Nächste Stufe der ePA: Sind Ärzte und Patienten vorbereitet?
- Ab Mittwoch läuft die Elektronische Patientenakte in der Praxis, auch wenn noch technische Schwierigkeiten auftreten können. Viele Patienten haben der Verwendung zugestimmt, fühlen sich jedoch schlecht informiert.
- Informationen zur ePA können bei den Krankenkassen eingeholt werden.
- Mediziner bemängeln den Datenschutz der ePA: Sensible Patientendaten könnten auch von Unbefugten eingesehen werden.
Die elektronische Patientenakte, kurz ePA, ist nicht nur eine Erleichterung für die Ärzte, sondern auch für die Patienten. Davon ist Sachsens Gesundheitsministerin Petra Köpping überzeugt: "Jeder kennt das, wenn er in einem Krankenhaus war oder bei einem Facharzt oder beim Hausarzt – und der nächste behandelnde Arzt fragt nach Unterlagen. Dann muss er die unterm Arm mitschleppen."
Wie oft habe man gehört, dass Patienten vergessen hätten, eine Tablette zu nennen, die sie einnehmen. "Und dann bekommen sie vielleicht ein neues Medikament verschrieben, was sich mit dem Alten gar nicht verträgt. Das kann so eine elektronische Gesundheitsakte ausschließen", ist Köpping überzeugt.
Beim Facharzt sitzen und der weiß sofort, welche Medikamente der Hausarzt verschrieben hat. Das ist die Idee der elektronischen Patientenakte, kurz ePA. Zum 1. Oktober beginnt für sie eine neue Phase: die Pflicht für Ärzte, Arztbriefe und Diagnosen einzutragen. Doch nicht alle Praxen können an den Start gehen.
Technische Probleme zunächst noch möglich
"Bei einigen gibt es noch technische Probleme, aber das ist vielleicht im Bereich von 15 Prozent und das wird sich auch in nächster Zeit sehr schnell klären", ist der Vorsitzende der KV, der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen, Stefan Windau überzeugt. Bei der Vielzahl an Abrechnungssystemen hätten noch nicht alle Betreiber die notwendige Software geliefert.
Die KV werde prüfen, ob die Ärzte auch wirklich die ePA nutzen: "Da gibt es dann gegebenenfalls Honorarkürzungen, aber natürlich nicht heute. Eine Abrechnung erfolgt am Ende eines Quartals. Wir werden keinesfalls jetzt pauschal vorgehen, sondern uns die jeweilige Situation ansehen."
Wenig Widerspruch gegen ePA, aber schlechte Informationslage
Dennoch wird von Mittwoch an für den Großteil der Patienten beim Arztbesuch die elektronische Patientenakte gefüllt. Bei der AOK Plus, sie hat 3,3 Millionen Versicherte in Sachsen und Thüringen, hat nur ein Bruchteil der ePA widersprochen, schildert Sprecherin Katja Zeitler: "Es gibt einen kleinen Prozentsatz, knapp 7,6 Prozent unserer Versicherten, die sich zum jetzigen Zeitpunkt aktiv gegen elektronische Patientenakte entschieden haben und uns das auch im Vorfeld gesagt haben."
Allerdings schildert Zeidler, dass in einer AOK-weiten Umfrage herauskam: Die Mehrheit der Befragten fühle sich weniger gut oder gar nicht gut über die ePA informiert. So sei sie zunehmend Thema bei der Kundenberatung. Auch die Zahl der Versicherten, die auf die Akte zugreifen, sei noch sehr klein.
Informationen bei Krankenkassen – Aufklärung in Praxen schwierig
Informationen würden die Patienten bei der Krankenkasse erhalten, aber eine große Informationskampagne sei nicht geplant: "Wir werden beobachten, wie sich das Thema entwickelt", sagt Zeidler. Es hingen ja sehr viele Akteure dran, nicht nur die Krankenkassen. "Wir werden schauen, wie sich die ePA entwickelt und wie wir da gegebenenfalls noch weiter informieren."
Entscheidend sei auch die Aufklärung in den Arztpraxen. Doch das kostet zusätzliche Zeit, die in Praxen knapp ist. Nicht nur deshalb haben einige Fachrichtungen nach wie vor große Bauchschmerzen.
Kritik der Ärzte: Sensible Daten für jeden im Gesundheitsbereich sichtbar
Ungewollte Schwangerschaften, Suchterkrankungen, Geschlechtskrankheiten, all das werde ab jetzt ohne aktiven Widerspruch gespeichert, schildert die Landesvorsitzende des Berufsverbandes der Frauenärzte, Cornelia Hösemann: "Wir wissen auch selbst als Ärztinnen und Ärzte noch nicht, was und wer mit den Daten dann später mal Umgang hat. Und ob das für die Patienten dann mal von Belang sein kann."
Und Gregor Pinkert, Präsident der Ostdeutschen Psychotherapeutenkammer meint: "Unsere psychotherapeutischen Kollegen sind zurückhaltend damit, das zu empfehlen, weil die Informationen, gerade über psychische Erkrankungen, die in die Akte eingestellt werden können, eben von allen in der Gesundheitsversorgung prinzipiell Tätigen, also auch von Apotheken oder Zahnarztpraxen oder in Krankenhäusern eingesehen werden können."
Entscheidung für und gegen ePA weiterhin möglich
Man verwende viel Zeit für die Aufklärung, doch die Entscheidung liege am Ende bei den Patienten. Klar ist, auch nach dem Stichtag 1. Oktober ist ein Widerspruch und das Löschen der gesammelten Daten möglich. Ebenso das Anlegen einer Akte, falls man den bisherigen Widerspruch zurücknehmen will.
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