• Im Solar Valley profitierte einst eine ganze Region vom Erfolg der Solarindustrie – bis billigere Importe aus China den Aufschwung beendeten.
  • Im Vorfeld der Inventar-Versteigerung bei Meyer Burger besteht nur verhaltenes Interesse an den diversen Auktionswaren.
  • Nach dem endgültigen Aus von Meyer Burger gibt es keine großen Solarmodul-Hersteller in Deutschland und Europa mehr.

"Oh Mann. Schon nicht schön, ehrlich gesagt", sagt Uwe Schmorl. Der Solar-Beschäftigte der ersten Stunde blickt auf das Ende einer Ära – einer kurzen Ära. Mit Ex-Kollegen läuft der 63-Jährige durch die stillgelegte Meyer Burger-Fabrik in Thalheim, Sachsen-Anhalt.

Vom Werkzeugwagen bis zur ganzen Produktionslinie kommt aus dem Inventar von Meyer Burger in Thalheim und Freiberg alles unter den Hammer.Bildrechte: MDR/Ralf Geißler

"Das sieht alles aus, als ob es noch nicht in Betrieb war und geht schon wieder außer Betrieb. Das ist doch ein Wahnsinn, oder?" An jeder Maschine kleben Nummern, damit man auf sie bieten kann. Es ist der traurige Ausverkauf einer einst glanzvollen Industrie.

Eine ganze Region profitierte einst vom Solarboom

Schmorl gehörte vor 25 Jahren zu den ersten Angestellten im Solar Valley. Er arbeitete bei Qcells, dem Solarzellenhersteller schräg gegenüber.

"Wir waren der Leuchtturm. Es gab ja damals nicht nur Qcells, es gab auch viele Firmen, die uns zugearbeitet haben. Es gab zum Beispiel eine Bäckerei, die gesagt hat: Wir können gar nicht so viel backen, wie jetzt die Brötchen gekauft werden." Die ganze Region habe davon profitiert. "Es war eine Euphorie da, die war unglaublich."

Es war eine Euphorie da, die war unglaublich.

Uwe SchmorlEhemaliger Mitarbeiter des Solarunternehmens Qcells

Doch dann kam China, lieferte Solar-Module billiger und billiger. Viele Käufer hat es gefreut. Doch keine Produktion im deutschen Solar Valley hat das überlebt.

Verhaltenes Interesse vor Inventar-Versteigerung

Nun also die Abwicklung. In der Meyer Burger-Industriehalle hat heute Ole Breckwoldt das Sagen. Der Auktionator der Hanseatischen Industrie-Consult soll im Auftrag des Insolvenzverwalters das Inventar verkaufen. Man sei bestrebt, das Maximum für die Insolvenzmasse zu generieren.

"Wir haben zum einen die Betriebs- und Geschäftsausstattung. Das ist Mobiliar, EDV-Technik, Flurförderfahrzeuge, Werkstätten. Also all das, was am Ende auch ein Endverbraucher gebrauchen kann. Und zum anderen haben wir die große Produktionslinie, die wir dann parallel dazu anbieten."

Die Zahl der Interessenten hält sich am ersten Besichtigungstag allerdings in Grenzen. Vor allem Ex-Beschäftigte schlendern durch die Halle, die nur mal gucken wollen. Kaufabsichten signalisiert Tezcan Gülgönül. Der Deutsch-Türke stellt sich als Geschäftsmann vor und sagt: Hierzulande sei die Solarproduktion zu teuer. Ganz anders sei das in der Türkei.

"Dementsprechend bin ich momentan auf der Suche nach Unternehmen, die ich aufkaufen und in die Türkei bringen darf und dort die Produktion starten kann. Die Nachfrage nach Solarpanelen ist dort extrem hoch. Von daher möchte ich mir das Ganze einmal anschauen und eventuell ein Angebot als Gesamtpaket abgeben." Ob Gülgönül die Produktion wirklich verlagern wird, bleibt offen.

Der letzte große Solarmodul-Hersteller Europas

Bei Uwe Schmorl löst der Ausverkauf jedenfalls Traurigkeit aus. Der langjährige Qcells-Mitarbeiter ist überzeugt, dass die Branche eine Chance gehabt hätte. In seiner ehemaligen Firma, die nun zum südkoreanischen Hanwha-Konzern gehört, wird immerhin noch für die Konzernzentrale geforscht.

Uwe Schmorl arbeitet schon seit Jahren in der Solarindustrie.Bildrechte: MDR/Ralf Geißler

"Es würde sich auch in Deutschland, in Europa wieder eine Produktion lohnen, wenn wir unseren Markt schützen. Wir haben hier eine Zukunftsindustrie, eine Zukunftsenergie, die können wir doch nicht einfach der Welt schenken. Und das ist das, was ich nicht verstehe. Ja, da gehört Mut dazu, zu China zu sagen: 'Ihr bezahlt jetzt Strafzölle in Deutschland.' Das wäre die Chance, hier die Solarindustrie wieder zu noch mehr Leben zu bringen."

Doch chinesische Solar-Importe mit Zöllen zu verteuern, war in Berlin nicht gewollt. Der Schritt würde die Energiewende auch teurer machen. So aber bleibt von der einst stolzen deutschen Produktion fast nichts übrig. Meyer Burger war der letzte große Hersteller von Solarzellen in der Europäischen Union.

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