Sie gilt als Symbol der Versöhnung: die Dresdner Frauenkirche. Im Krieg zerstört, vor 20 Jahren neu geweiht – der Wiederaufbau gelang auch dank Spenden aus aller Welt. Hier wird die Evangelische Kirche am Montag auf einer Pressekonferenz ihre neue Friedensdenkschrift vorstellen, zuvor debattiert die Synode darüber.

Was heißt Pazifismus?

Mit dem Papier reagiert die EKD auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine – und auf innerkirchliche Differenzen. EKD-Ratsvorsitzende Kirsten Fehrs beschreibt die Unterschiede in den beiden pazifistischen Positionen:   

EKD-Ratsvorsitzende Kirsten FehrsBildrechte: picture alliance/dpa | Karl-Josef Hildenbrand

"Wir haben einmal die pazifistische Haltung, die heißt: 'Frieden schaffen ohne Waffen'. Und wir haben eine auch pazifistische Haltung, die sagt: 'Wir müssen uns nochmal neu auf die Situation und die Realitäten einstellen, und sicherheits- mit friedensethischen Aspekten zusammendenken."

"Frieden schaffen ohne Waffen"?

Wobei die Position "Frieden schaffen ohne Waffen" gerade unter ostdeutschen Protestanten, aber nicht nur dort, verbreitet ist, wie Fehrs weiter ausführt: "Ich glaube schon, dass die Menschen im Ostteil unseres Landes aufgrund ihrer Geschichte anders auf die Situation im Moment gucken als viele Menschen im Westen. Und die Friedensdenkschrift beansprucht für sich, diese Positionen zu sehen und zu benennen und vielleicht sogar zusammenzuführen, wenn es gelingt."

Die Menschen im Osten gucken aufgrund ihrer Geschichte anders auf die Situation.

Kirsten FehrsEKD-Ratsvorsitzende

Synode diskutiert über Friedenspapier

Die Diskussion auf der Synode über das neue Friedenspapier könnte durchaus kontrovers ausfallen. Denn die neue Denkschrift nimmt – im Vergleich zur Positionspapier aus dem Jahr 2007 – eine Akzentverschiebung vor. Damals umfasste das Ziel des "gerechten Frieden" vier gleichrangige Aspekte: den Schutz vor Gewalt, soziale Gerechtigkeit, Freiheit und Pluralität. Das sei nun anders, sagt Kirsten Fehrs:

"Die jetzige Denkschrift sagt: 'Schutz vor Gewalt hat ein Prä, weil wir in einer verteidigungspolitisch schwierigeren Lage sind und deutlich wird, dass unsere Verteidigungsfähigkeit ausgebaut werden muss.'" Dabei gelte es immer im Blick zu behalten ist, "dass wir der Friedenstüchtigkeit das Wort reden".

Die jetzige Denkschrift sagt: 'Schutz vor Gewalt hat ein Prä.

Kirsten FehrsEKD-Ratsvorsitzende

Verhältnis von Kirche und Macht

Schwerpunktthema der Synode ist in diesem Jahr das Verhältnis von Kirche und Macht. Sie wünsche sich eine Kirche, die ihre Macht reflektiere und transparent mache, sagt dazu die Präses der EKD-Synode, Anna-Nicole Heinrich: "Das Ziel ist nicht eine machtlose Kirche. Es wird immer Macht in Verhältnissen geben, wo Menschen in Abhängigkeiten sind." Es gehe aber um den Umgang mit dieser Macht. "Der erste Schritt dazu ist Sensibilisierung, Auseinandersetzung, Transparenz – und damit starten wir auf der Synode."

Präses der EKD-Synode, Anna-Nicole Heinrich ruft dazu auf, sich mit den Machtstrukturen innerhalb der Kirche auseinanderzusetzen.Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Das Ziel ist nicht eine machtlose Kirche. Es geht aber darum, sensibel zu sein und sich mit Machtstrukturen auseinander zu setzen.

Anna-Nicole HeinrichPräses EKD-Synode

Wie weit ist die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt?

Denn wo Macht tabuisiert wird, wirkt sich das auch auf den Umgang mit sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche aus. Vertreter des so genannten Beteiligungsforums, zu dem auch Betroffene gehören, werden auf der Synode über den Stand der Aufarbeitung berichten. Allerdings lässt einer der Betroffenensprecher derzeit sein Amt ruhen. Sie sei froh, dass er dennoch weiter in dem Gremium mitwirke, so Anna-Nicole Heinrich:

"Das Thema ist hoch spannungsreich, was an vielen Stellen Konflikte hervorbringt", räumt sie ein. Im Beteiligungsforum sei es aber in den letzten Jahren sehr gut gelungen, sie bearbeitbar zu machen. "Und da wirken alle mit rein. Alle Mitglieder des Beteiligungsforums sind Teil des Gelingens, dass wir das austarieren."

So geht die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche, wenn auch manchmal stolpernd, weiter. Im vergangenen Jahr hatte die EKD-Synode beschlossen, beispielsweise die Anerkennungsleistungen für erlittenes Leid an Betroffene zu vereinheitlichen. Diese Reform ist noch nicht abgeschlossen.

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