Wärmepumpen – warum sind die Dinger so verflixt teuer?
- Die hohen Kosten für eine Wärmepumpe haben – wen wundert's – verschiedene Ursachen
- Mit der Umstellung sollte man trotzdem nicht allzu zaghaft sein
- Trotz Förderung ist auch politisch noch Luft nach oben, um die Wärmewende weiter in Schwung zu bringen
Mieterinnen und Mietern dürfte diese Regung der Ohnmacht allseits bekannt sein: 25 Jahre lang hatte Sibylle Braungardt keinen Einfluss auf die Art und Weise, wie sie heizt. Nun, die Dinge haben sich gedreht. Seit Kurzem ist sie frische Gebäudeeigentümerin – und kann den Umstieg aufs klimafreundlichere Heizen nicht nur von Berufs wegen, sondern auch privat organisieren.
Der Physikerin geht's außerdienstlich also wie vielen Menschen im Land, die sich den mittleren Breiten sei Dank mit dem Thema Wärmeversorgung rumschlagen müssen. Braungardt leitet am Öko-Institut mit Sitz in Freiburg die Gruppe Wärmewende und Effizienz und rät, eine neue Heizung nicht auf den letzten Drücker zu planen, um ungesundem Stress aus dem Weg zu gehen.
Und das gilt nicht nur für Häuslebauende, sondern auch für Vermieterinnen und Vermieter, sagt Braungardt: "Ich würde auf jeden Fall, wenn die Heizung älter als 15 Jahre ist, anfangen, darüber nachzudenken und eben die Schritte einzuleiten, weil das natürlich auch immer sehr praktisch ist, wenn man nicht erst, wenn die Heizung dann wirklich kaputt ist, vor die Frage gestellt wird, wie es denn weitergeht."
Wärmepumpen in Neubauten: Sachsen-Anhalt und Saarland kennen fast nichts anderes
Was allein die Neubauten betrifft, ist die Wärmepumpenstimmung im Land recht divers. Während 2024 in Sachsen-Anhalt und dem Saarland mehr als acht von zehn neuen Heizungen Wärmepumpen waren, zeigt sich Norddeutschland, vor allem Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein, deutlich verhaltener. Der Anteil liegt dort nur bei über sechzig Prozent.
Bei den Bestandsbauten im Wohnbereich dominiert – das dürfte kaum verwundern – die Erdgasheizung. Rund 54 Prozent wurden laut Zensus 2022 mit Erdgas beheizt, fast ein Viertel mit Heizöl. Nur etwas mehr als jedes zehnte Wohngebäude nutzte erneuerbare Energieträger fürs warme Stübchen. Solar- oder Geothermie, Umwelt- oder Abluftwärme – also in der Regel Wärmepumpen – kamen insgesamt auf gerade einmal 4,2 Prozent.
2025: Das Jahr, in dem die Wärmepumpe die Gasheizung überholt hat
Zwar hat die Wärmepumpe als eine der State-of-the-art-Heizvarianten die Gasheizung im laufenden Jahr 2025 in den Absatzzahlen überholt, im Vergleich zu anderen Ländern gibt’s aber Luft nach oben: "Ein Grund ist, dass die Wärmepumpe in Deutschland relativ teuer ist. Und auch dafür gibt es eben mehrere Gründe. Einmal ist da natürlich das allgemeine Preisniveau, was in Deutschland relativ teuer ist", erklärt Sibylle Braungardt.
Hier spielen vor allem hohe Installationskosten aufgrund eines hohen Lohnniveaus mit rein und auch der Fachkräftemangel. Ein weiterer Kostenpunkt ist der Preis der Heizung selbst, vor allem bei geförderten Wärmepumpen mit hohen Qualitätsstandards. Ein hoher Mehrwertsteuersatz tut sein Übriges. In Großbritannien entfällt die Mehrwertsteuer zum Beispiel ganz, in Frankreich liegt sie bei nur fünf Prozent.
