• Viele DDR-Bands huldigten offen ihren Vorbildern im Westen.
  • Sie widmeten ihre Songs etwa dem Ex-Beatle John Lennon.
  • Die Blues-Szene des sozialistischen Landes blickte derweil gebannt auf die US-Südstaaten.

Arnold "Murmel" Fritzsch legte mit seiner Band Kreis im Jahr 1978 den verträumt-eingängigen Song "Ich war der 5. Beatle" vor. Es war eine Liebeserklärung an die Pop-Gruppe aus Liverpool, die Fritzsch, der lange auch als Filmkomponist aktiv war, mit seiner Band herausbrachte.

Musikalische Denkmäler für die Beatles

Kreis war eine jener Ost-Bands, die mit ihrem unbeschwerten und modern abgemischten Disco-Pop tatsächlich auch im Osten populär waren. Das gleiche gilt für die Puhdys, einen Großbetrieb von einer Rockband: Die ostberliner Super-group war politisch sicher auch irgendwie kritisch, aber genoss doch das Privileg einer West-Tournee-Erlaubnis.

Die Puhdys im Jahr 1973. Nach Lennons Tod 1980 schrieben sie "Hey John"Bildrechte: IMAGO / United Archives

Hochprofessionell war die Band und sofort mit einem Gedächtnis-Song in der "Tip-Disco" des Radiosenders Stimme der DDR dabei, nachdem im Dezember 1980 die Nachricht vom Tod John Lennons auch in der DDR manche zum Weinen brachte: Mit "Hey John" wurde auch auf der östlichen Seite der deutsch-deutschen Grenze ein musikalisches Denkmal für Lennon geschaffen.

Trauer nach dem Tod John Lennons

Die Beatles erschienen trotz Walter Ulbrichts Absage an das "Yeah yeah yeah", den "Dreck, der vom Westen kommt", in der DDR in mehreren Zusammenstellungen beim staatlichen Plattenlabel Amiga. Sie wurden mit den Jahren als eine Art kritischer Begleiter der westlichen Konsum-Gesellschaft geduldet, geliebt und besungen.

Kein Fan der Beatlemania: Staatsratsvorsitzender Walter Ulbricht.Bildrechte: imago/Werner Schulze

John Lennons Tod wurde auch von einer der wenigen Frauen im männerdominierten DDR-Rock betrauert: Katrin Lindner und die Schubert Band. Aus heutiger Sicht ist es kaum überraschend, dass die Beatles auch über die Grenze hinweg angehimmelt wurden.

Blues-Szene in der DDR huldigten Hooker, Dixon und Co.

Ein bisschen versteckter und im Text deutlich raffinierter hatte der Ost-Berliner Blues-Dichter Wolfram Bodag mit seiner Band Engerling schon in seinem "Blues vom Roten Hahn" von 1979 seine Idole aus dem amerikanischen Blues-Urgrund um sich geschart. Welch eine zauberhafte Geschichte: Im großen Amerika tun sich John Lee Hooker, Memphis Slim und Willi Dixon – die drei Meister des neueren amerikanischen Blues – zusammen, um für die Ost-Berliner Blues-Gemeinde Geld reinzuspielen.

Wolfram Bodag gehörte zur Blues-Szene der DDR.Bildrechte: MDR/Ostrock - Zwischen Liebe und Zorn

Ein Hauch von Freiheit und Anarchie, wie es ihn in der DDR eben auch gab. Eine Szene, die poetisch und eigensinnig war und sich nicht in simple Kategorien wie Rebellion oder Dissidententum einordnen ließ. Neben Wolfram Bodag muss aber ein weiterer Musiker auf dem DDR-Blues-Podest stehen: Johannes Biebl.

Der in mehreren Bands gereifte, begnadete Gitarrist brachte mit seiner Hansi Biebl Band auf zwei Amiga-LPs seine unaufdringlich präzisen, leise fragenden Songs heraus. 1981 widmete er einen Song seiner musikalischen Herkunft, dem amerikanischen Rhythm and Blues. Der Name des Liedes: "Für Chuck Berry"

Größe der DDR-Musik: Die Band Electra.Bildrechte: IMAGO / Gueffroy

Exoten: Soul-Musik made in GDR

Was fehlt da noch? Kunst-Rock-Kombos wie Electra und Stern Meissen, die inspiriert waren von Bands wie Yes, Genesis und Pink Floyd. Das ist aber eher über den Sound hörbar als über die Texte. Ganz klar benannt hat ihre Helden in den frühen 1980er-Jahren hingegen die Modern Soul Band. Es war ein musikalisches Unternehmen, das teils in Schulklassenstärke auf der Bühne stand und das Genre des Soul in der DDR fast allein bespielte.

Quelle: MDR KULTUR (Jörg Schieke), Redaktionelle Bearbeitung: tis, lm

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