Finanzielle Notlage: Thüringer Bäder fordern Unterstützung vom Freistaat
- Die finanzielle Situation der Thüringer Schwimmbäder ist schlecht. Das liegt an den klammen Stadtkassen sowie an hohen Preisen für Personal und Energie.
- Der Freistaat plant, den Schwimmbädern in den nächsten zwei Jahren deutlich weniger Geld aus dem Landeshaushalt zur Verfügung zu stellen.
- Das Aktionsbündnis Thüringer Bäder betont die Daseinsfürsorge-Funktion der Bäder und fordert 30 Millionen Euro Zuschuss jährlich.
Mathias Strejc ist Bürgermeister von Bad Frankenhausen. Qua Amt verantwortet er damit eine Therme, die im Moment umgebaut wird. Zugleich ist Strejc Präsident des Thüringer Heilbäder-Verbandes. In beiden Funktionen schaut er auf die Zukunft der Hallenbäder und kommt zum gleichen Schluss: "Es ist wirklich 5 nach 12 Uhr mittlerweile, wenn wir keine zusätzliche jährliche Unterstützung für die Betreibung der Bäder bekommen."
Leere Stadtkassen: Viele Thüringer Schwimmbäder sind defizitär
Die Kyffhäuser-Therme in Bad Frankenhausen hat im vergangenen Jahr ein Defizit von knapp einer Million Euro eingefahren. Die Summe ausgeglichen haben die Stadt, der Landkreis und zum größeren Teil der Freistaat – durch einen Fördertopf. In diesem Jahr sind darin 15 Millionen Euro, die in gleichen Teilen an die 40 Hallenbäder ausgereicht werden.
Für Schmölln in Ostthüringen macht das unterm Strich mehr als 400.000 Euro fürs Tatami – ein Hallenbad, in dem Schulen den Schwimmunterricht durchführen, Vereine ihr Training oder Familien ein paar Stunden am Wochenende verbringen. Bürgermeister Sven Schrade zufolge hat das Bad in Schmölln einen Zuschuss-Bedarf von 1,2 Millionen Euro. Das Minus resultiert aus gestiegenen Energiepreisen und Personalkosten.
Freistaat reduziert Mittel deutlich – keine Hilfe im Jahr 2027
Noch kann Schmölln die Differenz ausgleichen. Ab dem kommenden Jahr könnte das schwierig werden. Einerseits weil die Stadtkassen leer sind. Anderseits – und das ist gravierender – weil die Landesregierung die Mittel deutlich reduzieren will. Statt 15 Millionen nur noch eine Million Euro, ausgegeben als Bäder-Transformations-Fond.
Und das auch nur im kommenden Jahr. 2027 plant das Land keinerlei finanziellen Hilfen. So steht es im Haushaltsentwurf, den die Finanzministerin in der vergangenen Woche vorgestellt hat.
Standortvorteil: Bäder wichtig für Tourismus und Daseinsvorsorge
David Ortmann, Bürgermeister von Bad Tabarz und damit in Verantwortung für das Tabbs – eine Gesundheits-Therme – muss bei diesen Aussichten erst einmal tief atmen: "Die Bäder sind nicht ausfinanziert. Wir betreiben weitaus mehr als nur ein bisschen planschen oder Tourismus im Wasser. Ich glaube, dass jeder, der diese Unterstützung für die Bäder als nicht notwendig erachtet, tatsächlich eine wirtschaftsfeindliche Politik betreibt."
Mathias Strejc hat dafür Zahlen. Seit die Therme in Bad Frankenhausen geschlossen ist, sind die Übernachtungszahlen um 11 Prozent zurückgegangen oder ist die Auslastung des Wohnmobil-Stellplatzes um 50 Prozent eingebrochen. Sein Fazit: Geschlossene Bäder schmälern die Anziehungskraft einer Kommune. Aber: "Wir sind keine Wirtschaftsunternehmen. Bäder sind für die Daseinsfürsorge im Freistaat da."
Forderung des Aktionsbündnisses: 30 Millionen Zuschuss jährlich
Die Bürgermeister Mathias Strejc, David Ortmann und Sven Schrade sehen das Land deshalb in der Pflicht und wollen mit ihren Kollegen im Aktionsbündnis nun intensiv dafür werben, die Unterstützung für die Thüringer Hallenbäder nicht auszutrocknen. 30 Millionen Euro jährlich als Zuschuss – so lautet die Maximalforderung.
Linke und SPD fordern mehr Geld für Erhalt der Bäder
Aus dem Landtag kommt Verständnis – von der Opposition in Form der Linken. Sascha Bilay fordert, den Schwimmunterricht aus dem Fördertopf für die Thüringer Schulen zu bezahlen, in dem 100 Millionen Euro liegen. Das wäre ein erster Schritt, schreibt er.
Auf Seiten der koalitionstragenden Fraktionen bekennt Moritz Kalthoff von der SPD: "Ich stehe dazu, dass ich sage: Die eine Million Euro, selbst wenn man sie nach den jetzigen gesetzlichen Bestimmungen verteilt, hilft niemandem. Das ist vollkommen logisch. Deswegen kann für mich und meine Fraktion die eine Million Euro nicht das Ende der Verhandlungen sein."
Bis Dezember will der Thüringer Landtag über den Haushaltsentwurf für die kommenden zwei Jahre beraten. Dann soll er verabschiedet werden. Das Aktionsbündnis Thüringer Bäder will deshalb am 30. Oktober vor dem Parlament in Erfurt lautstark demonstrieren.
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