Mit smarten Wohnungen den Krankenhaus-Aufenthalt verkürzen
- Behandlung im Krankenhaus ja, aber nicht über Nacht bleiben – das ist Teil des Modellprojekts "Smart City".
- Ein Smart-Home-Apartment in Krankenhausnähe kann vor allem Organspendern nutzen und mehr Privatsphäre bieten.
- Im Uniklinikum Jena konnte durch diese Smart Homes schon 200 Mal die Belegung eines Krankenhausbetts eingespart werden.
- Der Projektleitung zufolge gibt es bereits Überlegungen, wie man die Smart Homes für den ländlichen Raum weiterentwickeln könnte.
Bislang galt: Wer in einem Krankenhaus über einen längeren Zeitraum behandelt wird, muss dort auch übernachten. In Jena gibt es nun für einige Patientinnen und Patienten die Möglichkeit, ihren Klinikaufenthalt zu verkürzen. Sie wohnen in sogenannten Gesundheitsapartments. Möglich ist das beispielsweise dann, wenn mögliche Organspender für Voruntersuchungen für eine Transplantation ins Krankenhaus kommen müssen.
Die Idee wird im Zusammenhang des Modellprojekts "Smart City" seit etwa zwei Jahren getestet – und wird noch weitere zwei Jahre finanziell gefördert. Die Patienten sind dabei nur so lange wie medizinisch notwendig im Klinikum, den Rest können sie in einer kleinen Wohnung für sich verbringen. Und diese Wohnung ist "smart", also technisch auf dem neusten Stand.
Smarte Wohnung auf Zeit und gegen Überbelegung im Krankenhaus
In einem modernisierten Plattenbau in der achten Etage, im sogenannten "Smarten Quartier" im Jenaer Stadtteil Lobeda, öffnet Grit Ziege mit einem mehrstelligen Code die Tür ihres Gesundheitsapartments. Die 50-jährige Frau lebt eigentlich in Schleswig-Holstein und ist extra nach Thüringen gekommen. Denn sie hat Großes vor. "Ich möchte für meine Freundin eine Leber-Lebendspende machen, der geht es nicht so gut und jetzt wird halt nachgeguckt, ob ich als Spenderin in Frage komme oder nicht", erzählt sie.
Die Untersuchungen für die mögliche Organspende werden im Klinikum der Universität Jena gemacht. Nur wenige hundert Meter entfernt befindet sich das Gesundheitsapartment, in das Grit Ziege während und nach den Terminen in der Klinik zurückkehren kann. Sie findet das wunderbar.
Vor allem weil sie im Klinikum meistens nachmittags fertig ist. Sie habe dann ihren eigenen privaten Rückzugsort und muss nicht in einem Krankenhauszimmer liegen. Sie selbst sei ja nicht wirklich krank, lasse sich ja nur untersuchen. Genau für solche Patienten sind die bisher zwei Wohnungen auf Zeit geeignet. Und dabei auch technisch auf dem neuesten Stand. Sie haben etwa höhenverstellbare Möbel, einen internetfähigen Fernseher, Licht und Heizung werden per Tablet gesteuert.
Modellwohnungen konnten in Jena schon 200 Krankenhausbetten einsparen
Die Gesundheitsapartments sind ein Gemeinschaftsprojekt des Uniklinikums zusammen mit der Stadt Jena und den Stadtwerken. Mehr als 200 Patienten haben dort bereits gewohnt. Menschen, die sonst ein Krankenhausbett bezogen hätten. So bleibe mehr Kapazität für andere, auch wenn es für die Klinik erst einmal mehr Organisation bedeute, erzählt Professor Utz Settmacher. Er ist Chirurg am Uniklinikum und Vorsitzender der Deutschen Transplantationsgesellschaft. Für den Mediziner haben die beiden Modellwohnungen Vorteile. Sie seien eine gute Sache bei dem Pflegenotstand, den es auch hier gebe.
Dabei wird bei den Wohnungen vor allem die Finanzierung der Knackpunkt in der Zukunft sein. Aktuell werden die beiden Apartments noch komplett über Fördermittel bezahlt. Das bedeutet, dass die Patienten sie kostenfrei nutzen können. Aber noch ist unklar, wie es weitergeht, wenn die Förderung 2027 ausläuft. Erste Gespräche gebe es bereits mit den Krankenkassen, sagt Chirurg Utz Settmacher.
Für ländliche Regionen müssen smarte Zukunftsmodelle weiterentwickelt werden
Allerdings: "Das ist auch für die Neuland – eine neue Option, wie man Patienten medizinisch betreut. Und da wird gerade nach Konzepten gesucht, wie man das dann auch absichert, die Finanzierung und so weiter." Es gibt aber auch Ideen, wie die Gesundheitsapartments in den kommenden Jahren weiterentwickelt werden könnten. Zum Beispiel für ältere Menschen in ländlichen Regionen, sagt Mandy Steinbrück. Sie arbeitet bei den Stadtwerken und ist die Projektleiterin vom Smarten Quartier, in dem sich die Wohnungen befinden.
Aus ihrer Sicht wäre es spannend zu sehen, wie so eine smarte Wohnung auch im ländlichen Raum funktionieren könnte. "Also ich denke jetzt an KI, ich denke an Roboter, ich denke an Ausstattungsgegenstände auch für solche Apartments", sagt Steinbrück. "Wir können da noch mal komplett neu denken und überlegen, was braucht ein Mensch im ländlichen Raum, was kann er auch nutzen und womit ist er auch nicht überfordert."
Uniklinik Jena plant Ausbau des Modellprojekts
Auch das Klinikum selbst plant, das Konzept der Gesundheitsapartments weiterzuentwickeln, unter anderem die Zielgruppe über die Anwärter von Organspenden hinweg auszuweiten.
Für die Bewohnerinnen und Bewohner können die smarten Wohnungen im ersten Moment eine Herausforderung sein. Auch das zeigen die ersten zwei Jahre. Es sei eine ganz tolle Sache, aber am Anfang habe sie sich ganz schön reinfuchsen müssen, sagt Bewohnerin Grit Ziege. Viel wichtiger ist ihr jedoch die Gesundheit ihrer Freundin.
Noch ein paar weitere Untersuchungen, dann könnte Grit Ziege als Spenderin zugelassen werden. Die Aussichten, ihrer Freundin noch in diesem Jahr helfen zu können, stehen nicht schlecht.
MDR(amu)
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