Der Thüringer FDP-Landesvorsitzende Thomas Kemmerich tritt aus der Partei aus. Er sei zu der Überzeugung gelangt, "dass sich meine Vorstellungen von der Zukunft unseres Landes und die inhaltliche Ausrichtung der Partei auseinanderentwickelt haben", schrieb der 60-Jährige in seiner Austrittserklärung an FDP-Chef Christian Dürr, die Kemmerich bei X und bei Instagram verbreitete. Sein Engagement für "freiheitliche Grundwerte" bleibe aber unverändert.

Kemmerich bestätigte der dpa die Echtheit des Dokuments, wollte sich aber zunächst nicht weiter zu seinem Schritt äußern. Zuletzt hatte es immer wieder Gerüchte um eine mögliche Parteineugründung oder den Austritt Kemmerichs aus der FDP gegeben, wenn die Partei zu "linksliberal" werde.

Landesvize Ullrich gibt Amt auf

Nach Kemmerichs Austritt kündigte Landesvize Gerald Ullrich am Freitag seinen Rücktritt über die Plattform "X" an. Ullrich sprach von einem erwartbaren Schritt Kemmerichs. Der Austritt aus der FDP treffe ihn persönlich. Die Zweifel der Parteifreunde, dass er noch auf dem Boden der Demokratie stehe, habe Kemmerichs Entscheidung begünstigt.

Er hab den Glauben an den liberalen Charakter der Partei einfach verloren, sagte Ullrich MDR THÜRINGEN. Er sei überzeugt, dass der Austritt nichts an der liberalen Haltung von Kemmerich ändern werde - vor allem wirtschaftlich werde er weiter liberal bleiben.

Der stellvertrende Landesvorsitzende Gerald Ullrich gibt sein Amt auf.Bildrechte: picture alliance/dpa | Heiko Rebsch

Kemmerich-Wahl: Kurzzeitig Ministerpräsident mit AfD-Stimmen

Thomas Kemmerich erlangte bundesweite Bekanntheit, als er am 5. Februar 2020 überraschend mit Stimmen von CDU, AfD und FDP zum Ministerpräsidenten von Thüringen gewählt wurde. Bei der Wahl hatten AfD-Stimmen den Ausschlag gegeben. Kemmerich nahm die Wahl an, konnte aber keine Regierung bilden und ernannte keine Minister.

Nachdem Thomas Kemmerich die Wahl zum Ministerpräsidenten angenommen hatte, warf ihm die damalige Linke-Fraktionschefin Susanne Hennig-Wellsow einen Blumenstrauß vor die Füße.Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Martin Schutt

Thüringen stürzte damals in eine tiefe Regierungskrise. Nach bundesweiten Protesten und innerparteilichem Druck trat Kemmerich damals zurück. Seither galt seine Beziehung zur Bundes-FDP als belastet.

MDR (mad)/dpa

Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke