Was sind eigentlich hocheffiziente Verbrenner?
Kennen Sie hocheffiziente Verbrenner? Wenn es nach Bundeskanzler Friedrich Merz geht, sollen diese Fahrzeuge auch nach 2035 problemlos zugelassen werden können. Also nach dem sogenannten Verbrenner-Aus oder Verbrenner-Verbot – das gar keins ist, um das noch einmal klarzustellen. Denn: "Neue Verbrenner dürfen auch über 2035 hinaus weiterhin gekauft und zugelassen werden. Es wird jedoch pro Gramm CO₂/km, die ein Neufahrzeug ausstößt, eine Emissionsüberschreitungsabgabe von 95 Euro fällig", erklärt das Bundesumweltministerium.
Und damit zur Hocheffizienz. Wann ist so ein Verbrennermotor so gut? Eigentlich haben wir schon heute sehr effiziente Verbrenner, sagt Dr. Wolfgang Gottschalk, seit 2020 Honorarprofessor für Verbrennungskraftmaschinen an der Fakultät für Maschinenbau der TU Ilmenau. In den letzten 40-50 Jahren hat sich Verbrauch praktisch halbiert. Auch wenn man das im Alltag nicht immer erlebt. Wenn man etwa auf ein sehr typisches Auto schaut, den Golf I der 1970er im Vergleich zum Golf 8 von heute. "Dann wird man ja sagen: Mensch, wo ist denn da der Verbrauchsfortschritt? Dass das Auto aber doppelt so schwer geworden ist und doppelt so groß, und fünfmal so viel Komfort und Sicherheit bietet, das muss in diese Bewertung mit eingepreist werden."
Steigerung hat physikalische Grenzen
Diese Effizienz könne man noch weiter steigern, zum Beispiel durch andere Kraftstoffe etwa mit Alkohol-Beimischungen – bis zu einem gewissen Punkt, denn der Verbrenner hat als Wärmekraftmaschine physikalische Grenzen. Thermische Energie ist nicht in beliebigem Maße in andere Energiearten umwandelbar.
Ich brauche immer den Handshake.
Dennoch findet Motorexperte Gottschalk die Diskussion wichtig. Ergänzt um einen wichtigen Punkt. Den Energieträger, der den Motor antreibt. Denn selbst der höchst effiziente Motor kann den Charakter des Energieträgers nicht verändern. "Das heißt also, ich brauche immer den Handshake", erklärt Gottschalk. "Ich brauche einerseits den klimaverantwortlichen, möglichst klimaneutralen Energieträger. Den ich dann mit höchstmöglichem Wirkungsgrad im Energiewandler in einer Nutzenergieform, mechanisch, elektrisch oder wie auch immer, umwandle."
Effizienz-Gewinner E-Auto
Ein Handshake, den ein mit ohnehin höherem Wirkungsgrad ausgestattetes und mit Solar oder Windenergie aufgeladenes Elektroauto schon heute für sich entscheidet. Ein Verbrenner wird dieses Niveau nie erreichen, sagt Christian Hochfeld, Direktor der Agora Verkehrswende, eines Thinktanks für klimaneutrale Mobilität. "Ein hocheffizienter Verbrenner ist maximal ein Drittel so effizient wie ein Elektroauto."
Die Diskussion um hocheffiziente Verbrenner, die mit dem Schreiben von Bundeskanzler Merz auf Wunsch der Ministerpräsidenten einiger Länder an EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen in die Welt kam, ist für Hochfeld nicht nur problematisch, weil es keine Definition solcher Fahrzeuge enthielt. Auch mögliche Klimafolgen wurden ignoriert. "Wenn man ernsthaft sagt, dass man ein großes Interesse am Klimaschutz und am Wirtschaftsstandort hat,", so Hochfeld, "dann gehört zu so einem Brief eine glaubhafte Abschätzung: Was heißt das für die Klimaschutzziele, für die Emissionen aus dem Verkehrssektor?" Werden das mehr oder wie stellt man sicher, dass es durch diese Veränderung nicht mehr werden?
Doch solche Abschätzungen fehlen komplett, so der Experte. Dabei sei davon auszugehen, dass es mehr Emissionen gibt, die dann wieder ausgeglichen werden müssten, um die in Deutschland gesetzlich festgelegten Klimaziele zu erreichen. Teure E-Fuels seien dafür keine Lösung. Im Gegenteil. Sie würden sogar zu mehr sozialer Ungleichheit führen. Denn am Ende müssten die Menschen diese Kraftstoffe tanken, "die sich kein neues Fahrzeug leisten können".
Hilft weder dem Klima noch der Wirtschaft
Die Lasten des notwendigen Klimaschutzes werden so denen aufgebürdet, die es sich am wenigsten leisten können. Auch der Industrie helfe ein Festhalten am Verbrenner nicht weiter. Keines der Probleme, die sie jetzt belasten, würde damit gelöst werden. Weder hohe Zölle, noch Kaufzurückhaltung in Europa oder fehlende Wettbewerbsfähigkeit und Einbruch der Märkte in Asien, insbesondere China. "Fragen Sie mal in der Industrie, wie viele Arbeitsplätze, die im nächsten Jahr verlorengehen – und jeder ist tragisch –, damit gehalten werden könnten, dass die Regelungen jetzt geändert werden", sagt Hochfeld. "Ich habe bisher nur die Antwort bekommen: keiner!"
Man versucht, aus dem Verbrennermarkt noch den letzten Euro herauszuquetschen.
Bildrechte: IMAGO / Sven SimonWenn weder Klima noch Wirtschaft profitieren, welche Lobbygruppen stecken dann hinter diesen Vorschlägen? Da kann auch Hochfeld nur Vermutungen anstellen. Er nennt es "süßes Gift". Hier stehen Kurzfristinteressen gegen Langfristinteressen. "Man versucht, aus dem Verbrennermarkt noch den letzten Euro herauszuquetschen." Auf Kosten der Wettbewerbsfähigkeit der Zukunft.
Kennen Sie die "hocheffiziente Glühbirne"?
Und dem sollte sich die Politik nicht anschließen, wenn man den Automobilstandort Deutschland langfristig sichern will, sagt Hochfeld, der den Blick nach Spanien empfiehlt. Dort hat Ministerpräsident Pedro Sánchez gerade einen Plan für die Zukunft der Automobilindustrie – gemeinsam entwickelt mit der Industrie. Bis 2035 sollen 95 Prozent der produzierten Autos elektrisch sein.
Für alle, die jetzt immer noch die Frage nach der Hocheffizienz umtreibt, hat der gelernte Ingenieur diesen Vergleich: "Das ist genauso, als wenn sie die hocheffiziente Glühbirne wollen." Die existiere vielleicht. Aber sie ist und bleibt nun mal ineffizeinter als das LED-Licht. Und genauso wenig wie wir zur alten Glühbirne zurückkehren wollen, sagt Hochfeld, sollten wir es auch bei der Mobilität halten.
gp
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