Wüst zufrieden mit CDU-Ergebnis - AfD bereitet Sorgen
Aufatmen bei der CDU: Sie hat in NRW wohl die Spitzenposition verteidigt. Ministerpräsident Wüst zeigte sich im Bericht aus Berlin zufrieden. Sorgen bereiten ihm das starke Abschneiden der AfD - und die schwächelnde SPD.
Sie galt als Stimmungstrend für die Bundespolitik: Etwa 13,7 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner haben in Nordrhein-Westfalen Land- und Gemeinderäte, Bürgermeister und Kreistage gewählt.
Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst zeigte sich im Bericht aus Berlin - um kurz nach 18 Uhr nach dem Schließen der Wahllokale - äußerst zufrieden mit dem voraussichtlichen Abschneiden. "Das Wahlziel ist erreicht. Wir sind stärkste Partei, wir sind weiter Kommunalpartei Nummer 1", sagte der CDU-Politiker. Die "lösungsorientierte und pragmatische Politik" der Christdemokraten habe sich durchgesetzt.
Der Landeschef bezog sich auf die infratest-dimap-Prognose für den WDR. Demnach käme die Partei auf 34 Prozent - das entspräche in etwa dem Ergebnis der Landtagswahl 2020.

CDU stärkste Kraft bei Kommunalwahl in NRW
Rupert Wiederwald, WDR, tagesschau, 14.09.2025 20:00 UhrVor der Wahl hatte die Partei in NRW noch beschwichtigt: Ein Ergebnis zwischen 20 und 30 Prozent galt parteiintern als "ordentlich". Denn CDU und auch die SPD haben bundesweit große Probleme, ihre traditionellen Wählerschichten zu erreichen - und neue zu erschließen. Die NRW-Wahl bedeutet für die CDU nun ein Aufatmen, die Erwartungen wurden vermutlich übertroffen.
Wahlberichterstattung des WDR Die Prozentzahlen im Artikel beziehen sich auf die infratest-dimap-Prognose des WDR. Inzwischen liegen Hochrechnungen vor. Alle Zahlen und Hintergründe finden Sie im Liveblog des WDR.
Hendrik Wüst (CDU), Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, mit ersten Reaktionen zum Prognose für die Kommunalwahl in NRW
Bericht aus Berlin, 14.09.2025 18:00 UhrSchlappe für SPD im früheren Stammland
Freude bei der CDU, für den Koalitionspartner im Bund, die SPD, könnte es hingegen ein bitterer Abend werden. Die Partei könnte laut Prognose auf 22,5 Prozent kommen. Das wäre ein historisch schlechtes Ergebnis für die Sozialdemokraten, ausgerechnet in dem Bundesland, das viele Jahrzehnte als Stammland der SPD galt. Bei der Wahlparty der SPD in Dortmund zeigten sich die Politikerinnen und Politiker im WDR zunächst zurückhaltend. Man wolle sich nicht unnötig nervös machen, bevor die offiziellen Zahlen bekannt gegeben würden, hieß es.
Anders drückte es Olaf Lies im Bericht aus Berlin aus. Der Ministerpräsident Niedersachsens zeigte sich selbstkritisch. "Wir sprechen zu wenig über unsere einstige Kernwählerschaft", sagte der SPD-Politiker. Die Sozialdemokraten müssten deutlich herausstellen, was sie für diejenigen machen, die jeden Tag arbeiten - zum Beispiel im Schichtdienst. Es gehe auch darum, klarere industriepolitische Botschaften zu entwickeln. "Wir haben zu wenig betont, dass es um die Mitte geht", sagte Lies.

Olaf Lies (SPD), Ministerpräsident von Niedersachsen, zum schlechten Abschneiden der SPD bei den NRW-Kommunalwahlen
Bericht aus Berlin, 14.09.2025 18:00 UhrWüst hält sich mit Kritik an SPD zurück
Es sei nicht der Abend, um irgendwem Tipps zu geben, sagte Wüst auf die Nachfrage zum voraussichtlich schlechten Abschneiden der SPD in Nordrhein-Westfalen. Auf Bundesebene koalieren CDU, CSU und SPD. "Jede Partei muss selber das Ergebnis analysieren, ob die alten Antworten noch die richtigen sind - für die Gegenwart und für die Zukunft", sagte der Ministerpräsident. Aber er werde keine "Nasenweisen-Hinweise" geben.
Jeder werde sich mit Blick auf das starke Abschneiden der AfD in der einstigen "Herzkammer der Sozialdemokratie" - insbesondere im Ruhrgebiet - fragen, was sind die richtigen Antworten in Sachen Armutsmigration, sagte Wüst. "Sind alle Teile unserer Sozialsysteme wirklich gerecht?" Vieles - etwa bei "Problemimmobilien" - sei sehr lange laufen gelassen worden. "Die Fragen stellen sich aber an uns alle", sagte der Landeschef.
AfD-Ergebnis "kann uns nicht ruhig schlafen lassen"
Laut der Prognose könnte vor allem die AfD vom schlechten Abschneiden der SPD profitiert haben, sie hätte ihr Ergebnis demnach mit 16,5 Prozent fast verdreifacht. Das könne einen nicht ruhig schlafen lassen, betonte Wüst. Jedoch liege die AfD der Prognose zufolge immer noch fünf, vielleicht sogar zehn Prozentpunkte unter dem Bundesschnitt, so der CDU-Politiker. In ganz Deutschland sei die politische Lage eine komplett andere. Man könne in NRW nicht von einer "Westwanderung der AfD" sprechen, das sei "so undifferenziert nicht richtig".
In 140 Kommunen habe die AfD überhaupt niemanden für den Stadtrat aufgestellt, betonte Wüst. "In einem Drittel der Kommunen weder Oberbürgermeister noch Landratskandidaten." Trotzdem müsse das Ergebnis zu denken geben.
Persönliche Betroffenheit der Koalition
Das politische Berlin hatte gespannt auf die Wahl im bevölkerungsreichsten deutschen Bundesland geschaut. Immerhin hat NRW mehr Wahlberechtigte als alle ostdeutschen Bundesländer zusammen. Zudem stammen viele Größen der Bundespolitik aus NRW: Bundeskanzler Friedrich Merz, Bundestagsfraktionschef der Union, Jens Spahn, und CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann. Auch SPD-Chefin Bärbel Bas kommt aus NRW.
Das Ergebnis in NRW und vor allem das Abschneiden der AfD wird die Bundespolitik vermutlich weiterhin beschäftigen. Bereits vor der Kommunalwahl hatte Bundeskanzler Merz angekündigt, kritische Schlussfolgerungen aus dem Ergebnis zu ziehen. Er sei entschlossen, insbesondere mit der AfD "sehr hart in der Sache um die richtigen Themen und den Kurs des Landes zu ringen".
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