Ich kann nur bis zu 30.000 Euro als Obergrenze bekommen und jetzt zeigt sich eben, dass sich doch einige Angebote in diesem Bereich bewegen
Unterm Strich ist das alles ein Wechselbad der Gefühle, denn sehr hoch ist in Deutschland nicht nur der Preis, sondern auch die Förderung einer Wärmepumpe. Ausgerechnet die treibt nun allerdings wiederum den Preis: "Also ich kann nur bis zu 30.000 Euro als Obergrenze bekommen und jetzt zeigt sich eben, dass sich doch einige Angebote dann eben in diesem Bereich bewegen."
Guter Lohn für gute Arbeit – einer der Gründe, warum Wärmepumpen in Deutschland teuer sind.Bildrechte: imago/Connect ImagesHerausgeblasenes Geld ist die Förderung aber trotzdem nicht. Sie sorgt dafür, dass der Markt in Schwung kommt und treibt nicht nur den Preis, sondern kompensiert auch die anderen Preistreiber, sodass die Kosten für Wärmepumpen sich abzüglich Förderung im europäischen Niveau einpendeln. Das sagt Markus Fritz, der in Karlsruhe am Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) das Geschäftsfeld "Klimaneutrale Gebäude" leitet.
Sechs Millionen Wärmepumpen bis 2030 eher unrealistisch
Auch Fritz erlebt die Wärmewende nicht nur vom Schreibtisch aus: Er ist gerade selbst drauf und dran, das Mehrfamilienhaus, in dem er wohnt, auf Wärmepumpe umzustellen. Dem Ziel, dass bis 2030 sechs Millionen solcher Heizungen verbaut sind, sieht er etwas skeptisch entgegen: "Wir haben aktuell so knapp zwei Millionen Wärmepumpen im Bestand, das heißt wir müssten jetzt in fünf Jahren noch vier Millionen Wärmepumpen einbauen. Also das wird schon schwierig werden, aber ich glaube, das ist auch gar nicht so entscheidend, sondern wichtig ist, dass eben die Richtung stimmt."
Das hat sich dieses Jahr, wieder ein bisschen rumgedreht, dass die Wärmepumpe wieder attraktiver geworden ist.
Dafür wünscht sich der Umweltingenieur ein klares Bekenntnis von der Regierung: "Dass man sagt: Der Kurs ist jetzt klar vorgegeben und wir bleiben dann auch dabei." Außerdem müssen die Rahmenbedingungen stimmen: Dem Fachkräftemangel vielleicht mit einer Ausbildungsoffensive entgegenwirken, weniger Bürokratie, überarbeitete technische Vorgaben und vielleicht eine angepasste Förderrichtlinie, sodass die neue Heizung auch für einkommensschwache Haushalte sozialverträglicher wird.
Die Skepsis in der Bevölkerung gleicht einem Auf und Ab, Fritz verweist dazu auf Untersuchungen aus seinem Institut: "Da hat man klar gesehen, dass es zwischen 2022 und 2023 einen großen Unterschied gab", also, dass 2023 deutlich weniger Menschen bereit waren, sich eine Wärmepumpe anzuschaffen. Es war das Jahr der Novelle um das Gebäudeenergiegesetz, mitsamt der etwas verkorksten Kommunikation und der entsprechenden Darstellung in den Medien. Aber die Deutschen verzeihen: "Das hat sich jetzt dieses Jahr, also 2024/25, wieder ein bisschen rumgedreht, dass die Wärmepumpe wieder attraktiver geworden ist."
Besseres Verhältnis zwischen Strom- und Gaspreis könnte Wärmepumpen mehr Aufschwung geben
Damit das so bleibt, sieht Sibylle Braungardt vom Öko-Institut noch großen Handlungsbedarf bei den Energiekosten: "Da ist es natürlich so, wenn die Strompreise teuer sind, im Vergleich zu den Gaspreisen, dass man bis zu einem gewissen Grad dann natürlich auch dagegen anfördern muss." Zwar werden Wärmepumpen mittelfristig die günstigere Wahl sein, weil der CO2-Preis auf fossile Energieträger ab voraussichtlich 2028 nicht mehr staatlich festgelegt ist, sondern sich am Europäischen Emissionshandel orientiert. Ein besseres und zeitgemäßes Verhältnis zwischen Strom- und Gaspreis könnte den Spieß aber schon jetzt umdrehen.
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