Zschäpe im NSU-Prozess in Dresden: "Ich schäme mich"
Beim NSU-Prozess am Oberlandesgericht in Dresden wird seit Mittwoch Beate Zschäpe als Zeugin vernommen. Zschäpe verbüßt derzeit eine lebenslange Haftstrafe im Frauengefängnis Chemnitz. Die 50-Jährige soll vor Gericht gegen eine mutmaßliche NSU-Unterstützerin aussagen.
Zschäpe erkennt Schuld erstmals an
Zschäpe zeigt im Prozess gegen ihre ehemalige Vertraute erstmals Einsicht in ihre Schuld. "Ich schäme mich", sagte die 50-Jährige bei ihrer mehrstündigen Zeugenaussage. Sie habe ihre Verurteilung von 2018 inzwischen in vollem Umfang angenommen, das habe aber eine Weile gedauert. Erst im Prozess habe sie angefangen, ihr Schuld einzusehen, sagte Zschäpe.
Die Banküberfälle ihres Trios habe sie als weniger schlimm betrachtet. Die Auswirkungen ihrer Taten auf Zeugen habe sie erst durch die Aussagen bei Gericht verstanden. Ein Zeuge habe etwa nicht mehr arbeiten können. "Natürlich macht das was mit einem", sagte Zschäpe. Zu Opfern und Angehörigen habe sie keinen Kontakt aufgenommen. "Ich würde das als übergriffig empfinden", sagte Zschäpe.
Angeklagte durch Zschäpe belastet
Die als Zeugin geladene Zschäpe belastete die angeklagte Susann Eminger mit ihrer Aussage. Sie bestätigte, dass sie mehrere Karten von Eminger für Arztbesuche, Urlaube, Reisen mit einer Bahncard und einer Vernehmung bei der Polizei in Zwickau benutzt habe. Auf deren mögliche Motive angesprochen, sagte Zschäpe, Eminger habe ihr angesichts ihrer Probleme vermutlich helfen wollen. Sie sei ein "hilfsbereiter Mensch". Die Identität der Angeklagten habe sie zum ersten Mal verwendet, als die Polizei sie Anfang 2007 zu einer Zeugenaussage wegen eines Wasserschadens im damaligen Wohnhaus des NSU-Trios vorlud.
Zschäpe bestätigte auch, dass Eminger über Dritte, möglicherweise über ihren Ehemann, von den Banküberfällen des Trios gewusst und Zschäpe auch darauf angesprochen habe. Auf die Frage der Vorsitzenden Richterin, welchen Grund sie ihrer Freundin für das Leben im Untergrund genannt habe, sagte Zschäpe, das Trio habe dies mit den Sprengstofffunden in Garagen in Jena und früheren Straftaten begründet.
NSU-Ombudsfrau: Kein Zeichen von Anteilnahme oder Reue bei Zschäpe
Die Ombudsfrau der Bundesregierung für die NSU-Opfer Barbara John hatte vor Beginn der Verhandlung in Dresden MDR SACHSEN gesagt, sie würde sich wünschen, dass Beate Zschäpe zugibt, dass ihre beste Freundin Susann Eminger eine terroristische Vereinigung unterstützt hat. "Obwohl es eher unrealistisch ist. Während des Prozesses in München hat Frau Zschäpe nicht einmal in Richtung der Hinterbliebenen geguckt, der Opfer, der Menschen, die Leid und Schmerz erlitten haben und immer noch darunter leiden. Sie hat nicht ein einziges Wort an sie gerichtet."
Vorwurf: Beate Zschäpe Identität geliehen
Der Generalbundesanwalt in Karlsruhe wirft der angeklagten Susann Eminger neben Beihilfe zur besonders schweren räuberischen Erpressung die Unterstützung der terroristischen Vereinigung NSU in drei Fällen vor.
Am Oberlandesgericht in Dresden läuft derzeit der Prozess gegen eine mutmaßliche Unterstützerin des Terrortrios NSU. (Archivbild)Bildrechte: mdrDie 44 Jahre alte Angeklagte soll laut Staatsanwaltschaft ihrer Freundin, der verurteilten NSU-Mittäterin Beate Zschäpe, unter anderem ihre Krankenkassenkarte für Arzttermine gegeben haben. Außerdem soll Eminger ihre Personalien zur Beschaffung von Bahncards für Zschäpe und Uwe Böhnhardt bereitgestellt haben. Im Fall einer Verurteilung droht Susann Eminger eine mehrjährige Freiheitsstrafe. Die Angeklagte schwieg zunächst zu den Vorwürfen. Sie befindet sich derzeit auf freiem Fuß.
MDR (kbe/mwa/ben)/dpa/afp
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