"Herzlich willkommen, auch im Namen aller Mitarbeiter. Wir freuen uns, dass Sie hier sind!" Mit diesen Worten begrüßte Andreas Tünnermann, Chef des Fraunhofer-Institut für Angewandte Optik und Feinmechanik IOF in Jena am Dienstag Bundeskanzler Friedrich Merz. Das IOF war die erste Station beim Antrittsbesuch. An dem Institut besichtigte er unter anderem ein Quantenlabor und ließ sich Systeme zur globalen Quantenkommunikation vorstellen.

Am Institut traf Merz auf die komplette Thüringer Landesregierung, um an einer Kabinettssitzung teilzunehmen. Gesprochen wurde dabei laut Ministerpräsident Mario Voigt über drei Themenkomplexe: darüber, wie Wissenschaft und Forschung gefördert und Verkehrswege ausgebaut werden können. "Das dritte Thema, das uns beschäftigt hat, ist die Frage der grundlegenden Finanzierung von Kommunen und Krankenhäusern. Also, dass wir Sorge dafür tragen, dass die soziale Infrastruktur, also da, wo der Bürger dem Staat als erstes begegnet, stark und miteinander finanziert wird."

Mitte-Deutschland-Verbindung - Merz verspricht Lösung

Beim Thema Verkehrsinfrastruktur war die Mitte-Deutschland-Verbindung ein Schwerpunkt. Damit sind der Ausbau und die Elektrifizierung der Bahnstrecke von Nordrhein-Westfalen über Erfurt und Weimar nach Gera und weiter nach Sachsen gemeint. Für das Projekt ist die Finanzierung noch unklar. Bundeskanzler Merz versprach, nach einer Lösung zu suchen. Erst vor wenigen Tagen habe es dazu ein Gespräch mit dem Bundesverkehrsminister gegeben. Die Mitte-Deutschland-Verbindung sei keine regionale Strecke, sondern habe überregionale Bedeutung, so der Kanzler.

"Das ist eine wichtige europäische Verbindung. Und ich lege Wert darauf, dass wir nicht nur im Straßenbau, sondern auch im Ausbau des Schienennetzes jetzt den Blick nach Osten richten. So gut wir mittlerweile nach Brüssel oder Paris angebunden sind, so gut müssen wir auch gut angebunden sein an die Hauptstädte unserer östlichen Nachbarn. Da ist die Mitte-Deutschland-Verbindung ein ganz wesentlicher Teil", so Merz.

Kanzler in Jena: Proteste und Applaus

Begleitet wurde der Besuch des Kanzlers am IOF von einer Protestaktion. Mehrere hundert Menschen demonstrierten gegen die Asyl- und Klimapolitik der Bundesregierung. Wesentlich freundlicher, ja fast euphorisch war der Empfang für Merz dagegen bei der nächsten Station, der Werkstattschule in Jena-Lobeda.

Der freundliche Empfang hatte laut Schulleiter Christian Haschke einen Grund: "Die Kinder waren die ganze Zeit total aufgeregt. Und haben sich total gefreut, dass sie so wahrgenommen werden. Und sie empfinden das natürlich als Auszeichnung, dass sie so wertgeschätzt werden. Ja, und darüber haben sie sich gefreut!" Und eine Neuntklässlerin der Werkstattschule formulierte es so: "Also, ich dachte, es kommt anders. Weil viele ihn irgendwie nicht mögen. Aber es ist schon krass, wie er den Jubel bekommen hat."

Menschen demonstrierten beim Besuch von Bundeskanzler Merz vor dem Fraunhofer-Institut für Angewandte Optik und Feinmechanik.Bildrechte: picture alliance/dpa | Stefan Hantzschmann

Merz spricht mit Ärzten und Pflegekräften

Letzte Station des Besuchs in Thüringen waren die Waldkliniken in Eisenberg im Saale-Holzlandkreis. Hier ließ sich Merz unter anderem die Orthopädie zeigen. Er sprach mit Ärzten und Pflegekräften. "Ich nehme auch einige Anregungen mit", sagte Merz nach dem Gespräch. "Nämlich, dass wir unsere Gesundheitspolitik doch grundlegend besser machen könnten, wenn wir dafür einige Voraussetzungen schaffen."

Was genau Merz damit meinte, blieb unklar. Fragen von Journalisten an den Bundeskanzler waren bei den Presse-Terminen nicht möglich. Auch, weil Merz schnell nach Berlin zurück musste, zur Probeabstimmung der Unionsfraktion über das Rentenpaket. Aus Sicht von Ministerpräsident Voigt war der Kanzler-Besuch jedenfalls ein Erfolg. Auch, weil damit ein neues Fundament gelegt worden sei: "Es schließt sich an ein neues Miteinander und einen engeren Austausch, den wir als Land mit dem Bund verspüren. Das hilft uns als Freistaat sehr."

Bundeskanzler Friedrich Merz bastelte mit Kindern einer Werkstattschule ein Mosaik.Bildrechte: picture alliance/dpa/Jennifer Brückner

Aus Thüringen nahm der Kanzler zudem eine große Christbaumkugel aus Lauscha sowie einen speziellen Adventskalender aus Thüringer Eiche mit - gefertigt von Tischlerlehrlingen in Bad Blankenburg. In den Fächern: Produkte wie Doppelkorn, Pflaumenmus, Erfurter Brückentrüffel und ein Altenburger Skatspiel.

MDR (woh/sar)

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