Landrat will Rüstungsindustrie in Nordhausen
- Das Industriegebiet Goldene Aue bei Nordhausen ist gänzlich erschlossen und gänzlich ungenutzt.
- Der SPD-Landrat verweist auf erste Interessenten aus der Rüstungsindustrie und deren Vorteile für Wirtschaft und Forschung.
- Die Nordhausener Linke steht den Plänen ablehnend gegenüber – auch aus historischen Gründen.
Die Tafel steht direkt zwischen Autobahn 38 und Landstraße und verspricht freie Fläche für ihre Ideen – Ausrufezeichen. Die Thüringer Landesentwicklungsgesellschaft hat sie aufgestellt, vor Jahren. Die Farbe ist leicht ausgeblichen, Korrosions-Spuren trägt die Metall-Halterung. Die Tafel wirbt für das Industriegebiet "Goldene Aue" zwischen Heringen und Nordhausen – 830.000 Quadrat-Meter, voll erschlossen. Und völlig ungenutzt. "Ich würde mir wünschen, dass es eine Firma gibt, die den Anfang macht, weil ich glaube, es fehlt an diesem Anfang", sagt der Bürgermeister von Heringen, Matthias Marquardt von den Linken.

Interessenten hat es gegeben. Ein Großschlachtbetrieb wollte sich ansiedeln. Oder verschiedene Logistik-Unternehmen. Eine Batterie-Recycling-Anlage sollte entstehen. Die Projekte wurden abgelehnt oder scheiterten aus innerbetrieblichen Gründen. Trotz weltweiter Vermarktung durch die Landesentwicklungs-Gesellschaft. Deren Geschäftsführer ist Andreas Krey. Immer wieder bekomme er Anfrage für die Goldene Aue. Manchmal würden potentielle Investoren sogar Flächen reservieren. Das sich augenscheinlich dennoch nichts tut, erklärt er so: "Die Sichtweise auf Investitionen hat sich geändert. Wenn vor 15 Jahren Unternehmen gekommen sind, hatten ein fertiges Layout, haben eine Baugenehmigung gebraucht und haben angefangen, ist es heute so, dass Unternehmen kommen, reservieren den Standort für ein Jahr und gehen mit dem Standort in den Wettbewerb, in den Wettbewerb in ihrer Konzernzentrale, um das Produkt und die Produktlinie."
Geschäftsführer Goldene Aue: Bereits erste Interessenten aus Rüstungsindustrie
Wobei der Rahmen für mögliche Ansiedlungen in der Goldene Aue eng gesteckt ist. Erwünscht sind laut LEG-Portfolio Branchen wie der Maschinenbau, die Metallverarbeitung, die Energie- und Antriebstechnik oder die Hydro-Geologie. Geht es nach Nordhausens Landrat Matthias Jendricke von der SPD soll ein weiterer Industrie-Zweig aufgenommen werden: Die Rüstungs-Industrie. Oder wie er sie nennt: Die Verteidigungs-Industrie. "Wenn man sich die neuen Bundesländer anschaut, ist es generell so, dass wir an diesen Industrie-Bereichen zu wenig haben, dahinter stehen gut bezahlte Arbeitsplätze und dahinter steht auch meistens eine Hochtechnologie, die bis die in die Forschungsbereiche der Hochschulen hineinwirkt." Wenn man auf den Standort Nordhausen schaue, gäbe es dort eine Hochschule und ein Industrie-Gebiet, sagt Jendricke.
Mit direktem Autobahn-Zugang und das mitten in Deutschland. Für Matthias Jendricke Standort-Vorteile, die ein Bereich der Industrie nutzen könnte, in den allein hierzulande bis zum Jahr 2030 etwa 400 Milliarden Euro fließen sollen. So lauten Schätzungen von Verteidigungs-Experten. Andreas Krey von der Landesentwicklungs-Gesellschaft registriert die Vorboten dieses aufblühenden Marktes schon jetzt: "Ich will das jetzt nicht ideologisch werten, aber wirtschaftspolitisch und auch für die Entwicklung Thüringens ist das eine Chance und wir sehen diese Chance schon seit einiger Zeit und stellen auch fest, dass es vermehrt Interesse gibt, ich kann auch sagen, wir waren mit Interessenten in der Goldenen Aue und habe uns das angeschaut."
Nordhausener Linke lehnt Pläne eher ab
Aussagen, die bei der Linken in Nordhausen nicht gut angekommen. Der Kreisverband spricht sich deutlich gegen eine Ansiedlung der Rüstungs-Industrie aus. Allein aus historischen Gründen: Nordhausen war im zweiten Weltkrieg Standort der Waffenproduktion. Im Kohnstein mussten NS-Zwangsarbeiter die V2 zusammensetzen, im KZ Mittelbau-Dora. Matthias Marquardt, der Bürgermeister von Heringen, ist bei der Aussicht auf einen Rüstungsbetrieb in der Goldenen Aue hin und her gerissen. "Aus der Sicht des Bürgermeisters wäre es natürlich super, wenn hier Arbeitsplätze entstehen würden. Aber auf Grund der historischen Vergangenheit passt das hier in die Gegend überhaupt nicht."
Wobei am Ende über eine mögliche Ansiedlung nicht nur die Landesregierung entscheiden müsste, sondern auch der Planungsverband Industriegebiet Goldene Aue. In dem sitzen Vertreter der Kommunen Nordhausen, Heringen, Görsbach und Urbach.
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