• Am 18. Oktober ist Weltmenopausetag – und damit ein Anlass, über die Lücken in der medizinischen Versorgung von Frauen zu sprechen.
  • Bayern will mit einem Modellprojekt die Wechseljahreberatung besser vergüten.
  • In Sachsen und Sachsen-Anhalt sieht man dagegen keinen Handlungsbedarf.

MDR AKTUELL: Katrin, du beschäftigst dich für den Podcast "Hormongesteuert" seit über drei Jahren intensiv mit dem Thema. Wieso brauchen die Wechseljahre eigentlich besondere Sichtbarkeit?

Katrin Simonsen: Weil das ein Kapitel der Frauengesundheit ist, das über lange Zeit nicht ernst genommen und medizinisch als nicht relevant eingestuft wurde. In einer männlich geprägten Medizin ist das wahrscheinlich keine große Überraschung. Frauen wurde über viele Generationen beigebracht: Das ist alles natürlich. Da musst du halt durch!  Und wir Frauen sind leider gute Aushalterinnen.

Aber es gibt jetzt eine neue Generation Wechseljahre-Frauen, die nicht mehr bereit sind, das so hinzunehmen. Die Journalistin Miriam Stein hat unter dem Hashtag "Wir sind 9 Millionen" das Thema bis in den Bundestag getragen.

Fakt ist:  Frauen in den Wechseljahren sind medizinisch unterversorgt. Das liegt auch daran, dass Wechseljahre und Hormontherapie im Facharztstudium nicht Teil des Lehrplans sind. Zweites Problem: Frauenärztinnen bekommen im Quartal nur sieben Minuten Beratungszeit bezahlt – 16,89 Euro. Und diese sieben Minuten reichen eben nicht, um die Frau über Wechseljahre und vielleicht Hormontherapie aufzuklären.

Selbst, wenn die Ärztinnen und Ärzte gern beraten würden, ist das am Ende eigentlich ein Minusgeschäft für sie.

Katrin Simonsen, MDR

Aber die Probleme sind ja offenbar erkannt und erst vor einigen Tagen hat das Land Bayern öffentlich gemacht, dass man eine neue Wechseljahreberatung erproben und besser bezahlen will.

Ich habe mich über die Meldung total gefreut. Weil ich denke: Okay, die Politik erkennt das Problem und handelt. In der Pressemitteilung des bayerischen Gesundheitsministeriums ist von einem Modellversuch die Rede. Es gehört zu einem großen Präventionsprogramm. Modellversuch heißt aber: Nur ausgewählte Praxen machen mit und es wurde auch nicht geschrieben, wie viel genau für die Beratung bezahlt wird. Aber es ist ein Anfang.

Überhaupt ist die  bayerische Gesundheitsministerin Judith Gerlach sehr umtriebig beim Thema Wechseljahre. Sie ist 40 Jahre alt und seit knapp zwei Jahren im Amt. In dieser Zeit hat sie zum Beispiel eine Kampagne gestartet, um mehr Öffentlichkeit für das Thema zu schaffen. Sie wirbt bei Unternehmen dafür, dass man im betrieblichen Gesundheitsmanagement die Frauen in dieser Lebensphase besser unterstützt, damit sie im Unternehmen bleiben können.

Denn seit der MenoSupportStudie wissen wir, dass der deutschen Wirtschaft jährlich ein Schaden von 9,4 Milliarden Euro entsteht durch unbehandelte Wechseljahresbeschwerden: Jede vierte Frau verkürzt ihre Arbeitszeit und eine von 10 Frauen steigt ganz aus dem Job aus.

Bayern startet also ein Modellprojekt. Ist so was Ähnliches auch hier bei uns in Mitteldeutschland geplant?

Ja, das habe ich mich auch gefragt und wir haben die Gesundheitsministerien in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen angeschrieben. Aus Sachsen und Sachsen-Anhalt haben wir eine schriftliche Antwort bekommen. Kurz gesagt: Ähnliche Pläne wie in Bayern gibt es dort nicht.

Ich zitiere mal kurz: "Die sächsische Gesundheitspolitik ist grundsätzlich darauf ausgerichtet, geschlechtsunabhängig den Bedürfnissen aller Menschen im Freistaat zu entsprechen. Gesonderte Projekte zu diesem speziellen Thema bestehen derzeit nicht." Und aus Sachsen-Anhalt heißt es: "Beratungen zu den Themen Menopause und Wechseljahre sind in den bestehenden Strukturen des Gesundheitswesens integriert. Das bedeutet, dass betroffene Frauen in erster Linie im Rahmen allgemein- und frauenärztlicher Betreuung begleitet werden."

Das heißt also, das Problem der Unterversorgung wird in Sachsen und Sachsen-Anhalt nicht gesehen und die bestehenden Strukturen für ausreichend erachtet. Und auch das ist vielleicht die Antwort darauf, warum wir noch mehr Aufklärung und Sichtbarkeit brauchen.

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