Die Vielfalt (und für viele Menschen auch: Schönheit) der deutschen Sprache liegt unter anderem an ihrer Fähigkeit, Wörter anderer Sprachräume zu integrieren und selbstständig weiterzuentwickeln. So haben viele Wörter, die wir heute als "deutsch" bezeichnen, historisch wie geografisch bedingt, ihren Ursprung in anderen Sprachen. Ob wir Argumente (lateinisch) für oder gegen Automobile (griechisch) finden, ob wir zu unserem Quark (slawisch) auch eine Zigarette (romanisch) genießen, ob wir Slalom (nordisch) fahren oder uns zum Picknick (englisch) treffen – immer haben wir lebendige Beweise für eine sprachliche Völkerverständigung. Auch an den Namen vieler Städte sehen wir täglich die fremdsprachlichen Einflüsse - in Ostdeutschland vor allem die slawische Geschichte unserer Region (von Leipzig bis Görlitz).

Verliert Deutsch an Bedeutung?

Trotzdem haben viele Menschen offenbar die Befürchtung, dass diese vielfältige Sprache durch noch mehr Vielfalt an Bedeutung verlieren könnte. Völlig unbegründet, sagt der aktuelle Bericht der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und der Akademienunion. Unter dem Titel "Deutsch in Europa. Vielfalt, Sprachnormen und Sprachgebrauch" setzen sich 22 renommierte Sprachwissenschaftlerinnen und Sprachwissenschaftler mit dieser Frage auseinander und kommen zu einem eindeutigen Ergebnis. Zwar seien die Einflüsse anderer Sprachräume, denen die deutsche Sprache auch heute ausgesetzt ist (vor allem durch Anglizismen und Zuwanderung), eine Herausforderung, würden aber nicht zu deren Untergang führen.

Im Gegenteil sehen die Wissenschaftler eher die Chance, dass die sich sogar erweitern könnte "durch eine gute Schule und Personen, die neu zugezogen sind". Durch Zuzug würden mehr Menschen Deutsch lernen und sprechen und die Sprache damit vor dem Rückgang retten. "Es scheint nicht so schlecht zu funktionieren. Nach den letzten statistischen Erhebungen von 2024 ist die Haussprache in Deutschland in weniger als 15 Prozent eine andere als Deutsch. Das heißt, es wird in den Familien weitgehend auch das Deutsche gesprochen", sagte Sprachwissenschaftler Ludwig M. Eichinger. 

In welchen Ländern in Europa wird Deutsch gesprochen?

Neben der Frage nach der Veränderung der Sprache befasst sich die Studie auch mit der Verbreitung des Deutschen innerhalb von Europa. Demnach wird in 15 Ländern Deutsch gesprochen, in sieben davon gilt Deutsch als Amtssprache. Das Verbreitungsgebiet erstrecke sich von Süddänemark bis Norditalien und von Ostbelgien bis an die Wolga. "Es ist ein riesiges Gebiet", so Projektleiterin Rita Franceschini, "es gibt keine europäische Sprache, die solch eine Ausbreitung hat, historisch gesehen". Als Erstsprache werde Deutsch von etwa 95 Millionen Menschen, als Zweitsprache von 30 Millionen Menschen gesprochen. Deutsch sei nach Russisch laut Sprachstatistik die am zweithäufigsten gesprochene Sprache in Europa. 

Die Entwicklung in Ländern mit nicht-deutscher Amtssprache sei allerdings sehr unterschiedlich. Während es z.B. in Rumänien Hinweise darauf gibt, dass wieder mehr Deutsch gesprochen würde, ginge die Verbreitung in der Ukraine, in Polen, in Tschechien oder an der Wolga in Russland zurück.

Links/Studien

Zur Studie: Deutsch in Europa. Vielfalt, Sprachnormen und Sprachgebrauch. Vierter Bericht zur Lage der deutschen Sprache

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