Versorgung mit Medikamenten verbessert sich – Verband fordert mehr Flexibilität
Es hat sich etwas getan in puncto Arzneimittelverfügbarkeit, das weiß der gesundheitspolitische Sprecher der CDU in Thüringen, Christoph Zippel, aus erster Hand. "Bei meinen Gesprächen mit den Apotheken ist in den letzten Wochen und Monaten immer wieder deutlich betont worden, dass die Situation nicht perfekt ist, aber sie sich doch deutlich stabilisiert hat."
Europäische Pharmaindustrie soll gestärkt werden
Eine Maßnahme sei auch, Standorte der europäischen Pharmaindustrie wieder zu stärken, erklärt Zippel. Dieser Prozess wird allerdings viele Jahre dauern, weil auch noch nicht alle Fragen dazu geklärt sind. "Welche Produktion kann nach Deutschland, kann nach Europa geholt werden, um das System widerstandsfähiger zu machen – und wenn es dort noch Möglichkeiten gäbe, könnte man dadurch sicherlich auch die Resilienz des Systems erhöhen", so Zippel. Zwei oder drei Lieferanten von bestimmten Stoffen seien immer besser als weltweit nur einen zu haben.
Auch Cornelia Urban, gesundheitspolitische Sprecherin der SPD in Thüringen, erlebt die Situation mittlerweile etwas besser. Auch sie hofft auf eine Stärkung der europäischen, deutschen und sogar thüringischen Pharmaindustrie, erwartet aber von den Unternehmen auch mehr Kompromissbereitschaft. "Wenn es eben Firmen gibt, die sich offensichtlich nur auf das Hochpreisige versteifen und dann damit wirklich sehr, sehr viel Geld machen, aber nicht bereit sind, auch die einfache Aspirintablette herzustellen, dann haben wir ein Problem." Ein Mix aus beiden Segmenten ließe sich politisch festlegen, betont Urban.
Piechotta: Maßnahmen der letzten Jahre zeigen Wirkung
Das Bundesinstitut für Arzneimittel hatte jüngst Engpässe bei bestimmten Medikamenten gemeldet, wie beispielsweise Antibiotika für Kinder. Binnen kurzer Zeit konnte die Einstufung allerdings wieder zurückgenommen werden.
Das liege auch an den erfolgreichen Maßnahmen, die in den letzten Jahren etabliert wurden, glaubt Paula Piechotta, Bundestagsabgeordnete der Grünen. Bei Engpässen könne man zum Beispiel auf Produkte zugreifen, die eigentlich für ein anderes europäisches Land produziert wurden und entsprechend eine Verpackungsbeilage in andere Sprache haben.
Auf der anderen Seite habe man unter anderem die Großhändler für pharmazeutische Produkte dazu verpflichtet, auch Vorräte anzulegen, um dadurch kurzfristige Versorgungsmängel auszugleichen zu können, erklärt Piechotta. Das seien "sehr zielführende Maßnahmen".
Apotheker: Anbieten von alternativem Medikament ist kompliziert
Ganz so positiv bewertet Mathias Arnold, Vorsitzender des Landesapothekerverbandes Sachsen-Anhalt, die Gesamtsituation nicht. "Hier brauchen die Apotheken mehr Bewegungsfreiheit, um zum Beispiel einen Hersteller gegen einen anderen auszutauschen, um zum Beispiel auch ein etwas teureres Produkt abzugeben, das aber lieferfähig ist, um zum Beispiel auch mal die Darreichungsform von Tablette auf Dragee zu ändern. Das heißt, da sind gesetzliche Rahmenbedingungen noch immer viel zu eng."
Bisher ist es kompliziert, eine Alternative auf Einschätzung des Apothekers anzubieten. Die Pharmazeuten müssen vorher noch das Okay der Arztpraxen erfragen, die Kundschaft muss noch extra Unterschriften einholen. Dass sei unnötig viel Arbeit und sollte in Zukunft einfacher laufen, hofft Arnold vom Landesapothekerverband Sachsen-Anhalt.
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