Wohnung vom Arbeitgeber zum Arbeitsplatz dazu
Inhalt des Artikels:
- Warum die Nachfrage nach Werkswohnungen wächst
- Klinik nahe Leipzig hält Wohnungen für Mitarbeiter vor
- Digitalunternehmen in Jena plant Unterkünfte für Mitarbeiter
- Werkswohnungen in Weinböhla für Chipfabrik, aber auch für "Externe"
Warum die Nachfrage nach Werkswohnungen wächst
Fachkräfte werden vielerorts dringend gesucht und sie brauchen vor Ort auch Wohnraum. Der Wohnungsmarkt ist in vielen Städten, besonders in den Metropolen, jedoch mehr als angespannt und treibt die Preise hoch. Das macht den Zuzug von Interessenten schwierig.
"Da ist es interessant für Unternehmen, den Beschäftigten Wohnraum anzubieten. Weil zum einen die bezahlbare Wohnung aufgrund des angespannten Wohnungsmarktes fehlt und zum anderen das Unternehmen auch um die besten Köpfe buhlt und deswegen ein entsprechendes Angebot machen möchte", so Wohnraumexperte Leon Kesselhut gegenüber dem MDR-Magazin Umschau. Er berät Kommunen und Unternehmen auch zum Thema Mitarbeiterwohnen.
Das IW Köln hat für das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung eine Studie zur Bestandsaufnahme zum Thema Wohnen für Mitarbeitende durchgeführt. 5,2 Prozent der befragten Unternehmen stellten demnach aktuell Wohnungen für ihre Mitarbeiter aus Eigenbestand oder angemietet zur Verfügung, das wären laut Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung hochgerechnet rund 675.000 Wohnungen in Deutschland.
Klinik nahe Leipzig hält Wohnungen für Mitarbeiter vor
Auf dem Gelände einer Rehabilitationsklinik in Bennewitz bei Leipzig stehen fünf Mehrfamilienhäuser – mit Wohnungen für Mitarbeiter der Klinik. Krankenpfleger Jedd Bunsalan wohnt in einem dieser Häuser in einem Ein-Zimmer-Appartement. Er gewährt Einblicke in sein Reich mit Küche, Bett, das mit Schränken, Tisch und Stühlen und Fernseher ausgestattet ist. "Die Wohnung ist eigentlich komplett möbliert", sagt er dem MDR-Magazim Umschau. Er freut sich, "da ist ein Riesenbalkon".
400 Euro warm bezahlt der junge Mann, der vor sechs Jahren aus den Philippinen nach Bennewitz kam. Dass seine Unterkunft in Sichtweite seines Arbeitsplatzes liegt, findet er praktisch. "Ich freue mich, dass ich nicht so lange bis zur Arbeit fahren muss", so Bunsalan. Für die 19 Wohnungen und acht WGs auf dem Gelände gibt es sogar eine Warteliste. Deshalb plant die Michels-Gruppe, die die Klinik betreibt, neue Unterkünfte im Nachbarort zu bauen.
Ich freue mich, dass ich nicht so lange bis zur Arbeit fahren muss.
Die Michels-Gruppe betreibt insgesamt acht Kliniken in Nord- und Ostdeutschland. Mitarbeiterwohnungen sind ein wichtiger Baustein, um neue Mitarbeiter zu gewinnen. "Wir haben schon lange verstärkt auf Fachkräfte aus dem Ausland gesetzt. Da ist es noch viel essentieller, dass wir ihnen, wenn sie ankommen, direkt Wohnraum anbieten können Das heißt nicht nur Wohnraum, sondern auch möbliert mit W-Lan, Teller, Tassen. Also das Komplettprogramm. Das bieten wir an, um ein attraktiver Arbeitgeber zu sein", sagt Kurt-Johannes Michels, Mitglied der Klinikleitung, gegenüber dem MDR-Magazin Umschau.
Das bieten wir an, um ein attraktiver Arbeitgeber zu sein.
Digitalunternehmen in Jena plant Unterkünfte für Mitarbeiter
In Jena fehlen laut einer Studie des Pestel-Instituts aktuell 780 Wohnungen. Und der Bedarf wird in den kommenden Jahren steigen. Das weiß auch Christian Otto Grötsch, Geschäftsführer der Digitalagentur DotSource, die am Rande der Jenaer Innenstadt eine neue Firmenzentrale baut. Dort soll es einen Turm mit 52 Wohnungen geben, unter anderem auch für eigene Mitarbeiter und Studenten.
"Jena ist ein enger Mietmarkt", sagt Grötsch dem MDR-Magazin Umschau. "Alle wollen ins Zentrum. Dort spielt sich das Leben ab", erklärt er. Es seien sowohl große Wohnungen für Familien geplant als auch geeigneter Wohnraum für Studierende. Durch Subventionen der Firma sollen die Mieten günstiger angeboten werden können. Für junge Mitarbeiter und Studenten soll es im neuen DotSource-Campus Ein- und Zweizimmerwohnungen geben. Die Mieter soll unterhalb der ortsüblichen liegen. Genaue Zahlen gibt das Unternehmen noch nicht bekannt.
Alle wollen ins Zentrum. Dort spielt sich das Leben ab.
Werkswohnungen in Weinböhla für Chipfabrik, aber auch für "Externe"
Das Stuttgarter Unternehmen Robert Bosch Wohnungsgesellschaft (Woge) baut in Weinböhla aktuell 84 Wohnungen. Die Woge ist eine Tochtergesellschaft der Robert Bosch GmbH. Und der Standort ist nahe der Bosch-Chipfabrik in Dresden. Im nur rund 20 Kilometer entfernten Dresden fehlen laut einer Studie des Pestel-Instituts aktuell 1.480 Wohnungen.
In erster Linie solle das Projekt zwar Bosch-Mitarbeitenden zugutekommen, aber nicht nur. "Der Bosch-Mitarbeiter hat einen Vorteil, er erfährt zwei Wochen vorher im Intranet, dass wir Wohnungen erstellen. Er hat also zwei Wochen Vorsprung, sich auf diese Wohnungen zu bewerben und dann gehen wir auf den freien Markt", erklärt Stefan-Alexander Singer, Stellvertretender Geschäftsführer der Woge gegenüber dem MDR-Magazin Umschau. Im kommenden Frühjahr sollen die ersten einziehen können.
Weinböhla hofft auf Zuzug junger Familien
"Wir haben bereits über 100 Anfragen für die 57 Wohnungen, weil wir befinden uns nicht am oberen Rand der Mieten. Wir versuchen, wirklich bezahlbaren Mietwohnraum zu errichten", sagt Stefan-Alexander Singer, Stellvertretender Geschäftsführer der Woge gegenüber dem MDR-Magazin Umschau. Geplant eien für die 2 bis 5-Raum-Wohnungen Mietpreise zwischen elf und zwölf Euro pro Quadratmeter. Für Neubauten ist das verhältnismäßig niedrig.
Der Mietpreis soll für alle Interessenten gelten. Dafür hat die Gemeinde Weinböhla Bauland angeboten. In der Hoffnung, auch junge Familien anzusprechen. "Weil wir wie alle Kommunen im Osten Deutschlands sehr dran interessiert sind, dass wir unsere Altersstruktur aufbessern mit jungen Familien. Und da Bosch hauptsächlich auch große Wohnungen baut - wie Drei-, Vier- und Fünfraumwohnungen - ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass junge Familien Einzug halten", so der Bürgermeister Siegfried Zenker (CDU).
Wir versuchen, wirklich bezahlbaren Mietwohnraum zu errichten.
MDR (cbr)
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