• Bildungsexperten sehen Kita-System wegen hoher Krankenstände und Personalfluktuation unter Druck.
  • Wissenschaftler schlagen verschiedene Maßnahmen zur Entlastung von Erzieherinnen und Erziehern vor.
  • Laut Prognosen könnten sinkende Geburtenraten zu einer Entspannung der Personalsituation führen.

Bildungswissenschaftler sehen das Kita-System in Deutschland zunehmend unter Druck. In einer Stellungnahme der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission (SWK), einem Beratungsgremium der Kultusministerkonferenz, heißt es, viele Einrichtungen seien von hoher Personalfluktuation und überdurchschnittlich hohen Krankenständen betroffen. Häufig seien diese bedingt durch psychische Belastungen.

Das gefährde nicht nur die Verlässlichkeit der Betreuung, sondern wirke sich auch negativ auf die pädagogische Qualität aus: "Gerade junge Kinder leiden unter wechselnden Bezugspersonen und instabilen Betreuungssettings." Auch für Familien seien eingeschränkte Öffnungszeiten wegen hohen Krankenstands eine Belastung.

Kita-Leiterin: "Die meisten Fachkräfte leisten tagtäglich Überstunden"

Auch Katrin Klähn, Leiterin im Kinderhouse Salzwedel, berichtet von einer hohen Belastung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. "Die meisten Fachkräfte leisten tagtäglich Überstunden", sagte Klähn MDR AKTUELL. Es sei an der Zeit, dass über die Gesundheit der Fachkräfte nicht nur gesprochen, sondern dass gehandelt werde. Es brauche bundesweit einheitliche Rahmenbedingungen. Aktuell seien die Bedingungen von Ort zu Ort sehr unterschiedlich.

Bildungsexperten fordern, Ballung von Aufgaben aufzubrechen

Die Experten der SWK schlagen verschiedene Maßnahmen vor, um der Entwicklung entgegenzuwirken. So sollte Erzieherinnen und Erziehern gesetzlich Zeit für Fort- und Weiterbildung, Vor- und Nachbereitungsarbeiten sowie die Zusammenarbeit mit Familien freigeräumt werden, um eine Ballung von Aufgaben aufzubrechen. Hohe Krankenstände und Fluktuation müssten zudem realistisch in die Berechnung des Personalschlüssels einbezogen werden.

Auch sollten Gesundheitsförderung sowie Selbst- und Emotionsregulation regelmäßig gestärkt werden, heißt es weiter. Langfristig wird zudem vorgeschlagen, "weitere attraktive Karrierewege jenseits der klassischen Rollen" als Gruppenerzieherin oder Kitaleitung zu schaffen, um Fachkräfte im Beruf zu halten.

Prognose: Sinkende Geburtenrate führt zu Entspannung des Personalbedarfs

Die Experten weisen zugleich darauf hin, dass sich die Personalmangelsituation aufgrund sinkender Geburtenraten voraussichtlich zeitnah deutlich entschärfen werde. In Teilen Ostdeutschlands gebe es bereits ein Überangebot an Kitaplätzen. Für Westdeutschland werde 2027/28 ein Ausgleich der Mangelsituation erwartet. Auf der anderen Seite haben neu eingeschulte Kinder ab dem nächsten Schuljahr einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung. Das werde zu einem weiteren Personalbedarf vor allem in Westdeutschland führen.

Auch Katrin Klähn nimmt teils sinkende Kinderzahlen wahr: "Aber ich bin vorsichtig mit der Aussage, dass das zu einer Entlastung führt." Ihre Befürchtung sei, dass ein Ungleichgewicht im Personalschlüssel entstehe zwischen den Einrichtungen, die ihre Kinderzahlen halten und denen, die weniger Kinder zu betreuen haben.

MDR/dpa (mze)

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