Nadja Frolov schraubt in einem Sicherungskasten herum. Sie verlegt gerade Kabel – eine Übungsaufgabe in ihrer Ausbildung. Die 27-Jährige macht eine Lehre zur Mechatronikerin bei Siemens Energy in Leipzig. "Ich finde es sehr abwechslungsreich. Ich liebe es, mit den Händen etwas Handwerkliches zu machen. Ich glaube, das kommt aus der Familie, weil mein Vater auch im Handwerk ist und meine Mutter auch immer gerne was im Haushalt verkabelt hat."

Zahlen zur Jugendarbeitslosigkeit in Sachsen

  • Seit 2019 bis Mitte 2025 stieg die Zahl junger Arbeitsloser von etwa 9.500 auf fast 17.000
  • Von 2008 bis 2019 sanken Zahlen stark von knapp 32.000 auf rund 9.500
  • Während der Corona-Pandemie 2020 wieder Anstieg auf 11.500
  • Drei Viertel der Betroffenen fehlt eine Berufsausbildung
  • Der Anteil der Ausländer stieg seit 2015 von sechs auf 32 Prozent
  • Die Arbeitslosenquote der Jüngeren von 7,2 Prozent übersteigt die Gesamtquote von 6,8 Prozent.


Quellen: Sächsisches Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Klimaschutz, Arbeitsagentur in Sachsen

Nach dem abgebrochenen Studium ins Unternehmen

Dass ihr diese Arbeit Spaß macht, weiß sie noch gar nicht so lange. Vor kurzem hatte Frolov noch Pädagogik studiert, merkte dann aber schnell, dass es nicht das richtige ist. Sie brach das Studium ab und war dann erst einmal ratlos, wie es weitergehen soll.

Soll es weiter ein Studium sein oder eine Ausbildung? Vielleicht doch einfach arbeiten? Es waren immer so viele Fragen und ich hatte leider nicht so viele Erfahrungen gesammelt in der Vergangenheit und habe mich immer nur in der Pädagogik bewegt.

Nadja FrolovAuszubildende

Initiative Joblinge hilft bei der Suche nach Arbeit

Bei einem Gespräch in der Arbeitsagentur erfuhr Frolov schließlich von der Initiative "Joblinge". Dort wird jungen Arbeitslosen bei der Suche nach einem Job oder einer Ausbildung geholfen. Frolov kam so zu einem Praktikum bei Siemens Energy – und schließlich zu ihrem Ausbildungsplatz.

Das Programm "Joblinge" wird aus EU-Mitteln und kommunalen Geldern finanziert. Deutschlandweit gibt es 30 Standorte. Die meisten befinden sich in westdeutschen Metropolregionen. Leipzig ist einer der wenigen im Osten Deutschlands. Neben der Vermittlung an Unternehmen bereitet "Joblinge" die jungen Menschen auch in Kursen auf die Arbeitswelt vor.

Es geht ums Ausprobieren

Sie lernen etwa, wie man eine gute Bewerbung schreibt und absolvieren einen viertägigen Kulturworkshop, erzählt Matthias Kretschmer, Geschäftsführer von "Joblinge" in Leipzig. Sie müssten entweder ein Tanzprojekt besuchen, ein Theaterprojekt machen oder ein Zirkusprojekt.

In den allermeisten Fällen ist die erste Aussage der Jugendlichen: Was hat das mit Ausbildung zu tun? Nix! Wir wollen, dass sie sich auf den Weg machen, dass sie Dinge, die sie für nicht zielführend erachten im ersten Augenblick, trotzdem angehen.

Matthias KretschmerGeschäftsführer von "Joblinge" in Leipzig

Es gehe darum, dass die Jugendlichen losgingen, etwas probierten und dann merkten, dass es gar nicht so schlimm gewesen sei. "Es macht Sinn, auch mal ein Ding, wo ich unsicher bin, anzugehen", erklärt Kretschmer.

Kretschmer: Erfolgsquote von 70 Prozent

Etwa 70 Prozent der teilnehmenden Jugendlichen kommen so an einen Ausbildungsplatz, sagt Kretschmer. Gleichzeitig merkt auch er, wie immer mehr junge Menschen Probleme mit dem Berufseinstieg haben. "Wir haben in den vergangenen Jahren viele Schülerinnen und Schüler, die dann zu uns ins Programm kommen, die durch Corona mächtig gelitten haben. Denen soziale Kontakte fehlen, denen Erfahrungen fehlen. Und denen vor allem Orientierung in diesem Ausbildungsmarkt fehlt."

Eine neue Orientierung hat Nadja Frolov dank "Joblinge" gefunden. Nach ihrer Ausbildung will sie auch künftig bei Siemens in Leipzig arbeiten. Neben dieser Erkenntnis hat ihr das Programm aber auch ganz grundsätzlich geholfen: "Eines der wichtigsten Dinge war auf jeden Fall, dass sie meinen Selbstwert gesteigert haben, dass sie mir geholfen haben, an mich selbst zu glauben. Und mir vermittelt haben, dass ich das alles hinbekomme."

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