Der Totensonntag fällt auf den letzten Sonntag vor dem Ersten Advent, im Jahr 2025 ist das der 23. November. Damit wird – auch für die evangelischen Christen – das Kirchenjahr beendet. Aus diesem Grund gibt es auch die Bezeichnung "Ewigkeitssonntag", die sich sowohl auf das endliche Leben für Christen im Diesseits als auch auf die Ewigkeit Gottes bezieht. Im evangelischen Kirchenjahr ist der Totensonntag der Tag, an dem der Verstorbenen gedacht wird. Am Nachmittag finden auf den Friedhöfen Andachten statt und in den Kirchen besondere Konzerte.

Bilz: Trauer nicht ins Private verdrängen

"Der Tod eines geliebten Menschen gehört zu den schwersten Erfahrungen, die wir machen", sagte Sachsens Landesbischof Tobias Bilz, der auch stellvertretender Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist. Zugleich teilten Christen die Gewissheit, "dass der Tod nicht das letzte Wort hat". Diese tröstende Botschaft stehe in den Gottesdiensten am Ewigkeitssonntag im Mittelpunkt, aber auch auf jedem Friedhof und in den Ritualen der Bestattung.

Am Ewigkeitssonntag, dem letzten Sonntag im Kirchenjahr, predigt Sachsens Landesbischof Tobias Bilz in der Dresdner Frauenkirche.Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild/Sebastian Kahnert

Wenn wir Trauer ins rein Private verdrängen, nehmen wir Menschen die Möglichkeit, Halt, Mitgefühl und Orientierung in der Gemeinschaft zu finden.

Tobias BilzSachsens Landesbischof (EVLKS)

Bilz erklärte in diesem Zusammenhang, dass Trauer auch Sichtbarkeit brauche. "Wenn wir Trauer ins rein Private verdrängen, nehmen wir Menschen die Möglichkeit, Halt, Mitgefühl und Orientierung in der Gemeinschaft zu finden." Die Kirchen übernähmen hier eine besondere Verantwortung: in Seelsorge, Suizidprävention, Palliativversorgung und Sterbebegleitung ebenso in der Begleitung Trauernder. Zugleich verwies er auf die Bedeutung von Friedhöfen, die es zu erhalten gelte: "Menschen brauchen Orte, an denen sie klagen, weinen und sich erinnern können und an denen sie spüren, dass sie nicht allein mit ihrem Schmerz sind", betonte Bilz.

Am Ewigkeitssonntag, dem letzten Sonntag im Kirchenjahr, predigt der stellvertretende Ratsvorsitzende in der Dresdner Frauenkirche.

Kein gesetzlicher Feiertag, aber besondere Regeln

In Deutschland ist der Totensonntag kein gesetzlicher Feiertag. Wie die Feiertagsgesetze der Bundesländer festlegen, gelten aber besondere Regeln. Danach dürfen an dem sogennanten stillen Feiertag keine öffentlichen Veranstaltungen stattfinden, die nicht dem Charakter des Gedenktags entsprechen. Wie lange diese Regelung gilt, ist von Land zu Land unterschiedlich geregelt. Entsprechend dürfen auch Weihnachtsmärkte erst nach dem Totensonntag öffnen.

In Sachsen und Thüringen gilt das Veranstaltungsverbot von drei Uhr bis 24:00 Uhr, in Sachsen-Anhalt von fünf Uhr bis 24:00 Uhr. Üblicherweise werden in Gottesdiensten zum Totensonntag die Namen der Gemeindemitglieder, die in den vergangenen zwölf Monaten beerdigt wurden, verlesen. Auf Gräbern werden vielerorts Kerzen angezündet.

Gedenken auf Anordnung des Königs

Der Totensonntag als fest im evangelischen Kirchenjahr verankerter Gedenktag geht auf König Friedrich Wilhelm III. von Preußen zurück. Er führte den Gedenktag im November 1816 als "allgemeines Kirchenfest zur Erinnerung an die Verstorbenen" ein. Das Motiv dafür ist unbekannt. Hintergrund sind möglicherweise die Befreiungskriege gegen Napoleon von 1813 bis 1815, der Tod der Frau des Preußenkönigs und das Todesmotiv der Romantik. Später wurde das Gedenken von anderen evangelischen Landeskirchen übernommen.

Die reformierte evangelische Kirche lehnt das Totengedenken, wie es in der katholischen Kirche mit Allerseelen und Allerheiligen praktiziert wird, weitgehend ab. In der Bibel wird auf keinen besonderen Tag für das Totengedenken verwiesen.

Sächsische Landeskirche startete Friedhofskampagne

Im Vorfeld des Ewigkeitssonntages startete in Sachsen eine Kampagne, mit der die Bedeutung der Friedhöfe in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt werden soll. Unter dem Titel "Was bleibt, bewegt! Der Friedhof. Ein Ort für alle" wirbt die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens für den Erhalt der Friedhöfe. Im Freistaat sind rund 1.200 in Trägerschaft der evangelischen Kirche.

  

Der Gottesacker zum Taucher der evangelisch-lutherischen Kirchgemeinde Sankt Petri in Bautzen ist mehr als 500 Jahre alt: Mit barocken Grufthäusern, rund 6.300 Grabstätten und 1.000 alten Bäumen ist er ein besonderer Ort, dessen Erhalt die Stiftung Denkmalschutz unterstützt.Bildrechte: MDR/Madeleine Arndt

"Mit unserer Initiative möchten wir bei den Menschen ein Nachdenken darüber anregen, welche Bedeutung die Friedhöfe vor Ort – in den Städten wie in den Dörfern – für einzelne Menschen und Familien, aber auch für die gesamte Gesellschaft haben", erläutert Carmen Kuhn, Dezernentin für Grundstücks-, Bau- und Friedhofswesen im Landeskirchenamt in Dresden.

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