eine gezielte Diagnostik. Selbsthilfegruppen für betroffene Familien sind beispielsweise in Gotha und Jena gebildet worden.
MDR/dpa (kar)
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