• Die diesjährige Ausgabe des Festivals "Light our Vision" setzt sich mit der Stadtentwicklung von Chemnitz auseinander.
  • Dabei wird auch auf Bürgerbeteiligung gesetzt, zahlreiche Menschen in Chemnitz wurden befragt.
  • In der Chemnitzer Innenstadt ist bis 27. September regionale und internationale Lichtkunst zu sehen.

Der abendliche Rundgang beginnt am Roten Turm: Nach und nach bäumt sich eine Tänzerin an der alten Fassade auf. In zufälligen, dennoch fluiden Bewegungen tanzt sie. Schließlich wird sie zu Wasser – und fällt in Wellen in sich zusammen.

"Dissolving Boundaries" heißt die Arbeit des italienischen Kollektivs "OOOPStudio". Sie ist eine von vielen Lichtinstallationen des diesjährigen "Light our Vision"-Festivals in Chemnitz. Das rückt markante Gebäude in buntes, neues Licht – eine Chance, die Stadt auch nachhaltig neu zu denken.

Der Rote Turm in Chemnitz ist eines von zahlreichen Gebäuden, das beim Festival "Light our Vison" mit Lichtkunst bestrahlt wird. Bildrechte: MDR / Carolin Büscher

Ungenutzter Platz am Karl-Marx-Monument im Fokus

"Wir glauben, dass man in Chemnitz groß denken kann", sagt Majo Ussat aus dem Festivalteam. "Gerade der Marienplatz als große Brachfläche mitten in der Innenstadt könnte wiederbelebt werden mit einer großartigen Architektur – wie auch immer die gestrickt ist."

Majo Ussat und das Festivalteam wollen leere Flächen in Chemnitz wieder für die Stadtbevölkerung nutzbar machen.Bildrechte: Light our Vision/PR/URBANSCREEN

Seit der ersten Ausgabe 2023 steht der, vom Festival so benannte, Marienplatz im Fokus. 27.000 Quadratmeter ungenutzte Fläche, zwischen Karl-Marx-Monument und Theaterplatz. Das wollen die Veranstalter vom Verein "Baukultur für Chemnitz" ändern. Künstlerisch, aber auch ganz praktisch: Ein Sport- und Kulturcampus soll hier entstehen, so das Anliegen der Arbeitsgruppe. Um den Ort wirklich für die Stadt zu bespielen, hat das Festival in diesem Jahr erstmals die Chemnitzerinnen und Chemnitzer miteinbezogen.

Wir glauben, dass man in Chemnitz groß denken kann.

Majo Ussat, Festival "Light our Vision"

Bisher ungenutzt: Der vom Festival Marienplatz getaufte Platz zwischen Karl-Marx-Festival und Theaterplatz. Bildrechte: MDR / Carolin Büscher

Menschen in Chemnitz werden beteiligt

"Es sind über 80 Menschen quer aus der Gesellschaft befragt worden", erklärt Mit-Initiatorin Lotte Claudia Fischer. Denn es gehe ihnen nicht darum, die Frage einer neuen Nutzung allein zu beantworten. "Wir wollen gerne mit unserer Stadtgesellschaft gemeinsam vorandenken und visionär für unsere Stadt denken."

An sieben Portalen sind die Ideen und Gedanken für Chemnitz‘ Zukunft zu sehen, und zu hören. Die gesammelten Antworten werden in dem Areal als Bilder übersetzt – mithilfe Künstlicher Intelligenz.

Lotte Claudia Fischer (r.) und ihre Kollegin Linda Hüttner haben mehr als 80 Menschen in Chemnitz zur neuen Nutzung des Marienplatzes.Bildrechte: Wolfgang Schmidt

"KI ist hier Werkzeug, also Mittel zum Zweck", sagt Lotte Claudia Fischer. "Die Künstlergruppe Urbanscreen wollte schnell Bilder generieren, die aber unvorbelastet sind und nicht emotional belegt. Denn jeder, der etwas zeichnet, bringt ja ein Stück Vergangenheit mit. Es ging darum, eine neutrale Antwort auf Aussagen zu visualisieren."

Künstlerische Beiträge aus Indonesien, Mexiko, Polen

Bei dem starken Fokus auf die eigene Stadtentwicklung holt man sich auch den Blick von außen dazu: Im Kulturhauptstadtjahr präsentiert sich das Festival sehr international. Die Tänzerin am Roten Turm ist eine italienische Arbeit, der Nischel wird als "Dreams in Color" bunt und verspielt von einem indonesischen Kollektiv in Szene gesetzt – und am Theaterplatz wartet eine polnische Arbeit: Eine Collage aus historischen, animierten Zeichnungen von Mensch und Maschine. Mit – wie er sie nennt – Vintage-Robotern erweckt der Künstler Ari Dykier das Opernhaus zum Leben.

"Ich habe mich vom Gebäude inspirieren lassen", sagt er. "Und vom Begriff der Opera. Hinter meiner Arbeit steckt die Vision, die Zukunft zu entwerfen, indem man Technologie benutzt und Roboter-Charaktere schafft, die die Zukunft besser machen."

Der polnische Künstler Ari Dykier vor dem Opernhaus in Chemnitz, das durch seine Lichtinstallation zum Leben erwacht. Bildrechte: MDR/Carolin Büscher

Verspielt, aber mit ernsthafter Mission befragt "Light our Vision" den Status quo und will Impulse für die Zukunft setzen. Zunächst sammelt das Lichtkunstfestival gemeinsame Visionen für Chemnitz: Vielleicht, so sagen die Veranstalter, kann aus dem Be-Leuchten dann auch für den einen oder anderen Ort ein Er-Leuchten werden.

Redaktionelle Bearbeitung: lig

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