• Das Theater Plauen-Zwickau muss massiv sparen, um eine Insolvenz abzuwenden.
  • Dafür hat der Stadtrat Plauen nun einen Beschluss vorgebracht, der die Streichung von 21 Stellen vorsieht.
  • Der Stadtrat in Plauen will das Theater erhalten – wie es aber mit dem Beschluss umgeht, ist aktuell noch unklar.

Das Theater Plauen-Zwickau steht vor großen Herausforderungen: Für das Jahr 2024 hatte das Haus laut Jahresabschluss ein Defizit von rund 1,5 Millionen Euro eingefahren – für das laufende Jahr 2025 werden weitere knapp 1,6 Millionen Euro erwartet und für das Jahr 2026 nochmal ein Fehlbetrag von 1,2 Millionen. Mit finanziellen Rücklagen sowie mit Nothilfen vom Freistaat Sachsen und von den Städten Plauen und Zwickau kann das zunächst noch ausgeglichen werden.

Diese Situation war durch steigende Personal-, Energie- und Materialkosten allerdings schon länger absehbar. Die Stadträte in Plauen und Zwickau hatten deshalb bereits gehandelt und die Münchner Kulturberatungsfirma "Actori" mit der Anfertigung eines Sparplans beauftragt. Er sollte für das Theater bei gleichbleibender zur Verfügung stehender finanzieller Mittel Einsparpotentiale aufzeigen, um eine Insolvenz zu vermeiden. Ein Szenario mit Namen "2a+" sieht vor, 21 Stellen im Theater abzubauen, einen Haustarifvertrag für das Personal einzuführen und die Theatergebäude in Spielzeitpausen fremd zu nutzen.

Das Theater Plauen-Zwickau bedient fünf verschiedene Sparten und ist ein großer Arbeitgeber der Region.Bildrechte: André Leischner

Stellenabbau kann Reduzierung des Angebots bedeuten

Die Abstimmung im Plauener Stadtrat war von vornherein umstritten. Denn der Stadtrat in Zwickau, dem zweiten Standort des Theaters, hatte das Sparpaket bereits im Oktober mehrheitlich abgelehnt und wollte dem Theater freie Hand beim Sparen lassen. Die Theater-Chefetage begrüßte die Entscheidung, in eigener Verantwortung zu sparen. Die Geschäftsführerin des Theaters, Sandra Kaiser, sagte bei MDR KULTUR, man müsse nun in einen Austausch gehen, wie die beiden Beschlüsse in Plauen und Zwickau zur Umsetzung kommen. Beide Städte müssen jetzt über eine Lösung verhandeln.

Kaiser nennt die im Beschluss vorgeschlagenen 21 eingesparten Stellen "starke Einschnitte". Bei den Stellen seien auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Abteilungen betroffen, die bereits jetzt Überstunden leisten würden. "Ich weiß nicht, wie das gehen kann", so Kaiser. Man müsse folglich schauen, welches Angebot für das Theater möglich sei. Die Geschäftsführerin sprach davon, dass das Angebot des Theaters in Zukunft nicht mehr wie bisher leistbar sei.

Natürlich muss man dann immer schauen, welches Angebot möglich ist. So in dem Umfang wird es dann sicher nicht leistbar sein.

Geschäftsführerin Sandra Kaiser

Geschäftsführerin Sandra Kaiser sieht die 21 gekürzten Stellen als Gefahr für den weiteren Spielbetrieb.Bildrechte: André Leischner

Theater-Intendant Dirk Löschner erklärte zudem im Gespräch mit MDR KULTUR, der vorgeschlagene Haustarifvertrag sei in der Regel nur eine Überbrückungslösung für einen zeitlich begrenzten finanziellen Engpass. Die Gewerkschaften, die diesem Vertrag zustimmen müssen, hätten das in Vorgesprächen bereits signalisiert. Gleichzeitig benötige man eine klare Perspektive jenseits von Haustarifverträgen. Er spricht davon, dass es perspektivisch vermutlich nicht nur um 21 Stellen weniger gehen dürfte, sondern eher um "45 bis 55 Stellen".

Was ist ein Haustarifvertrag? (zum Ausklappen)

Ein Haustarifvertrag ist eine spezielle Form des Tarifvertrages. Er bezieht sich nicht auf eine ganze Branche, sondern wird zwischen einem Betrieb und dessen Belegschaft abgeschlossen.

