• Chemikalien-Einsatz EU-weit streng geregelt
  • Gase durch Aluminiumphosphid vermutet
  • Schädlingsbekämpfer festgenommen

Der Tod einer vierköpfigen Familie aus Hamburg infolge einer vermuteten chemischen Vergiftung durch ein Schädlingsbekämpfungsmittel in Istanbul wirft auch hierzulande Fragen auf. Der Schädlingsbekämpfer-Verband Sachsen sieht aber keinen Grund zur Sorge. Verbandsvorständin Josephine Hempel-Schäfer sagte MDR AKTUELL, Deutschland beziehungsweise EU-Europa seien so gut "reglementiert", dass so etwas "fast unmöglich ist, wenn man sich an alles hält, was Vorschrift ist und das ordnungsgemäß durchführt".

Chemikalien-Einsatz EU-weit streng geregelt

Tatsächlich ist der Einsatz von Chemie in Deutschland und anderen EU-Staaten streng geregelt. So legt die EU-Biozidverordnung fest, welche Biozide wie eingesetzt werden dürfen. Für Hotels und Restaurants gilt zusätzlich die EU-Lebensmittelhygieneverordnung mit Maßnahmen zur Schädlingsbekämpfung. Außerdem regelt das deutsche Chemikaliengesetz den Umgang mit gefährlichen Stoffen. Schädlingsbekämpfer dürfen in Deutschland auch nur mit anerkanntem Abschluss arbeiten, wobei Abschlüsse aus der DDR und anderen EU-Staaten anerkannt werden.

Gase durch Aluminiumphosphid vermutet

Die vierköpfige Familie aus Hamburg hatte am 9. November in einem Hotel im Istambuler Stadtteil Fatih eingecheckt. Inzwischen sind alle Familienmitglieder tot. Zwischen dem 13. und 17. November starben alle beiden Kinder, die Mutter und zuletzt auch der Vater. Eine ursprünglich angenommene Lebensmittelvergiftung als Todesursache wurde als wenig wahrscheinlich bezeichnet.

Das Aluminiumphosphid soll gegen Bettwanzen eingesetzt worden sein.Bildrechte: picture alliance/dpa | Sina Schuldt

Laut einem von türkischen Medien verbreiteten vorläufigen Gutachten der Rechtsmedizin könnte eine Schädlingsbekämpfung – offenbar durch hochgiftiges Aluminiumphosphid – den Tod der Hamburger Familie verursacht haben. Gesichert ist das aber bisher nicht. Bei Kontakt mit Feuchtigkeit setzt Aluminiumphosphid giftige Gase frei. Den Berichten zufolge wurde der Wirkstoff zuvor im Erdgeschoss des Hotels zur Bekämpfung von Bettwanzen eingesetzt. Über einen Badezimmerlüfter könnte er in das Zimmer der Familie im ersten Stock gelangt sein. 

Schädlingsbekämpfer festgenommen

Das Hotel wurde am Samstag evakuiert, nachdem zwei weitere Hotelgäste mit ähnlichen Beschwerden ins Krankenhaus gebracht worden waren. Am Sonntag wurde es dann von den Behörden geschlossen. Im Zusammenhang mit den Todesfällen wurden Lebensmittelhändler, Hotel-Bedienstete und ein Schädlingsbekämpfer festgenommen. Dieser hatte laut türkischen Medien keine Zertifizierung zum Umgang mit den von ihm verwendeten Chemikalien.

Auch beim Tod einer Studentin aus Lüneburg vor über einem Jahr in Istanbul soll es Hinweise auf den Einsatz von Chemikalien zur Schädlingsbekämpfung gegeben haben.

MDR/dpa/AFP (dni)

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