• Ann Blume hat mit ihrem Mann den Reinigungsbetrieb „Auravia“ in Dresden gestartet.
  • Da Gebäudereiniger ein zulassungsfreies Gewerk betreiben, konnte Blume ihr Unternehmen ohne Meisterabschluss und mit wenig bürokratischem Aufwand gründen.
  • Niedrige formelle Hürden tragen dazu bei, dass die Zahl der zulassungsfreien Betriebe in Sachsen steigt, während zulassungspflichtige Betriebe zurückgehen.
  • Die angespannte wirtschaftliche Lage motiviert viele Menschen aus Sicht der Handwerkskammer dazu, sich selbstständig zu machen.
  • Trotz des Wachstums zulassungsfreier Betriebe bleibt die Meisterpflicht in bestimmten Gewerken notwendig, um Qualität und Verbraucherschutz sicherzustellen.

Ann Blume hat den Schritt gewagt. Im Sommer gründete sie gemeinsam mit ihrem Mann den Reinigungsbetrieb "Auravia" in Dresden. Mittlerweile haben sie zwei Angestellte und seit Anfang Oktober den ersten Großauftrag. "Es ist nicht einfach, man sollte schon den gewissen Respekt davor haben. Angst wäre vielleicht der falsche Ausdruck", sagt Blume. "Natürlich hat man ein mulmiges Gefühl, weil man plötzlich auch Verantwortung hat gegenüber Mitarbeitern, die wir jetzt eingestellt haben. Man stellt sich die Frage: Was passiert denn, wenn es nicht läuft. Aber was passiert denn wirklich, wenn’s nicht läuft?" Dann müsse man das Gewerbe schließen.

Geringe Hürden für Gründer

Der Aufwand für die eigentliche Gewerbeanmeldung war gering; vieles konnte online erledigt werden. Entscheidender noch: Da Gebäudereiniger – genau wie Uhrmacher oder Bestatter – ein sogenanntes zulassungsfreies Gewerk betreiben, also keinen Meisterabschluss für ihren Betrieb brauchen, konnte sie das Unternehmen auch ohne formelle Ausbildung gründen: "Müsste ich in diesem Bereich einen Meister vorweisen, dann wären wir es nicht angegangen." Der Aufwand wäre dann zu hoch gewesen, erklärt Blume

Wachstum bei zulassungsfreien Betrieben in Sachsen

Bevor sie ihre Gebäudereinigung gründete, war Ann Blume auch schon selbstständig, verkaufte ein Luft- und Raumreinigungssystem. Ihr Personal ist jedoch geschult, auch sie und ihr Mann bilden sich eigenständig weiter. Diese niedrigen formellen Hürden macht die HWK, die Handwerkskammer Dresden als ein Grund aus, warum die Zahl der zulassungsfreien Betriebe in Sachsen ansteigt. Seit 2023 war der Zuwachs im Bereich Dresden gut 470, im gleichen Zeitraum gab es bei den zulassungspflichtigen einen Rückgang von 750 Betrieben. Die Gesamtzahl sank dadurch leicht, auf rund 20.780 Betriebe.

Andreas Brzezinski, Hauptgeschäftsführer der HWK Dresden, vermutet, dass die wirtschaftlich angespannte Lage den Schritt in die Selbstständigkeit derzeit sogar attraktiver macht. "Es ist vielleicht ein Stück weit auch der wirtschaftliche Druck, der momentan auf Menschen lastet, die vielleicht nicht mehr die Überzeugung in ihre abhängige Beschäftigung haben. Die sagen: ich will vielleicht nicht mehr in dem Beruf bleiben oder baue mir ein zweites Standbein auf, weil ich nicht weiß, ob der Job künftig wackelt", meint Brzezinski. "Oder auch Menschen, die sagen: Ich brauche zusätzlich Einkünfte, um mit meiner Familie, mit meinem Lebensplan durchzukommen. Diese Menschen gehen eher den Weg und machen sich dann selbstständig in einem zulassungsfreien Bereich."

Meisterpflicht für Verbraucherschutz notwendig

Dennoch sei es keine Lösung für das Handwerk, weitere Gewerke zulassungsfrei zu stellen, so Brzezinski. Wenn ein Meister gefordert ist, sei dies auch aus Gründen des Verbraucherschutzes notwendig, etwa für Gefahrenvermeidung oder zur Qualitätssicherung, wie zum Beispiel im Bau. Das sächsische Wirtschaftsministerium ergänzt: Der Rückgang bei den zulassungspflichtigen Betrieben hängt auch mit altersbedingten Betriebsaufgaben zusammen. Und: Die Wiedereinführung der Meisterpflicht 2020 für einige Gewerke wie Raumausstatter oder Fliesenleger hat zwar zu einem Rückgang der Betriebszahlen geführt, die durchschnittliche Erwerbstätigenzahl hat sich in den meisten dieser "rückvermeisterten" Gewerken jedoch stabilisiert und leicht positiv entwickelt, so das Ministerium.

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