In Theatern wird im Rahmen von Haustarifverträgen meist angeboten, statt einer Tariferhöhung mehr Freizeit zu bekommen. Die Theatermitarbeiter bekommen dann neben dem regulären betrieblichen Urlaub in der Regel noch ein oder zwei Wochen frei, die sie in einer besucherschwachen Zeit nehmen dürfen. Gewerkschaften akzeptieren solche Lösung meist nur auf Zeit, weil mehr Freizeit keine dauerhafte Lösung ist.

Haustarifverträge kommen bei Theatern immer dann ins Spiel, wenn es sie nicht mehr Geld von ihren Trägern gibt, obwohl Personalkosten durch Tariferhöhungen steigen oder andere Kosten steigen.

Umgang mit Konzept derzeit noch unklar

Der Beschluss des Plauener Stadtrats sieht laut Theater-Geschäftsführerin Kaiser vor, dass vor allem die Beschäftigten des Hauses dessen Erhalt tragen. Ob es dazu komme, sei aber noch offen. Sie kritisierte weiter, dass das Konzept der Kulturberatungsfirma "Actori" keine wesentlich neuen Erkenntnisse gebracht habe. "Wir haben schon viele Konzepte erlebt – es war immer wieder das gleiche mit Personalabbau und Haustarifverträgen."

Sie gesteht aber zu, dass der Rahmen für das Konzept von vornherein eng gesteckt sei. Ziel sei es gewesen, ein Konzept zu entwickeln, wie das Theater mit den aktuellen zur Verfügung stehenden Mitteln weiter bestehen könne. Dabei sei dem Theater bestätigt worden, dass es bereits effektiv mit seiner Struktur arbeite, so Kaiser.

Das Theater Plauen-Zwickau wurde 2000 aus den Stadttheatern Plauen und Zwickau zusammengelegt.Bildrechte: picture alliance / dpa | Hendrik Schmidt

Bei MDR KULTUR sprach sie dennoch von einer "Quadratur des Kreises". Bei gleichbleibenden Zuschüssen sehe der Beschluss vor, das Angebot möglichst zu halten. Das sei herausfordernd, vor allem, wenn die Spartenvielfalt am Theater erhalten bleiben soll. Welche Strukturen für das Theater in Zukunft möglich seien – dazu will sich Kaiser noch nicht festlegen. "Bei uns rauchen gerade die Köpfe, wie wir uns positionieren oder was da möglich oder leistbar ist."

Auch der Kopf von Theater-Intendant Löschner raucht. Er kritisierte bei MDR KULTUR, dass das Konzept vor allem auf der Einsparung von Personalkosten fußt. Er sieht in ihm keine Grundlage für eine strukturelle Veränderung und Entscheidungen zur Zukunft des Theaters.

Stadtrat Plauen will Theater erhalten

Trotz der unklaren Umsetzung der Sparmaßnahmen ist für die Theater-Geschäftsführerin Kaiser beim vorgelegten Beschluss in Plauen klar geworden, dass der Stadtrat zum Mehrspartentheater in der Region stehe. "Man ist gewillt, das Theater zu erhalten – das war der Tenor für uns aus dem Beschluss." Weiterhin setze man nun viel Hoffnung in die Erneuerung des Sächsischen Kulturraumgesetzes, so Kaiser. 2024 sprach sich der Sächsische Kultursenat dafür aus, das Gesetz des Freistaates zu reformieren, um Kultureinrichtungen finanziell besser aufzustellen. Das Kulturraumgesetz regelt die Finanzierung von nichtstaatlichen Kultureinrichtungen in Sachsen. Es ist vor 31 Jahren in Kraft getreten.

Man ist gewillt, das Theater zu erhalten – das war der Tenor für uns aus dem Beschluss.

Geschäftsführerin Sandra Kaiser

Das Theater Plauen-Zwickau entstand im Jahr 2000 aus einer Fusion zweier Stadttheater. Beide Städte blicken auf eine rund 200-jährige Theatertradition zurück. Derzeit sind im Theater etwa 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Als Mehrspartenhaus inszeniert das Theater an beiden Standorten Produktionen aus den Bereichen Konzert, Schauspiel, Musiktheater, Kinder- und Jugendtheater und Ballett. In beiden Orten bespielt das Theater derzeit mehrere Spielstätten.

Quelle: MDR KULTUR (Stefan Petraschewsky, Ole Steffen, André Sittner), Theater Plauen-Zwickau
Redaktionelle Bearbeitung: gw, bh

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