• Jeder zweite Befragte hat Sorge vor dem Eindringen russischer Flugobjekte in den deutschen Luftraum.
  • Mehrheit spricht sich für konsequentes Durchgreifen statt Zurückhaltung bei der Drohnenabwehr aus.
  • Pläne für EU-Drohnenabwehrsystem stoßen bei den Befragten größtenteils auf Zuspruch.

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) fasste die Sicherheitslage in Deutschland kürzlich so zusammen: "Wir sind nicht im Krieg, aber auch nicht mehr im Frieden." Nicht zuletzt das Eindringen mutmaßlich russischer Drohnen in den Luftraum der Europäischen Union hatte ihn zu dieser Einschätzung bewogen. Anfang September schoss die polnische Luftwaffe erstmals Kampfdrohnen ab, die in den polnischen Luftraum eingedrungen waren. Kurz darauf wurden Spionagedrohnen über Flughäfen und Militärstützpunkten in Dänemark gesichtet. Auch in Schleswig-Holstein sollen Drohnen mehrere Einrichtungen der kritischen Infrastruktur ausspioniert haben.

In der MDRfragt-Gemeinschaft lösen diese Vorfälle nicht selten Beunruhigung aus. In einem aktuellen Stimmungsbild des MDR-eigenen Meinungsbarometers äußern 55 Prozent der Befragten die Sorge, dass russische Flugobjekte zunehmend in den deutschen Luftraum eindringen könnten.

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Vergleicht man das Antwortverhalten der Befragten je nach Geschlecht, zeigt sich, dass Frauen diese Sorge deutlich häufiger teilen als Männer.

Sorgen und Befürchtungen

In den Kommentaren berichten viele Befragte darüber, welche Befürchtungen die aktuellen Meldungen über mutmaßlich russische Drohnen im EU-Luftraum bei ihnen hervorrufen. So schreibt zum Beispiel MDRfragt-Mitglied Michael (72) aus Jena: "Die aktuelle Situation macht mir große Sorgen. Ich habe Angst, dass es zu einem Krieg kommt." Dem schließt sich Jens (62) aus dem Landkreis Harz an und meint: "Da ist etwas im Gange und wir stehen vollkommen unvorbereitet da. Das gibt mir zu denken."

Auch Franziska (26) aus Weimar teilt diese Sorge. Sie kommentiert: "Ich bin sehr besorgt, dass wir in Europa, auch hier in Deutschland, bald kein 'friedliches' Leben mehr genießen dürfen. Die aktuelle Lage ist angespannt, bald droht vielleicht die Eskalation und wir befinden uns im Krieg. Ein Krieg, in dem wir uns nicht verteidigen könnten, weil die Bundeswehr kaputt gespart wurde und Drohnenabwehr gefühlt gar nicht vorhanden ist. Ich habe Angst um meine Familie und weiß nicht, wohin das Ganze führen soll."

Solange man nicht weiß, wer dahinter steckt, sollte man alles vermeiden, was zu einer Verschärfung führen kann.

MDRfragt-Mitglied Klaus (65) aus dem Kyffhäuserkreis

Zahlreiche Befragte wünschen sich vor allem eines: Klarheit darüber, ob die Drohnen tatsächlich aus Russland stammen. Klaus (65) aus dem Kyffhäuserkreis fordert daher: "Solange man nicht weiß, wer dahinter steckt, sollte man alles vermeiden, was zu einer Verschärfung führen kann. Aber sollte man klare Beweise haben, dann gilt es, konsequent durchzugreifen, denn das sind Angriffe auf Europa." Dem schließt sich auch Gisela (69) aus dem Landkreis Wittenberg an und schreibt: "Man sollte vorsichtig sein, Putin zu beschuldigen ohne Beweise. Trotzdem muss versucht werden, die Täter zu ermitteln. Noch halte ich alles für bewusste Provokationen und hoffe, dass nicht zu schnell abgeschossen wird, weil es dabei zu unkontrollierten Schäden kommen kann."

Wie schafft man Klarheit?

Doch wie schafft man Klarheit darüber, woher die Drohnen stammen? Wie auch Frank (69) aus dem Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge haben einige Befragte eine klare Antwort darauf. Er kommentiert: "Ich bin das Palaver um die Drohnen leid. Wenn sie sich unberechtigt im deutschen Luftraum aufhalten, abschießen und fertig. Dann werden die Verantwortlichen auch definitiv wissen, wer dahinter steckt. Nein, stattdessen gibt es sinnlose Debatten und Vermutungen."

Vom Himmel holen, schauen, wo die herkommen und dementsprechend handeln, kann doch nicht das Problem sein.

