Warum viele Bücher gerade nicht zu bekommen sind
- Immer wieder sind derzeit Bücher nicht lieferbar, aktuell betrifft es auch das Gewinnerbuch des Deutschen Buchpreises.
- Als Gründe nennt Druckerei-Chef Sven Isecke unter anderem die gestiegene Nachfrage besonders im Herbst, aber auch das Druckereisterben.
- Probleme sieht der Thüringer allerdings auch bei den Anforderungen der Verlage, hat dafür aber schon Lösungsideen.
Im thüringischen Pößneck laufen die Druckmaschinen gerade auf Hochtouren und produzieren in Windeseile eine neue Auflage des Buches, das gerade den Deutschen Buchpreis gewonnen hat: "Die Holländerinnen" von Dorothee Elmiger.
Denn das Buch ist kurzfristig vergriffen und nicht lieferbar. Das will die Druckerei GGP Media in Pößneck ändern. Geschäftsführer Sven Isecke sagte MDR KULTUR: "Wir sind da tatsächlich eingesprungen und helfen dem Hanser-Verlag, den Buchpreis-Titel 'Die Holländerinnen' jetzt auch in größerem Umfang an den Markt zu bringen."

Buchdruck gerade so knapp wie nie
Dass das Buch aktuell schwer zu bekommen ist, liegt auch an der schlagartig gestiegenen Nachfrage durch den Buchpreis. Doch es passiert gerade immer wieder, dass Bücher erst nach Wochen zu bekommen sind. Jo Lendle, Chef des Hanser-Verlags, der den Buchpreis-Roman herausbringt, sagte zum aktuellen Fall: "Wir haben sowas in 30 Jahren nicht erlebt." Für die Verlage sei es gerade schwerer denn je, an Nachauflagen zu kommen. Das Buch, das es am härtesten getroffen habe, sei ausgerechnet "Die Holländerinnen".
Bücher-Boom im Herbst
Isecke identifiziert mehrere Faktoren, die der Buchdruckbranche gerade zu schaffen machen. Zunächst sei die Nachfrage im Vergleich zum Vorjahr gewachsen. Durch die hohe Aufmerksamkeit auf den Buchmarkt rund um die Frankfurter Buchmesse im Oktober konzentriere sich das Geschäft auf die vorangehenden Monate August und September.

Der Herbst ist immer geprägt von einer besonders hohen Auslastung, ganz anders als das Frühjahr oder auch die ersten Sommermonate.
In dieser Zeit sei die Produktionsauslastung 40 bis 50 Prozent höher als in den übrigen Monaten: "Der Herbst ist immer geprägt von einer besonders hohen Auslastung, ganz anders als das Frühjahr oder auch die ersten Sommermonate", erklärte Isecke: "Das ist nicht neu, hat sich aber in den letzten Jahren noch ein bisschen zugespitzt." Personell sei das nur mit einer hohen Bereitschaft für Überstunden und mit Saisonkräften abzudecken.
Fachkräftemangel und Druckereisterben
Aber auch insgesamt sind die Produktionskapazitäten laut Isecke gerade besonders knapp. Einerseits wegen des Fachkräftemangels, aber auch durch das Druckereisterben. "Erst kurz vor der Hochsaison hat ein etwas größerer Betrieb seine Produktion eingestellt und damit die Situation hinsichtlich knapper Kapazitäten extrem befeuert", so Isecke.
Vor allem durch den Wettbewerbsdruck aus dem osteuropäischen Markt befürchtet der thüringische Druckerei-Chef Isecke weitere Schließungen deutscher Druckereien, "sodass im Grunde eine viel größere Nachfrage und eine gesunkene Kapazität nicht mehr so gut in Einklang passen".
Gestiegene Anforderungen könnten auch Lösung sein
Die Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Karin Schmidt-Friderichs, sagte, in den Verlagen seien die Herstellungsabteilungen am Jonglieren, damit sie Bücher gefertigt bekämen. Druckerei-Chef Isecke stimmt zu. Auch die Pößnecker Druckerei müsse große Aufwände und sehr viel Jonglierarbeit leisten, um die Anforderungen zumindest in größten Teilen zu erfüllen.
Denn die Verlage seien vorsichtiger geworden, beauftragten kleinteiliger, um nicht am Ende auf Restmengen sitzen zu bleiben: "Das bedeutet für uns als Druckerei, wir müssen mehrmals an die Maschine und haben dadurch Rüstaufwände, auch durch eine hohe Individualisierung der Aufträge, verschiedene Formate, verschiedene Papiere." Für jeden Druck müssten die Maschinen gerüstet werden, dadurch gehe Zeit verloren, in der nicht gedruckt werden könne.
Allein im letzten Jahr haben wir 80 verschiedene Buchformate produziert (...), was uns hindert, die Produktivität auf einem hohen Niveau zu halten.

80 verschiedene Buchformate habe man allein im letzten Jahr in Pößneck produziert, berichtet Isecke. Diese große Vielfalt in der Buchproduktion hindere die Druckereien daran, die Produktivität auf einem hohen Niveau zu halten.
Genau hier sieht Isecke aber auch einen möglichen Hebel, wie das Problem der Druckengpässe in den Griff bekommen werden könne. Mit den Verlagen will er gemeinsame Lösungen erarbeiten, die sich "stark um das Thema Standardisierung drehen". Nächstes Jahr wird sich zeigen: Wenn nicht für jedes Buch die Druckmaschinen neu eingerichtet werden müssen, wird vielleicht auch der Gewinnertitel des Deutschen Buchpreises schneller in großer Auflage in den Buchhandlungen sein.
Quelle: MDR KULTUR (Jörg Schieke, Thomas Bille), dpa
Redaktionelle Bearbeitung: hro, gw, hki
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