Es braucht mehr Offenheit für frische Ideen aus dem ländlichen Raum
Ländliche Räume stehen vor besonderen Herausforderungen: Die Bevölkerung überaltert vielerorts, Infrastrukturen sind ausgedünnt, und der Klimawandel setzt die Landwirtschaft unter Druck. Es braucht also neue Lösungen! Und an denen wird auch gearbeitet – durch lokale Initiativen, Handwerksbetriebe, öffentliche Verwaltungen, Energiegenossenschaften und viele mehr.
Das Problem ist aber: Oftmals erhalten diese Akteure nur schwer Förderung für ihre innovativen Projekte und Initiativen. Denn Innovationsförderungen sind in der Regel auf Forschungsinstitute und Technologie-Unternehmen zugeschnitten – und die gibt es auf dem Land wesentlich seltener als in städtisch geprägten Räumen.
Die fünf Dimensionen von Offenheit
Forschende des Leibniz-Instituts für Raumbezogene Sozialforschung (IRS) benennen deshalb fünf konkrete Handlungsfelder für mehr Offenheit bei der Förderung ländlicher Innovationen. Das sogenannte Policy Paper "Regionale Innovationsfähigkeit stärken" richtet sich in erster Linie an die Entscheidungsträger auf Landes- und Kreisebene, insbesondere in der Innovations- und Wirtschaftsförderung sowie der Regionalentwicklung. Die Veröffentlichung basiert dabei auf vorangegangenen Forschungen in den Landkreisen Nordfriesland (Schleswig-Holstein) und Ludwigslust-Parchim (Mecklenburg-Vorpommern).
Ausgangspunkt ist der eigens entwickelte Ansatz der "Sozialen Offenen Innovationsregion". Er beschreibt, wie sich mithilfe von räumlicher, sozialer, thematischer sowie institutioneller und kultureller Offenheit neue Innovations-Gelegenheiten schaffen und nutzen lassen.
Entscheidend sind die Akteure auf regionaler Ebene
Thematische Offenheit bedeutet beispielsweise, dass der genaue Gegenstand einer Förderung nicht vorgegeben wird. Stattdessen können die Menschen vor Ort ihr Wissen einbringen und Themen an konkreten Situationen vertiefen. Zudem besteht die Förderung ländlicher Innovationsprozesse oftmals schon in niedrigschwelligen Formen der Unterstützung, etwa durch Austausch, Vernetzung und Mobilität.
Soziale Offenheit bedeutet wiederum, dass nicht nur Forschungseinrichtungen und Unternehmen eine Innovationsförderung bekommen können, sondern auch gemeinnützige Vereine oder Kreisverwaltungen.
"Innovationspolitiken sollten den Akteuren auf dem Land mehr Handlungsspielräume geben, denn sie wissen am besten, was ihre Region braucht und kann", sagt IRS-Forscher Ralph Richter. "Leider weisen die Zeichen auf EU- und Bundesebene nicht in diese Richtung. Insbesondere droht die ländliche Entwicklung wieder den Interessen der Landwirtschaft untergeordnet zu werden. Wir befürchten einen Rückschritt für den ländlichen Raum."
Links/Studien
Hussels, J., Schmidt, S., Richter, R.: Regionale Innovationsfähigkeit stärken: Handlungsfelder für eine innovationsorientierte Entwicklung ländlicher Regionen. Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung, 2025.
Broschüre zu den Innovationspotenzialen des Landkreises Nordfriesland (Schleswig-Holstein)
Broschüre zu den Innovationspotenzialen des Landkreises Ludwigslust-Parchim (Mecklenburg-Vorpommern)
pm/idw/tj
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