MDRfragt-Mitglied Grit (56) aus dem Landkreis Mittelsachsen

MDRfragt-Mitglied Rolf (71) aus der Börde sieht das ähnlich und meint: "Die Bevölkerung zu verunsichern und sensible Objekte ausspionieren – das ist das Ziel. Wir müssen uns wehren und die Drohnen abschießen beziehungsweise unschädlich machen. Ganz konsequent!" Ähnlich sieht das auch Grit (56) aus dem Landkreis Mittelsachsen und kritisiert: "Hysterie ist sicherlich nicht angebracht. Aber dass es nun schon seit Wochen möglich ist, dass Drohnen einfach so Flughäfen lahmlegen, ohne jede Reaktion, ist ein absolutes Unding! Vom Himmel holen, schauen, wo die herkommen und dementsprechend handeln, kann doch nicht das Problem sein. Oder sind wir Europäer inzwischen wirklich so handlungsunfähig? Das macht mir große Sorge!"

Mir macht es Angst, dass erst darüber diskutiert wird, wie man mit solchen Situationen umgeht.

MDRfragt-Mitglied Tabea (27) aus dem Landkreis Görlitz

Bei einigen MDRfragt-Mitgliedern löst jedoch vor allem die Tatsache, dass diese Debatte überhaupt geführt werden muss, Sorge aus. Stellvertretend dafür schreibt Tabea (27) aus dem Landkreis Görlitz: "Mir macht es Angst, dass erst darüber diskutiert wird, wie man mit solchen Situationen umgeht. Ich dachte, es gibt dafür einen Plan und Handlungssicherheit bei den Behörden und Polizisten. Dass dem nicht so ist, beunruhigt mich sehr." Analog dazu merkt auch Gustav (67) aus dem Landkreis Zwickau an: "Die Regierung hat einschränkende Gesetze zum Umgang mit privaten Drohnen erlassen. Aber feindliche Drohnen werden zugelassen? Wie absurd. Das Nichtstun von Polizei und Militär macht mir Angst."

Mehrheit fordert konsequentes Durchgreifen statt Zurückhaltung

Wie auch in den Kommentaren der Befragten wird in der Europäischen Union derzeit viel über den Umgang mit mutmaßlich russischen Drohnen im EU-Luftraum diskutiert. Während sich die einen für ein konsequentes Durchgreifen – wie das Abfangen beziehungsweise den Abschuss der Drohnen –  aussprechen, sorgen sich andere um eine Eskalation und plädieren vorerst auf Zurückhaltung.

In der MDRfragt-Gemeinschaft wird ein Vorgehen tendenziell bevorzugt. So spricht sich die Mehrheit der Befragten für ein konsequentes Durchgreifen im Umgang mit den Drohnen aus. Deutlich mehr als ein Drittel plädiert hingegen auf Zurückhaltung, um eine mögliche Eskalation zu vermeiden.

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Auch bei dieser Frage zeigt sich je nach Geschlecht der Befragten ein Unterschied im Antwortverhalten. So fordern die Männer häufiger ein konsequentes Durchgreifen als es bei den Frauen der Fall ist.

Demgegenüber nimmt die Forderung nach Zurückhaltung mit dem Alter der Befragten zu.

Grundsätzlich lässt sich zudem feststellen, dass Befragte, welche Sorge vor einem zunehmenden Eindringen russischer Flugobjekte in den deutschen Luftraum äußern, deutlich häufiger für ein konsequentes Durchgreifen plädieren als Befragte, welche diese Sorge nicht teilen.

Viel Zuspruch für EU-Drohnenabwehrsystem

Zum Schutz vor mutmaßlich russischen Drohnen wurde beim Treffen der EU-Staats- und Regierungschefs in Kopenhagen über den Aufbau eines Drohnenabwehrsystems debattiert. Der sogenannte "Drohnenwall" soll das Erkennen, Verfolgen und Abfangen unbemannter Flugobjekte ermöglichen. Bisher bleibt jedoch unklar, ob dieser ausschließlich an der Grenze der Europäischen Union zu Russland oder für gesamte EU errichtet werden soll.

Beim Großteil der Befragten stoßen beide Varianten auf Zuspruch. Demnach sprechen zwei Drittel für ein Drohnenabwehrsystem an der EU-Ostflanke aus. Etwas mehr als zwei Drittel würden dieses auch für die gesamte EU befürworten.

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Drohnenabwehr ja – aber wie?

Wie genau ein solches EU-Drohnenabwehrsystem aussehen könnte, wird in den Kommentaren der Befragten diskutiert. Grundsätzlich sprechen sich viele der Befürworter dafür aus, Verhältnismäßigkeit zu wahren. Wie auch bei MDRfragt-Mitglied Stefan (56) aus dem Landkreis Bautzen liest man in vielen Kommentaren: "Nur nicht mit Kanonen auf Spatzen schießen." Stefan plädiert beispielsweise für das Abfangen mit Störsendern statt des Abschusses der Drohnen.

Vivia (42) aus dem Landkreis Stendal sieht das ähnlich und hofft, dass durch den Aufbau eines Drohnenabwehrsystems an anderer Stelle gespart werden kann. So meint sie: "Ein adäquates Abfangen ist doch sinnvoller, als es zu ignorieren oder andererseits das ganz große Geschütz auffahren zu müssen, weil nichts Adäquates zur Verfügung steht."

