Letzte werktägliche Printausgabe der taz erscheint heute
- Die taz beendet ihre tägliche Printausgabe – Händler und Journalisten sehen den Schritt gelassen.
- Der Wandel ist längst im Gange, die Abozahlen bei Tageszeitungen seit Jahren rückläufig.
- Verlage müssen ihre Leser im Netz neu gewinnen und tragfähige Geschäftsmodelle finden.
Bahnhofsbuchhändler bleiben gelassen
Schnell noch eine Zeitung kaufen, bevor man in den Zug springt – dafür findet sich an fast jedem deutschen Bahnhof ein Laden. 500 solcher Verkaufsstellen sind im Verband deutscher Bahnhofsbuchhändler organisiert. An dem, was dort in die Kassen kommt, haben Tageszeitungen nur einen kleinen Anteil, sagt Verbandsvorsitzender Torsten Löffler. "Also, ob es die dann morgen noch gibt oder nicht – das ist jetzt ein bisschen drastisch und hart ausgedrückt – wird nicht darüber entscheiden, ob ein Bahnhofsbuchhändler auch weiter existiert oder nicht, sondern da ist immer noch die Relevanz aller anderen gut gemachten Zeitschriften wichtig." Der Verbandschef gibt sich also entspannt.
Für Redaktionen kein Schock, aber Risiko
Anders dürfte es bei Journalisten aussehen – oder? Eigentlich nicht, sagt Hendrik Zörner vom Deutschen Journalistenverband, denn es gebe sowieso kaum noch Kolleginnen und Kollegen, die nur für die Printzeitung schreiben. Allerdings zeige die Erfahrung vor allem in Lokalredaktionen, dass Konzerne mit dem Umstieg aufs Digitale gerne Personal abbauten – per Abfindung oder früherem Renteneintritt.
Dass bald andere große Tageszeitungen der taz folgen und ihre Printausgabe einstellen, glaubt er nicht. "Denn das ist letztendlich für eine Zeitung ein gefährlicher Kurs, den die taz da einschlägt. Die Chefredakteurin spricht ja selber davon, dass sie mit 20 bis 30 Prozent Aboverlusten rechnet – das muss ein Medium erstmal verkraften."
Digitale Leserbindung als neue Herausforderung
Die Abozahlen bei Tageszeitungen sind seit Jahren rückläufig. Der Bundesverband der Digitalpublisher und Zeitungsverleger geht davon aus, dass in fünf Jahren fast genauso viele Abonnenten ihre Zeitung digital lesen wie auf Papier
Die größte Herausforderung für die Verlage wird dann sein, die Nutzer auch an die digitalen Inhalte – also e-Paper, Website, Social Media-Angebote – zu binden, sagt Professor Christian Zabel, der an der TH Köln zur Digitalisierung von Medienunternehmen forscht. "Auf Social Media, gerade wenn ich ein junger Mediennutzer bin, dann sehe ich vielleicht mal was. Aber ich werde dann sagen, das habe ich auf TikTok oder Instagram gesehen und weiß gar nicht, dass das von der Zeitung kommt. Das heißt, diese ähnliche Präsenz oder Prägnanz des Medienangebots, das schaffen die Verlage nicht."
Neue Geschäftsmodelle gesucht
Damit hängt auch die Frage zusammen, wie die Verlage in Zukunft Geld einnehmen können. Einige Ideen würden schon länger in der Branche diskutiert, sagt Zabel. Zum Beispiel eine Art Plattform, auf der viele Nachrichtenanbieter publizieren, für die man ein Abo braucht – ähnlich den bekannten Plattformen zum Musik streamen. In den Presse-Shops an den Bahnhöfen könnte man sowas natürlich schlecht ins Regal stellen. Aber dort hat sich in letzter Zeit ein anderer Geschäftszweig zur Stütze entwickelt, berichtet Verbandsvorsitzender Löffler: Gedruckte Bücher. Die werden wieder beliebter – auch dank der sozialen Medien, wo junge Leute Lesetipps austauschen.
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke