Einbruch in das Grüne Gewölbe: Crime-Podcast mit Ermittlern und Zeitzeugen
Inhalt des Artikels:
- Warum die Titel der Folgen – Schuld, Verantwortung, Vertrauen, Erbe?
- Schuld, Verantwortung, Vertrauen, Erbe: Stimmen aus dem Podcast zum Einbruch ins Grüne Gewölbe
- Hier geht es direkt zu den 4 Folgen in der ARD Audiothek!
- Welche Erkenntnis an dem Fall war die Überraschendste?
- Was wird man nie herausfinden/beantworten können?
- Was war neu bei der Arbeit an dem Podcast?
- Vor wenigen Wochen wurde in den Louvre eingebrochen, ähnlich dem Grünen Gewölbe. Da wart Ihr mitten in der Produktion. Was denkt man da?
Warum die Titel der Folgen – Schuld, Verantwortung, Vertrauen, Erbe?
Anne Eichhorn und Mattis Kießig: Die Titel sollen ein Gefühl dafür geben, was in der jeweiligen Folge passiert und besprochen wird. Bei uns kommen, basierend auf den Interviews unserer Fernseh-Kolleginnen und -Kollegen zum Crime-Time-Dreiteiler "Millionencoup im Grünen Gewölbe", viele verschiedene Menschen zu Wort, die mit dem Fall zu tun hatten und noch haben: Die Ermittler, der Direktor des Grünen Gewölbes, die Anwälte und Staatsanwälte, Zeuginnen und Zeugen, Prozessbeobachter, aber auch unsere Kollegin Heike Römer-Menschel zu Wort.
Schuld, Verantwortung, Vertrauen, Erbe: Stimmen aus dem Podcast zum Einbruch ins Grüne Gewölbe
Darum geht es in den einzelnen Folgen:
Folge eins, Schuld
Wer bricht in ein altehrwürdiges Museum ein, wer ist so dreist? Wir loten aus, wer für so eine Tat in Frage kommen könnte und gehen den verschiedenen Ansätzen nach. Außerdem betrachten wir die Frage nach der Schuld aus unterschiedlichen Perspektiven, waren die Sicherheitsvorkehrungen zu löchrig, hat der Sicherheitsdienst evtl. nicht korrekt gehandelt oder gab es vielleicht sogar Insider? All dies sind Facetten der Schuld-Frage in Folge 1.
Folge zwei, Verantwortung
Die Verantwortung der Polizei gegenüber der schockierten Öffentlichkeit, die Tat aufzuklären. Die Verantwortung der Ermittlerteams untereinander, sich zu verständigen. Die Verantwortung von Sicherheitsfirmen und Museumsleitungen, Kulturgüter angemessen zu schützen. Aber auch die Verantwortung der Gesellschaft, füreinander zu sorgen – auch wenn es darum geht, Schutzsuchende zu integrieren. Und das, wenn sie es nicht tut, es bedeuten kann, dass sich Strukturen bilden, die nur schwer unter Kontrolle zu bringen sind.
Folge drei, Vertrauen
Vertrauen in Sicherheitsvorkehrungen- und Firmen. Vertrauen der Öffentlichkeit in den Polizeiapparat, aber auch Vertrauen innerhalb des Polizeiapparats. Vertrauen darauf, dass Kulturgüter für alle da sein sollten, damit jeder etwas anderes in ihnen erkennen kann. Und natürlich das sehr wackelige Vertrauensfundament, auf dem schlussendlich der Deal und die Rückgabe der Diamanten eingefädelt werden sollte.
Folge vier, Erbe
Die Urteile sind gefallen und doch ist der Fall nicht abgeschlossen, die Stücke nicht restauriert, nicht vollständig, nicht alle Täter gefasst. Und jetzt wird diese Episode für immer Teil der Geschichte des Grünen Gewölbes sein. Wir gehen noch einmal intensiv auf die sächsische Identität ein, ein Thema welches sich durch alle Folgen zieht und schauen uns an, inwiefern das Urteil und die teilweise erfolgte Rückgabe als Erbe auf der sächsischen Identität liegt.
Hier geht es direkt zu den 4 Folgen in der ARD Audiothek!
Welche Erkenntnis an dem Fall war die Überraschendste?
Anne Eichhorn: Ich persönlich bleibe gedanklich immer wieder am sogenannten Pegelhaus hängen. Dort, in der Nähe des Grünen Gewölbes, haben die Täter Feuer gelegt, um die Stromleitungen in der Umgebung zu sabotieren. Nach Angaben der Ermittler wissen aber nicht einmal die Dresdnerinnen und Dresdner, was sich in diesem Häuschen befindet. Woher also wussten es die Täter? Haben sie das bei ihren Erkundungen wirklich selbst zufällig entdeckt?
Mattis Kießig: Für mich war die Entdeckung des zweiten Fluchtwagens in Berlin und die Erkenntnisse, die die Ermittler daraus ziehen konnten, ein echtes Highlight. Besonders weil die Täter sich selbst sabotiert haben und die Ermittlungen so eine eine überraschende Wendung genommen haben.
Mattis Kießig ist Redakteur bei ARD Crimetime und hat den Podcast-Vierteiler zum Grünen Gewölbe mit begleitet.Bildrechte: MDR/punctum.Fotografie/Alexander SchmidtWas wird man nie herausfinden/beantworten können?
Fragen, die sich Anne Eichhorn und Mattis Kießig stellen:
- Was ist mit den fehlenden Steinen? Tauchen die irgendwann doch einmal auf – und wenn ja, wo und in welchem Zustand? Wenn sie jemand für sich hat: Warum? Was fängt man mit einem Schatz an, den man niemals jemandem zeigen kann? Wie egoistisch kann man sein?
- Wen haben die Angeklagten geschützt? Was haben sie verschwiegen?
- Wer ist der sechste Mann?
- Gab es nun einen Insider oder nicht? Wie sind die Täter an die notwendigen Informationen gekommen, um den Einbruch so durchzuführen?
Was war neu bei der Arbeit an dem Podcast?
Anne Eichhorn: Ich habe vor unserer Podcast-Produktion den Einbruch, die Ermittlungen und den Prozess immer mehr oder weniger nur im Vorbeiflug wahrgenommen, nie so intensiv und in Gänze verfolgt. Selbst jetzt muss ich mich mitunter immer noch sortieren, wenn es darum geht, alles nachzuvollziehen. So komplex ist dieser Fall. Aber es ist einfach sehr spannend gewesen, das jetzt alles noch mal geballt durchzugehen, die Schritte nachzuvollziehen, die schließlich zum Urteil geführt haben.
Mattis Kießig: Üblicherweise sind die Autoren ja bei uns zum Gespräch zu Gast. Das wir uns diesmal so sehr ins Storytelling vertiefen konnten, Szenen bauen und die Geschichte zum Leben erwecken konnten, Spannungsbögen innerhalb der Folgen und zwischen den Folgen schaffen konnten, war eine besondere neue Herausforderung und tolle Erfahrung. Ich hoffe, unsere Hörerinnen können mit unserem Podcast ebenso tief in die Geschichte eintauchen, wie wir es in den vergangenen Monaten tun durften.
Vor wenigen Wochen wurde in den Louvre eingebrochen, ähnlich dem Grünen Gewölbe. Da wart Ihr mitten in der Produktion. Was denkt man da?
Anne Eichhorn: Wir waren auf der Zielgeraden mit dem Podcast, als der Einbruch ins Louvre passiert ist. Und natürlich fragt man sich: Wie kann das sein, dass so etwas schon wieder passiert? – Das wirkte völlig absurd, weil man ja selbst gerade intensiv mit so einem unwirklich scheinenden Fall befasst ist – und dann passiert das einfach noch mal.
Und dann, mit den Ermittlungen und Erkenntnissen, die in den Tagen danach an die Öffentlichkeit kamen: Wie ist es möglich, dass es auch hier offenbar gravierende Sicherheits-Lücken gab? Wenn es wirklich stimmen sollte: Wer wählt denn ernsthaft als Passwort für das Sicherheitssystem "Louvre"? Und wenn selbst das große, weltberühmte Louvre so arbeitet: Wer noch? – Uns haben die Sächsischen Kunstsammlungen Dresden mitgeteilt, man befinde sich nun, nach der schmerzhaften Einbruchs-Erfahrung, auch im Austausch mit anderen Museen, was Sicherheitsaspekte betrifft. Vielleicht haben die Dresdner ihren französischen Kollegen ja inzwischen eine Einladung in ihren Teams-Channel geschickt…
MDR (cbr)
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