Liveticker zum Magdeburg-Prozess: Angeklagter will Aussage fortsetzen
04:13 Uhr | Tag 2: Angeklagte will sich erneut äußern
Der Prozess zum Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt wird am Dienstag, 9.30 Uhr, voraussichtlich mit der Aussage des Angeklagten fortgesetzt. Taleb A. kündigte gestern an, sich "stundenlang, vielleicht tagelang" äußern zu wollen vor dem Landgericht Magdeburg.
03:58 Uhr | Viele Opfer haben Gerichtssaal gemieden
Zum Prozessauftakt gegen Taleb A. sind zahlreiche Nebenkläger nicht persönlich erschienen. Im Saal waren nur wenige Plätze besetzt. Viele wollten die Begegnung mit dem Angeklagten vermeiden, erklärt Opferanwältin Petra Küllmei, die mehr als 100 Betroffene vertritt. "Für viele ist die Nähe zum Täter kaum auszuhalten, viele haben psychische oder körperliche Probleme", sagt sie. Wer anwesend war, reagierte oft fassungslos, als der Angeklagte sprach, manche schüttelten den Kopf, andere wandten sich ab.
Die Betroffenen sind laut Küllmei auch erschüttert, "dass ihm jetzt doch die Bühne geboten wird, all das, was in seinem Kopf ist, hier loszuwerden." Man dürfe fragen, so die Anwältin, ob er das darf und ob man ihm nicht das Rederecht begrenzen oder entziehen könne. "Und das ist eben die Aufgabe von uns als Anwälten, den Betroffenen das zu erklären."
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03:23 Uhr | Kosten, Sicherheit und Strafmaß – Fragezeichen bei vielen Menschen
Der Prozess gegen Taleb A. sorgt für großes Aufsehen, auch bei den Nutzerinnen und Nutzern von MDR SACHSEN-ANHALT. Viele fragen nach den Kosten des Verfahrens. Für den Prozess wurde eigens ein provisorischer Gerichtssaal errichtet. Laut Justizministerium war das notwendig, weil bestehende Säle zu klein und nicht ausreichend gesichert seien. Wegen der großen Zahl an Nebenklägern und des hohen Medieninteresses sei ein spezielles Interimsgebäude nötig gewesen.
Der neue Hauptsaal bietet Platz für rund 700 Menschen. Hinzu kommen separate Bereiche für Polizei, Haftunterbringung und Presse, mit bis zu 200 Arbeitsplätzen. Auf der Tribüne für die Nebenklage können bis zu 450 Personen sitzen. Insgesamt umfasst das Gebäude rund 4.700 Quadratmeter, der Gerichtssaal selbst rund 2.000. "Die Kosten stehen dabei nicht im Vordergrund. Es ist unsere rechtsstaatliche Pflicht, ein solches Verfahren so zu führen", hatte Justizministerin Franziska Weidinger (CDU) erklärt..
Einige Nutzer fragen im Internet, warum man dem Angeklagten mit dem Prozess eine Bühne biete. Beobachter berichten jedoch, der Vorsitzende Richter unterbinde politische Aussagen und mahne den Angeklagten, sich auf die Tat zu konzentrieren. Der MDR zeigt Taleb A. bewusst nur verpixelt, um ihm keine zusätzliche Möglichkeit für Selbstdarstellung zu geben. Auch das mögliche Strafmaß interessiert viele: Juristen halten eine lebenslange Freiheitsstrafe mit anschließender Sicherungsverwahrung für wahrscheinlich.
02:55 Uhr | Magdeburger Weihnachtsmarkt 2025 vorerst nicht genehmigt
Der Magdeburger Weihnachtsmarkt erhält in diesem Jahr zunächst keine Genehmigung. Das Landesverwaltungsamt hatte das Sicherheitskonzept der Stadt in einem Schreiben kritisiert – unter anderem beim Zufahrtsschutz und beim Einsatz von Sicherheitskräften. Oberbürgermeisterin Simone Borris informierte den Stadtrat am Abend über die Entscheidung. Trotz einer abweichenden Rechtsauffassung will die Stadt der Weisung des Landes folgen. Ob der Weihnachtsmarkt überhaupt stattfinden kann, ist offen.
Nach Angaben der Stadt heißt es in dem Schreiben unter anderem, dass der Weihnachtsmarkt allein durch seinen Betrieb zu einem "potenziellen Anschlagsziel" werde. Das habe ihr bislang niemand so mitgeteilt, teilte OB Borris mit. Sie werde diese Aussage sehr ernst nehmen, da die Sicherheit oberste Priorität habe.
02:35 Uhr | Bilanz des ersten Prozesstags
Am ersten Prozesstag bleib vieles unklar. Der 51-jährige Angeklagte äußert sich kaum zur Tat, sondern verliert sich in langen Monologen über angebliche Vertuschungen der Polizei, Frauenrechte in Saudi-Arabien und politische Themen. Zwischendurch spricht er sogar über eine Katze. Immer wieder hält er seinen Laptop mit der Aufschrift "Sept. 2026" in die Kameras, ein Verweis auf die nächste Landtagswahl in Sachsen-Anhalt.
Einmal richtet er das Wort an die Eltern eines getöteten Kindes und bittet sie um Verzeihung. Mehrere Nebenkläger reagieren sichtlich erschüttert; einige verlassen zwischenzeitlich den Saal. Richter Dirk Sternberg mahnt den Angeklagten mehrfach, sich auf die Tat zu konzentrieren.
02:27 | Prozess startete unter hohen Sicherheitsvorkehrungen
Unter hohen Sicherheitsvorkehrungen hat am Montag vor dem Landgericht Magdeburg der Prozess gegen Taleb A. begonnen. Mehr als zwei Stunden lang zeichnet die Anklage die Todesfahrt über den Weihnachtsmarkt nach, mit Namen, Verletzungen und Schicksalen. Sechs Menschen, darunter ein Kind, kamen ums Leben, mehr als 300 wurden verletzt. Viele Betroffene sitzen dem Angeklagten zum Prozessauftakt erstmals gegenüber.
MDR (Hannes Leonard, Engin Haupt, Emma Mack, André Plaul)
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