• Das neue Gedenkstättenkonzept legt den Schwerpunkt auf Sanierung und Digitalisierung von Erinnerungsorten an die Verbrechen des Nationalsozialismus und der DDR.
  • Der Leiter der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau Dora wünscht sich eine größere finanzielle Beteiligung des Bundes.
  • Kritisiert wird, dass deutsche Kolonialismusaufarbeitung im Konzept nicht mit enthalten ist.

Die Bundesregierung hat am Mittwoch ein neues Gedenkstättenkonzept zur Erinnerung an den Nationalsozialismus und die DDR-Diktatur beschlossen. Die Vorlage dafür stammt von Kulturstaatsminister Wolfram Weimer (parteilos). Demnach sollen die Gedenkstätten nicht nur baulich besser erhalten werden, sondern auch einen Digitalisierungsschub erfahren.

Gedenkstätte Buchenwald hofft auf mehr

Der Leiter der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau Dora, Jens-Christian Wagner, kritisierte bei MDR KULTUR die starre Aufteilung der Verantwortlichkeiten. Sie bestehe darin, dass der Bund maximal 50 Prozent Förderung übernehmen könne, den anderen Anteil tragen die Bundesländer. "Das ist insbesondere auch ein Problem in den deutschen Bundesländern, die weniger wirtschaftsstark sind und das sind vor allen Dingen die östlichen Bundesländer", argumentierte Wagner.

Jens-Christian Wagner leitet die Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora.Bildrechte: imago images/ari

Zudem zeige sich eine unterschiedlich ausgeprägte Bereitschaft, den Gedenkstättenbereich zu unterstützen. In Sachsen zum Beispiel seien die Gelder für die Gedenkstätten in diesem Jahr deutlich gekürzt worden, mahnt der Gedenkstättenleiter. Nicht zuletzt vermisst Wagner Informationen darüber, wie die neuen Förderlinien finanziell hinterlegt sind.

Blick auf das ehemalige Lagertor des Konzentrationslagers BuchenwaldBildrechte: picture alliance/dpa/Bodo Schackow

Digitalisierung, Podcasts und Social Media

Neben dem Erhalt und der Sanierung historischer Orte wird im neuen Konzept ein Schwerpunkt auf Digitalisierung gelegt. So sollen digitale Vermittlungsformate wie Podcasts, Social-Media-Projekte und digitale Archive verstärkt gefördert werden. Auch neue Themenschwerpunkte, Ausstellungsformen und eine ortsbezogene Forschung sollen unterstützt werden.

Das neue Gedenkstättenkonzept schlage durch die Stärkung der Vermittlungsarbeit "eine Brücke zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart", sagte Evelyn Zupke, die Bundesbeauftragte für die Opfer der SED-Diktatur beim deutschen Bundestag.

Evelyn Zupke betrachtet Gedenkstätten als "Teil der kritischen Infrastruktur unserer Demokratie".Bildrechte: picture alliance / Metodi Popow | M. Popow

Die Bundesregierung erklärte, man reagiere mit der Aktualisierung auch auf "die wachsende Bedrohung durch Geschichtsverfälschung" sowie Anfeindungen und Angriffe auf Gedenkstätten. Außerdem ist die Einberufung einer wissenschaftlichen Kommission geplant. Sie soll bestimmen, welche Einrichtungen zukünftig in die institutionelle Bundesförderung aufgenommen werden könnten.

Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus und der SED-Diktatur

Für den Kulturstaatsminister Weimer seien Gedenkstätten und Erinnerungsorte "zentrale Pfeiler unseres demokratischen Selbstverstänsnisses". Er betonte außerdem die Verantwortung Deutschlands, die staatlich begangenen Verbrechen des 20. Jahrhunderts aufzuarbeiten und der Opfer zu gedenken.

Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, begrüßt das überarbeitete Konzept. Der klare Fokus auf die Verbrechen im Nationalsozismus sende das richtige Signal angesichts "der Bedrohung jüdischen Lebens durch den wieder aufkeimenden Antisemitismus".

Josef Schuster ist Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland.Bildrechte: IMAGO / IPON

Deutscher Kolonialismus als Leerstelle

Kein Teil des neuen Gedenkstättenkonzepts ist die deutsche Kolonialismusaufarbeitung. Das sorgt für Kritik. Weimer wehrte sich gegen die Vorwürfe bei MDR KULTUR und warnte davor Vergleiche anzustellen: "Sie ist eine eigene Kategorie und wir sollten sie ernst nehmen, aber in dieser eigenen Kategorie eben entwickeln."

Kulturstaatsminister Wolfram Weimer (CDU) spricht während des Filmkultur- und Medien-Empfangs der CDU zu anwesenden Gästen. Bildrechte: picture alliance/dpa | Christoph Schmidt

Die Bundesregierung betonte, sie messe "der Auseinandersetzung mit der deutschen Kolonialgeschichte große Bedeutung bei". Weimer kündigte an, im kommenden Jahr ein separates Konzept zu entwickeln.

Quellen: MDR KULTUR, dpa; redaktionelle Bearbeitung: az, hro

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