Thüringen schrumpft weiter - Einwohner in Größe einer Kleinstadt verloren
Die Bevölkerung in Thüringen ist im vergangenen Jahr wieder gesunken. Das geht aus den Zahlen des Statistischen Landesamts hervor. Demnach ging die Zahl der Einwohnerinnen und Einwohner um rund 14.600 auf gut 2,1 Millionen zurück. Das sei eine mittelgroße Stadt, die von der Bildfläche verschwunden ist, sagte Thüringens Innenminister Georg Maier (SPD), der auch Minister für Landesentwicklung ist.
Ihm zufolge ist der Hauptgrund ein anhaltend hohes Geburtendefizit: Im vergangenen Jahr sind im Durchschnitt täglich 32 Kinder geboren worden, während 83 Thüringer pro Tag starben. Die Zahl der Geburten ist damit im vergangenen Jahr auf einen neuen Tiefststand gesunken. In diesem Jahr sei mit einem weiteren Rückgang um sechs Prozent zu rechnen. Maier nannte Sorgen der Menschen, etwa um ihren Arbeitsplatz, um die Wirtschaft, um geopolitische Krisen wie den Ukraine-Krieg, als Ursachen für den Rückgang.
Maier: Auch Schulen künftig von Schließung bedroht
Der Trend wird Maier zufolge weiter anhalten. Nach den Kindergärten, die von Schließung oder Kurzarbeit bedroht sind, könnte es bald auch Schulen treffen. Gegenwärtig ist der Alltag an Thüringens Schulen noch von Lehrermangel geprägt.
"Wir können diesen Verlust auch nicht durch Zuzüge kompensieren", sagte Maier. Zwar bleibe der Wanderungssaldo positiv, aber er schrumpfe. 4.500 mehr Menschen sind demnach im vergangenen Jahr in den Freistaat gekommen als ihn verlassen haben.
Thüringens Innenminister und Minister für Landesentwicklung Georg Maier (SPD)Bildrechte: picture alliance/dpa | Martin SchuttInnenminister warnt vor AfD-Kampagne
Wichtig ist nach Angaben von Maier auch, dass der ländliche Raum für Familien attraktiv bleibt - mit bezahlbaren Wohnungen, Kindergärten und Ärzten. Außerdem benötigt Thüringen laut Maier Zuwanderung. Das Problem sei, dass viele Menschen einen Bogen um Thüringen machten, sagte der SPD-Politiker mit Blick auf die "Remigration-Kampagne" der AfD. "Die Probleme, die wir jetzt schon haben, würden dadurch massiv, massiv verschärft werden."
Remigration bedeutet in rechtsextremistischen Kreisen, dass eine große Zahl von Menschen ausländischer Herkunft das Land verlassen soll - unter Umständen auch unter Zwang. Thüringen müsse sich als weltoffenes und demokratisches Bundesland präsentieren, sagte Maier. Gegenwärtig gehöre Thüringen im deutschlandweiten Vergleich nicht zu den attraktivsten Bundesländern.
Wirtschaft wächst trotz Unsicherheiten
Besser ist es Maier zufolge um die Thüringer Wirtschaft bestellt. In einer von wirtschaftlichen Unsicherheiten und geopolitischen Krisen geprägten Zeit wachse sie stärker als im Bund. Das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Thüringen lag bei einem Plus von 0,6 Prozent.
Profitiert habe der Freistaat vor allem davon, dass der Exportanteil in der Wirtschaft geringer sei als in anderen Bundesländern. Unter Umsatzrückgängen gelitten hätten vor allem stärker exportorientierte Branchen wie die Automobilzulieferer und der Maschinenbau, sagte Knut Demmler, Vizepräsident des Statistischen Landesamts. Profitiert hätten hingegen etwa Branchen wie die Holzwirtschaft.
MDR (woh/sar), dpa
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