Die Entwicklung neuer Waffensysteme erfordert auch eine konsequente Weiterentwicklung der Abwehrsysteme.

MDRfragt-Mitglied Uwe (60) aus Magdeburg

Aus diesem Grund stellt sich die Frage, ob es einen "Drohnenwall" in der EU braucht, für Uwe (60) aus Magdeburg gar nicht. Er kommentiert: "Was ist das für eine Frage? Die Entwicklung neuer Waffensysteme erfordert auch eine konsequente Weiterentwicklung der Abwehrsysteme." Sein Namensvetter (64) aus Schmalkalden-Meiningen merkt dazu an: "Es reicht aber nicht nur an der Ostflanke, sondern sehr wichtig ist auch die Nordflanke und der Weltraum."

Darüber hinaus denkt Bärbel (71) aus dem Unstrut-Hainich-Kreis grundsätzlich, dass "Abschreckung" dem Frieden dient. Außerdem meint Jana (53) aus Gera: "Eine gemeinsame Verteidigung und gegenseitige Abhängigkeit sollte den Zusammenhalt in Europa stärken."

Hilflos zu sein hilft niemandem außer dem Aggressor.

MDRfragt-Mitglied Niklas (23) aus dem Landkreis Anhalt-Bitterfeld

Nicht wenige Befragte befürworten ein Drohnenabwehrsystem für die EU nicht ausschließlich mit Blick auf Russland. MDRfragt-Mitglied Maximilian (29) aus Jena schreibt beispielsweise: "Der Krieg in der Ukraine zeigt, dass Drohnen eine immer größere Gefahr darstellen, weil sie immer billiger hergestellt werden können und immer leichter zu bedienen sind und ich sehe die Gefahr dabei nicht ausschließlich von Russland, sondern auch von anderen Terrororganisation, die Drohen für Anschläge benutzen können." Niklas (23) aus dem Landkreis Anhalt-Bitterfeld fasst es so zusammen: "Hilflos zu sein hilft niemandem außer dem Aggressor."

Argumente gegen einen "EU-Drohnenwall"

Unterschiedliche Argumente liest man auch bei denjenigen Befragten, welche ein Drohnenabwehrsystem für die EU ablehnen. MDRfragt-Mitglied Ulf (50) aus dem Landkreis Stendal ist beispielsweise der Meinung, dass solch ein "Drohnenwall" nicht an der EU-Außengrenze aufgebaut werden sollte und fordert stattdessen: "Deutschland muss so etwas an den deutschen Grenzen herstellen." Die Argumentation von Thomas (64) aus dem Landkreis Bautzen geht in eine ähnliche Richtung. Auch er spricht sich gegen ein EU-Drohnenabwehrsystem aus und begründet es so: "Weil dann andere entscheiden, wann und wie dieses eingesetzt wird. Ich traue schon den aktuellen deutschen Politikern nicht, und noch viel weniger den europäischen Politikern."

Mario (56) aus Halle (Saale) hat hingegen Sorge vor den politischen Auswirkungen. Er vermutet: "Es könnte provozieren." MDRfragt-Mitglied Horst (54) aus dem Vogtlandkreis kritisiert wiederum die Kosten des Projektes und schreibt: "Ich finde es nicht richtig, dass überall gespart werden soll, aber für den 'Rüstungswahn' zaubern unsere Verantwortlichen immer mehr Milliarden aus dem Hut." Jürgen (65) aus Mittelsachsen würde stattdessen einen anderen Weg einschlagen. Er meint: "Der Schlüssel liegt bei Zusammenarbeit und Friedensverhandlungen, nicht bei immer mehr Militärtechnik."

Mehrheit hält Erweiterung der Befugnisse für die Bundeswehr für sinnvoll

Ginge es nach Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) sollte künftig auch die Bundeswehr in Deutschland Amtshilfe bei der Abwehr von Drohnen leisten können. Ein neues Luftsicherheitsgesetz soll dies ermöglichen. Darüber hinaus sieht ein Gesetzesentwurf "zur Stärkung der Militärischen Sicherheit in der Bundeswehr“ vor, dass die Befugnisse von Bundeswehrsoldaten im Umgang mit Zivilpersonen erweitert werden. Konkret sollen Soldaten in der Nähe (Ruf- und Sichtweite) militärischer Einrichtungen – wie Kasernen oder Truppenübungsplätzen – die Identität von Personen feststellen dürfen, wenn eine konkrete Gefährdungslage vorliegt.

Die damit einhergehende Erweiterung der Befugnisse im Inland hält mehr als jeder zweite Befragte grundsätzlich für sinnvoll. Mehr als ein Drittel teilt diese Ansicht hingegen nicht.

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Auch bei dieser Frage zeigt sich je nach Geschlecht wiederholt ein Unterschied in den Antworten der Befragten. So halten Frauen eine Erweiterung der Befugnisse für die Bundeswehr im Inland deutlich häufiger für sinnvoll als Männer.

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