Grüne in Sachsen-Anhalt wählen Susan Sziborra-Seidlitz zur Spitzenkandidatin
Die Grünen in Sachsen-Anhalt bestimmen an diesem Wochenende ihre Kandidaten für die Landtagswahl im kommenden Jahr. Auf dem Landesparteitag in Wittenberg wählt die Partei 20 Bewerber für die Landesliste.
Susan Sziborra-Seidlitz zur Grünen-Spitzenkandidatin gewählt wird.Bildrechte: MDR/Engin HauptZur Spitzenkandidatin wurde die Landesvorsitzende Susan Sziborra-Seidlitz (48, Kreisverband Harz) gewählt. Sie erhielt 66 von 90 Stimmen. 13 Delegierte stimmten mit Nein, es gab elf Enthaltungen. Olaf Meister (54, Parlamentarischer Geschäftsführer der Landtagsfraktion) folgt mit großer Mehrheit auf Listenplatz zwei. Es gab zwei Gegenstimmen und zwei Enthaltungen.
Madeleine Linke, die ehemalige Landesvorsitzende, wurde mit über 90 Prozent (82 von 90 Stimmen) auf Listenplatz drei gewählt. Es gab sieben Gegenstimmen und eine Enthaltung. Mamad Mohamad (auch als LAMSA-Geschäftsführer bekannt) wird mit 81,32 Prozent auf Listenplatz vier gewählt. Er erhielt 74 von 91 Stimmen und setzte sich gegen gleich drei Gegenkandidaten deutlich durch. Es gab keine Enthaltungen.
Die ehemalige Landesvorsitzende, Madeleine Linke, ist auf Listenplatz 3.Bildrechte: MDR/Engin HauptWeitere Listenplätze stehen noch aus
Listenplatz 5 entscheidet sich erst im dritten Wahlgang. Dann wird Leonie Bronkalla in einer Stichwahl mit einfacher Mehrheit gewählt. Sie erhält 48,91 Prozent (45 Stimmen). Ihre Gegenkandidatin Beatrice Lindhorst erzieht 45,65 Prozent (42 Stimmen). Es gab fünf Gegenstimmen und keine Enthaltung. Ursprünglich hatten sich drei Personen um Listenplatz fünf beworben.
Sziborra-Seidlitz: Anpacken und Probleme lösen
In ihrer Bewerbungsrede sagte Sziborra-Seidlitz am Samstag, wer Populismus besiegen wolle, müsse Probleme lösen, etwa bei der Mobilität im ländlichen Raum und bei der ärztlichen Versorgung. "Die Zukunft braucht uns, wir müssen sie nur anpacken", sagte die gelernte Gesundheits- und Krankenpflegerin. Sziborra-Seidlitz erhielt stehende Ovationen. Die Fraktionsvorsitzende im Landtag und ehemalige Spitzenkandidatin bei der Landtagswahl 2021, Cornelia Lüddemann, erklärte: "Wir stehen alle an deiner Seite."
Meister sagte am Samstag: "Ich mache mir Sorgen um unsere Demokratie." Vielen Menschen sei nicht klar, was es heißen würde, wenn Rechtsextreme über Polizei, Justiz oder Bildung entscheiden würden. Wenn man solche Leute an die Macht lasse, seien der gesellschaftliche Frieden, Freiheit und die Sicherheit Einzelner bedroht, so Meister.
Mamad Mohamad berichtete auf dem Parteitag in Wittenberg von seiner ersten Teilnahme an einer Wahl im Jahr 2007 nach seiner Einbürgerung. Frei wählen zu dürfen, sei ein Privileg, sagte er. Es habe ihn berührt, dass es in Deutschland so normal sei, demokratisch zu leben. Mohamad ist Geschäftsführer des Landesnetzwerks Migrantenorganisationen Sachsen-Anhalt (Lamsa).
Mamad Mohamad kandidiert auf Listenplatz 4 und sprach am Samstag von einem Privileg frei wählen zu können.Bildrechte: MDR/Engin HauptAuch kritische Stimmen auf dem Parteitag
Auf dem Grünen-Parteitag in Sachsen-Anhalt äußerten sich die frühere Bundesumweltministerin Steffi Lemke und Cornelia Lüddemann kritisch. Lemke warnte davor, "allen Menschen die Welt erklären" zu wollen. Stattdessen solle der Wahlkampf grüne Erfolge wie Batteriespeicher und das 49-Euro-Ticket in den Vordergrund stellen – nicht die AfD. Lüddemann sagte, man sei manchmal sehr detailverliebt. Debatten wie um Gendersternchen seien derzeit fehl am Platz. Wichtig sei, gemeinsam gegen die AfD zu stehen. Umfragen seien nur Momentaufnahmen, betonte sie. Man dürfe sich davon nicht kirre machen lassen.
Personelle Veränderungen
Die Grünen müssen sich an diesem Wochenende personell neu ausrichten. Die ehemalige Spitzenkandidatin und aktuelle Fraktionsvorsitzende im Landtag, Cornelia Lüddemann, steht nicht mehr zur Wahl. Auch der Landtagsabgeordnete und Innenpolitiker Sebastian Striegel zieht sich aus der Landespolitik zurück. Beide hatten die politische Arbeit der Partei sowie der Fraktion seit der Rückkehr in den Landtag 2011 in führenden Positionen geprägt.
Auch die Landtagsabgeordnete Dorothea Frederking zieht sich aus der Landespolitik zurück. Das bestätigte sie MDR SACHSEN-ANHALT am Rande des Parteitages. Frederking ist seit 2011 Landtagsabgeordnete der Grünen. In der Fraktion ist sie Sprecherin für Landwirtschaft und Medien.
Grüne in Sachsen-Anhalt könnten Wiedereinzug in den Landtag verpassen
Die sachsen-anhaltischen Grünen befinden sich in einer prekären Situation. Die letzte Infratest-Dimap-Umfrage für MDR, "Mitteldeutsche Zeitung" und "Volksstimme" vom September 2025 sieht die Partei bei nur noch drei Prozent. Das würde bei der Wahl im September kommenden Jahres nicht ausreichen, um wieder in den Landtag einzuziehen.
Die Grünen habe eine schwierige Ausgangslage vor der Landtagswahl im nächsten Jahr.Bildrechte: MDR/Engin HauptSziborra-Seidlitz sitzt seit 2021 im Landtag und führt die Partei gemeinsam mit Dennis Helmich.
Die inhaltliche Ausrichtung der Grünen für die Landtagswahl 2026 findet an diesem Wochenende noch nicht statt. Das Wahlprogramm soll erst auf einem Landesparteitag im Mai 2026 festgelegt werden.
dpa, MDR (Engin Haupt, Susanne Ahrens)
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