• In Sachsen gilt das Sächsische Gleichstellungsgesetz, man richtet sich aber nicht nach festen Schemata.
  • Sachsen-Anhalt hebt Projekte hervor, die Frauen und ihre Leistungen sichtbar machen.
  • In Thüringen werden laut Kulturministerium keine Maßnahmen zur Frauenförderung benötigt.

Der Anteil von Frauen in Führungspositionen im Kulturbereich ist in den vergangenen Jahren gestiegen. Das geht aus einem aktuellen Bericht des Deutschen Kulturrats hervor. Demnach liegt der Anteil von Frauen in Führungspositionen in Bibliotheken, Museen, Gedenkstätten, Opern- und Schauspieldirektionen bei etwa vierzig bis fünfzig Prozent.

Es geht voran mit der Geschlechtergerechtigkeit, aber man kann noch nicht zufrieden sein.

Gabriele Schulz, stellv. Geschäftsführerin des Deutschen Kulturrats

"Es geht voran mit der Geschlechtergerechtigkeit", sagte die stellvertretende Geschäftsführerin des Deutschen Kulturrats und Mitherausgeberin des Berichts, Gabriele Schulz, im Gespräch mit MDR KULTUR. Aber man könne noch nicht zufrieden sein. Der Grund: In Kulturbetrieben ist meistens deutlich mehr als die Hälfte der Belegschaft weiblich. Beispielsweise arbeiten etwa in Museen 65 Prozent Frauen, was sich allerdings in der Führungsebene mit einem Frauenanteil von 47 Prozent nicht widerspiegelt.

Die wichtigsten Zahlen im Überblick (zum Ausklappen)

Anteil von Frauen in Führungspositionen:

  • Bibliotheken: 47 Prozent
  • Museen und Gedenkstätten: 40 Prozent
  • Operndirektionen: 44 Prozent
  • Schauspieldirektionen: 47 Prozent

Besonders gering ist nach wie vor der Frauenanteil im Bereich der Generalmusikdirektoren. Hier sei der Anteil von Frauen verschwindend gering. "Dort ist wirklich dringender Handlungsbedarf", so Schulz. "Ich kann mir bei 30 Prozent weiblichen Studierenden im Bereich Dirigieren nicht vorstellen, dass die alle so schlecht sein sollen, dass keine von denen in eine Spitzenposition kommt."

Die ehemalige Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Monika Grütters, setzte sich nach der letzten Studie von 2016 zu "Frauen in Kultur und Medien" für mehr Gleichberechtigung ein.Bildrechte: imago images / Metodi Popow

Sachsen setzt vorrangig auf fachliche Qualifikation

Für den Bericht des Deutschen Kulturrats hat jedes Bundesland eine Positionierung beigesteuert. Sachsen betont darin die Sensibilisierung für Geschlechtergerechtigkeit und Diversität. Der Freistaat verweist auf das Sächsische Gleichstellungsgesetz. Dieses gebe Maßnahmen vor, welche die Unterrepräsentanz von Frauen auch in sächsischen Kultureinrichtungen ausgleichen sollen. Allerdings stehe die fachliche Eignung immer an erster Stelle.

Nora Schmid leitet die Semperoper Dresden.Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Robert Michael

Als Beispiele für Frauen in Spitzenpositionen nennt die sächsische Landesregierung das Deutsche Hygienemuseum, wo ein männlicher Leiter durch eine Frau abgelöst wurde, ebenso wie an der Semperoper Dresden und im Schlesischen Museum zu Görlitz. "Es kann aber auch sein, dass wie bei den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden ein Mann einer Frau folgt, weil dieser am besten überzeugte", heißt es in dem Bericht. Im zuständigen Ministerium wiederum stehe nun seit 35 Jahren erstmals eine Frau an der Spitze der Abteilung Kunst. Mit konkreten Zahlen wurde der Bericht nicht unterfüttert.

Iris Edenheiser ist Direktorin des Deutschen Hygiene-Museums Dresden.Bildrechte: Iris Edenheiser/Deutschen Hygiene-Museums Dresden

Bei der Besetzung von Gremien und Jurys für Kulturpreise richte man sich in Sachsen nicht nach festen Schemata, eine paritätische Besetzung sei aber "gelebte Praxis".

Gabriele Schulz weist im Gespräch mit MDR KULTUR außerdem darauf hin, dass die Sächsische Akademie der Schönen Künste 2016 mit einem Frauenanteil von nur 16 Prozent noch zu den Schlusslichtern gehört hatte. Das habe sich deutlich verbessert, sie liege jetzt im Zwanzigerbereich. "Insofern kann man sagen, auch dort geht es voran."

Sachsen-Anhalt macht Frauen mit Projekten Mut

Sachsen-Anhalt hebt in seiner Stellungsnahme für den Kulturrat verschiedene Projekte hervor, die Frauen in den Mittelpunkt rücken und Mut machen sollen – etwa das Musikfestival "Women in Jazz", die "Frauenkulturtage" in Halle oder das Netzwerk Frauenorte in Sachsen-Anhalt. Es gehe um die gezielte Förderung von Frauen in Kulturprojekten und die Sichtbarmachung ihrer Leistungen.

Lily Dahab im Opernhaus Halle im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Women in Jazz".Bildrechte: IMAGO / Lutz Winkler

Bei der Besetzung von Stellen, Gremien und Jurys lege man das Frauenfördergesetz des Landes Sachsen-Anhalt zugrunde, heißt es weiter. Dennoch würden von zehn staatlichen Kulturstiftungen aktuell nur zwei von Frauen geleitet werden. Jurys und Gremien sollen zur Hälfte mit Frauen besetzt werden, was der Landesregierung zufolge gut gelinge. Die Preise, etwa den Klopstock-Literaturpreis, erhielten jedoch zum Großteil Männer.

Die gleichberechtigte Teilhabe aller Geschlechter am kulturellen Leben hat Sachsen-Anhalt in seiner aktuellen Kulturförderrichtlinie verankert.

Kultur in Thüringen fast zur Hälfte von Frauen geleitet

Thüringen erklärt im Bericht des Kulturrats, dass es keine bereichsspezifischen Vorgaben zur Geschlechtergerechtigkeit gebe. Maßnahmen erfolgten eher allgemein und nicht speziell auf die Kulturbranche bezogen. In Thüringen ist dem dortigen Kulturministerium zufolge bereits "eine gute, weitgehende Geschlechterparität erreicht", sodass "anders als in anderen Bundesländern", keine gezielten Maßnahmen zur Frauenförderung notwendig erscheinen würden. Diskussionen um eine Frauenquote würden eine untergeordnete Rolle spielen.

Bei der Besetzung von Jurys und Gremien werde in Thüringen auch ohne spezifische Vorgaben auf eine Geschlechterparität wert gelegt. Von den 52 institutionell geförderten Kultureinrichtungen, zu denen Museen, Bibliotheken und Stiftungen gehören, werden den Angaben zufolge 27 von Frauen geleitet.

Mehr zum Bericht zur Geschlechtergerechtigkeit:

Deutscher Kulturrat:
"Es geht voran Sachstand Geschlechtergerechtigkeit in Kultur und Medien"
herausgegeben von Gabriele Schulz und Olaf Zimmermann
Redaktionsschluss: Mai 2025
ISBN: 978-3-947308-68-2

Quellen: Deutscher Kulturrat, MDR KULTUR
Redaktionelle Bearbeitung: sg, bh

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