Gesundheitszentrum in Reichenbach kann Lücke nach Klinik-Aus nicht voll schließen
- Die Reichenbacher trauern ihrem alten Klinikum nach. Bei Notfällen müsse man nun weite Wege in andere Krankenhäuser zurücklegen.
- Die Schließung der alten Paracelsus-Klinik hat der Stadt Reichenbach wirtschaftlich einen schweren Schlag versetzt. Hunderte Arbeitsplätze sind weggefallen.
- Künftig soll ein ebenfalls von Paracelsus betriebenes Klinikum in Schöneck die medizinische Versorgung im Oberen Vogtland sicherstellen.
Ein Dachdecker befestigt Holzleisten auf einem Anbau, während einige Patienten das Gesundheitszentrum verlassen. Ergotherapie, Physiotherapie, ein Urologe oder Gynäkologe, aber auch eine Thaimassage haben sich auf dem Gelände des ehemaligen Klinikums Reichenbach niedergelassen. Längst ist nicht hinter jedem Fenster wieder Leben eingezogen – unterhält man sich aber mit den Menschen, sind sie froh, dass das Gebäude nicht verfällt.
Gesundheitszentrum ersetzt weite Wege in andere Kliniken nicht
Trotzdem trauern die Reichenbacher ihrem Krankenhaus nach, das wird deutlich, wenn man sich in der Stadt umhört. An die Klinik komme das neue Gesundheitszentrum nicht ran, heißt es. Der Wegfall der Notaufnahme sei ein großes Problem. Früher habe man im Notfall schnell Hilfe vor Ort gehabt, jetzt müsse man weit fahren. Ohne Krankenhaus vor Ort sei man als Betroffener auf weite Fahrten nach Gera, Greiz oder Zwickau angewiesen, was besonders für Menschen ohne Führerschein eine echte Herausforderung darstelle.
Ärztenetz: Reichenbacher Notaufnahme nicht für lebensbedrohliche Fälle geeignet
Der Weg ins Krankenhaus stellt jetzt viele Reichenbacher vor eine Herausforderung, weil sie nun oftmals Kliniken in Bayern oder Thüringen anfahren müssen. Ebenso ist die neue, rund um die Uhr besetze Rettungswache mit Notarzt betroffen, auch hier haben sich die Wege in die Krankenhäuser verlängert.
Doch das hätten sie sich wohl auch mit kleiner Notaufnahme im Ort, ordnet Jens Volkmar ein. Er ist Internist und Vorstandsmitglied im Ärztenetz Vogtland: "Bei akut lebensbedrohlichen Situationen wie einem Herzinfarkt, einem Schlaganfall, einem extremen Autounfall und solchen Sachen, da sind Krankenhäuser mit vielen Fachrichtungen und Spezialisten gefordert, und das hat ein kleines Krankenhaus sowieso nicht." Und bei einem Herzinfarkt oder einer Herzkatheteruntersuchung habe sich auch gezeigt, dass man lieber eine halbe Stunde länger fahren sollte als zuerst in ein falsches Krankenhaus.
Wegfall von Arbeitsplätzen: Schwerer Schlag für Reichenbach
Mit der Schließung habe zwar der Klinikbetreiber wirtschaftlichen Schaden für sich abgewendet, sagt Oberbürgermeister Henry Ruß, doch für Reichenbach sei dadurch welcher entstanden: "Wir haben uns nicht die Mühe gemacht, das zu berechnen." Es mache keinen Sinn, etwas zu berechnen, das nicht mehr da ist, sagt Ruß.
Hunderte gut bezahlte Arbeitsplätze seien weggefallen – Ärzte und Klinikpersonal, das nun auch kein Geld mehr im Ort ausgibt. Weggefallen seien auch Dienstleister, wie Reinigung oder Wäscherei. Und so ein Krankenhaus mache auch eine Stadt für Neuansiedlungen attraktiv, meint Ruß: "Das ist ähnlich wie unsere Philharmonie, das ist immer ein fünftes Rad am Wagen, muss immer bezuschusst werden, aber es ist ein Wirtschaftsfaktor und eben auch ein weicher Standortfaktor." Als Stadt mit Krankenhaus habe man viel bessere Chancen als eine Stadt ohne.
Schöneck profitiert: Paracelsus Krankenhaus für Oberes Vogtland
Es gibt aber auch Profiteure der Klinikschließung in Reichenbach. Unter anderem das rund 25 Kilometer südlich gelegene Schöneck. Denn hier betreibt Paracelsus auch zukünftig ein Krankenhaus, schildert Bürgermeister Andy Anders: "Vor 14 Tagen wurde uns der Zuschlag gegeben, dass künftig die stationäre Behandlung im Oberen Vogtland in Schöneck durchgeführt wird. Wir sind dankbar, weil wir jetzt erstmal eine klare Fahrtrichtung haben." Ort und Klinikbetreiber könnten sich darauf einstellen, dass es in Zukunft trotz Krankenhausreform im Oberen Vogtland eine stabile Versorgung geben werde.
Dennoch werde sich der Landkreis bei seiner Gesundheitsversorgung moderner aufstellen müssen. Ein erstes Projekt gäbe es bereits, so Anders: Eine mobile Untersuchungseinheit für Augenkrankheiten, bei der sich ein Arzt von überall auf der Welt zuschalten kann.
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