"Unverantwortlich sowas": Pfusch am Bau bremst Glasfaserausbau in Südthüringen
- In Harras sorgt ein gefährliches Loch am Gehweg für Aufregung.
- Glasfaser Plus verspricht Besserung - doch ein neuer Baupartner steht noch nicht fest.
- Straßenschäden werden vor dem Winter vorübergehend geflickt.
Vor einem großen Loch im Bürgersteig - direkt an der vielbefahrenen Bundesstraße 89 in Harras - bleibt Ortsteilbürgermeister René Müller stehen. Hier, erzählt er aufgebracht, sei vor ein paar Wochen ein Fußgänger mit Rollator beinahe reingefallen. "Unverantwortlich sowas", schimpft er. Ein paar Meter weiter zeigt Müller auf einen Bordstein, der deutlich tiefer liegt als die anderen. "Hier fehlt der Beton, der Stein wurde einfach in den Dreck verlegt, ist doch klar, dass der sich senkt."
Ich habe ihnen teilweise sogar gezeigt, wie es geht. Ich habe sie nacharbeiten lassen, aber trotzdem ist nur Pfusch rausgekommen.

Als einstiger Straßenbauer weiß er, wovon er spricht. Die Firma, die hier seit Sommer letzten Jahres Glasfaser verlegt hat, lieferte in seinen Augen ausschließlich Baupfusch ab. Und das sei vom allerersten Tag an so gewesen. "Die Arbeiter hatten einfach keine Ahnung, wie in Mitteleuropa Tiefbau betrieben wird. Ich weiß nicht, wie man solche Leute auf so eine Baustelle loslassen kann."
Müller hat die Arbeiter nicht aus den Augen gelassen und ist ihnen vermutlich gehörig auf die Nerven gegangen. "Ich habe ihnen teilweise sogar gezeigt, wie es geht. Ich habe sie nacharbeiten lassen, aber trotzdem ist nur Pfusch rausgekommen", urteilt er. Dass die Firma pleitegegangen sei, wundere ihn nicht.

Eisfeld zieht Lehren aus Glasfaser-Pannen
Die Insolvenz der Baufirma hat auch ihr Gutes, davon ist der Eisfelder Bürgermeister Christoph Bauer (Freie Wähler) überzeugt. Neben Harras hat Eisfeld noch zwölf Ortsteile. "Wir haben erst mal nur in Harras mit dem Glasfaserausbau angefangen und jetzt haben wir viel daraus gelernt, wie man es eben nicht machen sollte." Nicht das billigste Angebot sei das beste. Vielmehr müsste mehr auf Qualität und Regionalität geachtet werden.

Hier liegt der Ball aber bei der Glasfaser Plus GmbH, in deren Auftrag die Glasfaserleitungen verlegt werden. Zur Hälfte gehört Glasfaser Plus der Deutschen Telekom. Eine Sprecherin von Glasfaser Plus teilte mit, dass man den Unmut über den bisherigen Verlauf sehr gut verstehen kann. Auch Glasfaser Plus bedauere, wie es gelaufen sei. "Die Arbeiten des ehemaligen Baupartners 'Ellin Line' entsprachen nicht unseren Qualitätsstandards. Trotz mehrfacher Maßnahmen zur Verbesserung der Bauqualität konnten die Probleme nicht nachhaltig behoben werden", so die Sprecherin.
Künftig werden wir großen Wert darauf legen, mit einem Partner zusammenzuarbeiten, der unseren hohen Anforderungen an Qualität und Sicherheit gerecht wird.
Zugleich verspricht das Unternehmen, alle Mängel und Gefahrenstellen vollständig zu beheben. "Künftig werden wir großen Wert darauf legen, mit einem Partner zusammenzuarbeiten, der unseren hohen Anforderungen an Qualität und Sicherheit gerecht wird", heißt es.

Der neue vertrauenswürdige Baupartner aber ist wohl noch nicht gefunden. Sonst wüsste Eisfelds Bürgermeister mehr. "Aktueller Stand heute ist der, dass ich noch gar nichts weiß. Ich habe eine klare Anfrage an den Dienstleister gerichtet und habe gefragt, wann geht es weiter, mit welchen Unternehmen geht es weiter, wie sind die einzelnen Bauabschnitte jetzt geplant; bis hin, dass ich einen fertigen Zeitplan haben möchte, wann die Leute hier Glasfaser im Haus haben. Antwort offen!", sagt Christoph Bauer.
Straßen flicken vor dem Winter
Immerhin werden in Harras gerade die Asphaltschäden beseitigt. Glasfaser Plus hat dafür ein weiteres Subunternehmen beauftragt. Auch das große Loch an der B 89 wird verfüllt. Obwohl dort die Leitungen noch gar nicht liegen. Genau diese Stelle muss später vermutlich noch mal aufgefräst werden.
Bürgermeister Bauer ist trotzdem froh, dass die Straßen bis zum Winter erst mal wieder in einem ordentlichen Zustand sind. Auch wenn das Geldverbrennen mit Ansage sei. "Glücklicherweise müssen wir das nicht bezahlen, sondern Glasfaser Plus", sagt Bauer.

Mit haargenau den gleichen Problemen plagen sich aktuell mehrere Dörfer in der Region. Beispielsweise Gompertshausen, Stressenhausen, Streufdorf, Seidingstadt und sogar die Stadt Heldburg. Eishausen und Steinfeld sind gerade noch mal davongekommen, weil die Arbeiten rechtzeitig gestoppt wurden.
MDR (bee/cfr)
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