Gut 2.500 Unterschriften sammelte der Bad Frankenhäuser Steffen Kobrow für seine Petition. Rund 1.000 mehr als für eine erfolgreiche Petition nötig wären. Kobrow will mit seiner Initiative erreichen, dass die BLF in Thüringen abgeschafft wird und Gymnasiasten den Realschulabschluss erhalten, wenn sie die zehnte Klasse schaffen. So wie das in anderen Bundesländern praktiziert wird: "Ich möchte, dass die Thüringer Schüler an den Gymnasien genauso behandelt werden wie die Gymnasiasten an den Schulen in den anderen Bundeländern auch. Ich denke, dass das mal überarbeitet und überdacht werden sollte."

Belastung für die Schüler

Kobrow verweist darauf, dass die BLF eine große Belastung für die Schüler ist. Wer die Prüfung nicht besteht, steht sozusagen ohne Abschluss da. Laut Kobrow ist zudem in den letzten Jahren ständig der Anteil der Schüler geschrumpft, die die BLF bestehen. Von gut 98 Prozent sei die Quote der erfolgreichen Abschlüsse auf 90 Prozent in diesem Jahr gefallen.

Kobrow ist mit seiner kritischen Einstellung nicht allein. Auch die Landesschülervertretung lehnt die BLF zumindest in der jetzigen Form ab. Laut Vorstandsmitglied Erik Sczygiol ist die BLF deutlich schwerer als der Realschulabschluss an der Regelschule: "Das Niveau der BLF liegt auf dem Niveau der Gymnasiasten, während das Niveau der Realschulabschlussprüfung augenscheinlich auf dem Niveau der zehnten Klasse Realschule liegt. Und das empfinden wir schon als eine Ungerechtigkeit." Auch, weil ein Gymnasiast erst mit der BLF einen der mittleren Reife gleichwertigen Abschluss erhalte, so Sczygiol.

Prüfungsniveau ist unterschiedlich: Erik Sczygiol von der Thüringer LandesschülervertretungBildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Unterschiedliche Schwierigkeitsgrade

Die Landesschülervertretung fordert daher, dass die BLF an das Niveau der Realschulabschlussprüfung angepasst wird oder dass die Gymnasiasten gleich die Realschulabschlussprüfung schreiben. Ähnlich äußert sich die Landeselternvertretung. Sie lehnt zwar die BLF nicht grundsätzlich ab. Aber auch sie fordert eine Anpassung des BLF-Schwierigkeitslevels. "Gegen die BLF spricht auch der Stress und dass man damit weniger Zeit hat für Stoffvermittlung in der Zeit, in der man sich auf die Prüfung vorbereitet", sagt Elternsprecher Peter Oehmichen. "Und das nächste Problem ist, dass es zu wenige Lehrer gibt."

Lehrerverbände für Beibehaltung

Dagegen sprechen sich die Lehrerverbände dafür aus, die BLF beizubehalten. Die Leistungsfeststellung sei eine wichtige Prüfung, um die Gymnasiasten auf das Abitur vorzubereiten, sagt Heike Schimke vom Thüringer Philologenverband: "Es ist durchaus so, dass Schülerinnen und Schüler, die große Schwierigkeiten haben, die Hürde der BLF nicht schaffen. Deshalb ist es auch so, dass der Abiturdurchschnitt in Thüringen aufgrund der Tatsache, dass da die Schwächeren herausgefallen sind, deutlich besser ist als im Bundesdurchschnitt."

Sie werde häufig von Kollegen aus den anderen Ländern gefragt, warum der Abiturdurchschnitt in Thüringen so gut sei. Dann verweise sie immer auf die BLF, so Schimke. Aber auch sie spricht sich dafür aus, an der BLF Änderungen vorzunehmen. Der Umfang der Prüfungsaufgaben etwa könnte reduziert werden, so Schimke.

Ministerium: BLF hat sich bewährt

Das Thüringer Bildungsministerium will ebenfalls an der BLF festhalten. Laut Staatssekretär Bernd Uwe Althaus hat sich die BLF bewährt: "In regelmäßiger Zusammenarbeit mit Lehrern, Eltern und Schülern wird weiter an dem Format gearbeitet und gegebenenfalls nachgebessert. Etwa in der Gewährung einer zusätzlichen Einlesezeit im Fach Mathematik."

Althaus verweist zudem darauf, dass der Landtag erst im Frühjahr 2024 ein neues Schulgesetz beschlossen hat, in dem eine Abschaffung der BLF nicht aufgenommen wurde. Nach Angaben des Ministeriums hat die BLF zudem mehrere positive Effekte. Unter anderem trage sie dazu bei, die Bildungsqualität am Gymnasium zu verbessern. Und sie helfe den Schülern, sich auf die Anforderungen der Oberstufe und später auf die Herausforderungen in der Arbeitswelt einzustellen.

Anhörung im Landtag wohl im ersten Quartal 2026

Ob die Petition zur Abschaffung der BLF Erfolg hat, ist noch unklar. Mit der Petition muss sich zunächst der Petitionsausschuss des Landtags befassen. Nach Angaben der Landtagsverwaltung wird der Ausschuss in seiner nächsten Sitzung am 13. November die Termine für die derzeit noch offenen Anhörungen festlegen. Die Anhörung zur BLF soll dann im ersten Quartal 2026 stattfinden.

Die SPD-Fraktion im Thüringer Landtag signalisiert indessen bereits Bereitschaft, Bewegung in das Thema BLF bringen zu wollen. Laut Matthias Hey, dem bildungspolitischen Sprecher der SPD, ist die Abschaffung der BLF zwar nicht im Koalitionsvertrag mit CDU und BSW aufgenommen worden. Aber: "Es wird Debatten geben. Wie der Ausgang ist, das ist noch offen. Ich habe jetzt mit meinen Koalitionspartnern noch nicht sprechen können. Aber wenn es hier Bewegung geben sollte - an uns liegt es nicht."

MDR (woh/dr)

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  • 18. September 2025Thüringer Petitionsausschuss muss sich mit Abschaffung der BLF an Gymnasien befassenmit Audio

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